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Gottes Wort kann nicht ohne Gottes Volk sein;
wiederum: Gottes Volk kann nicht ohne Gottes Wort sein.
Martin Luther


Aus mir unerfindlichen Gründen schreibt der Jesuit Markus Schmidt - ein Dozent für ökumenische Theologie, der also Luther mal selbst gelesen haben sollte -, Luther habe das Wort Gottes gegen die Kirche ausgespielt.
"Die Entgegensetzung von Kirche und Evangelium mag menschlich nachvollziehbar sein, schmerzt aber aus theologischer Sicht".
Schmidt vermittelt den Eindruck, Luther sei Gegner der Kirche gewesen und zitiert gegen diese Einstellung Worte von Papst Franziskus:
So "empfangen wir die Botschaft des Evangeliums in der Kirche, und in der Kirche heiligen wir uns. Unser Weg verläuft innerhalb der Kirche." Und der Papst rede von einer "absurden" Entgegensetzung, da wir nur in der Gemeinschaft der Gläubigen die frohe Botschaft hören könnten.
(siehe Jesuiten Heft 2014/2)

Sollte das denkerische Niveau der Jesuiten mittlerweile allgemein auf einem solch schlechten Stand gesunken sein wie es bei Schmidt SJ zum Ausdruck kommt, dann sollte man sich doch eher bei Wikipedia erkundigen, was Luthers Lehre gewesen ist und nicht bei der einstens römisch-katholischen Elitetruppe.

Denn die so konstruierte Entgegensetzung von "Wort Gottes" und "Kirche" ist derart bei Luther nicht auffindbar. Wo er das Wort Gottes gegen die Kirche richtet, da ist zumeist die falsche, insbesondere römisch katholische Kirche gemeint und eben nicht die wahre, gottgewollte Kirche, die ja durch das Wort Gottes konstituiert wird - creatura verbi.

Die wirkliche, die wahre Kirche nach Luther:

  • Die Kirche hat das reine Wort und die reinen Sakramente.
  • Wo man dem Worte der Schrift glaubt und gehorcht, ist die Kirche.
  • Die christliche Kirche ist unsichtbar.
  • Die Kirche ist heilig.
  • Die Kirche kann nicht irren.
  • Die Kirche bewahrt Christi Wort und Ordnung.
  • Die Kirche ordnet nichts ohne und wider Gottes Wort.
  • Die Kirche hat die Schlüssel zum Himmel.
  • Gott erhält die Kirche.
  • Die Kirche bleibt für und für.
  • Es gibt eine rechte alte und eine falsche neue Kirche.
  • Des Pabsts Kirche ist nicht die heilige katholische Kirche.
  • Die römische Kirche des Pabstes ist eine Bubenschule und Kirche des Teufels.

So zu ersehen aus dem Haupt-Sachregister der Lutherausgabe von Walch.


In media res

Da CA IV gelehrt wird

daß wir Vergebung der Sunde und Gerechtigkeit vor Gott nicht erlangen mogen durch unser Verdienst, Werk und Genugtun, sonder daß wir Vergebung der Sunde bekommen und vor Gott gerecht werden aus Gnaden umb Christus willen durch den Glauben, so wir glauben, daß Christus fur uns gelitten habe und daß uns umb seinen willen die Sunde vergeben, Gerechtigkeit und ewiges Leben geschenkt wird...
BSLK, M 39

so gilt, daß der, und zwar nur der Mensch ein Christ ist, der durch die Wirkung des Heiligen Geistes glaubt, daß er um Christi stellvertretender Genugtuung willen Vergebung der Sünden hat.

Und daraus folgt: daß christliche Kirche aus allen Menschen besteht, welche auf dieser Weise an Christus glauben, und zwar nur aus diesen Menschen. (vgl. Pieper/Mueller 693).


Der Artikel von der Rechtfertigung ist ein grundlegender, der in allen Bereichen der Theologie zum Tragen kommen muß, also auch hier in der Lehre von der ekklesia = Kirche, Gemeinde, von der es in der Augsburgischen Konfession (CA VII) heißt:

Es wird auch gelehret, daß allezeit musse eine heilige christliche Kirche sein und bleiben, welche ist die Versammlung aller Glaubigen, bei welchen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakrament lauts des Evangelii gereicht werden.
Dann dies ist gnug zu wahrer Einigkeit der christlichen Kirchen, daß da einträchtiglich nach reinem Verstand das Evangelium gepredigt und die Sakramente dem gottlichen Wort gemäß gereicht werden. Und ist nicht not zur wahren Einigkeit der christlichen Kirche, daß allenthalben gleichformige Ceremonien, von den Menschen eingesetzt, gehalten werden, wie Paulus spricht zun Ephesern am 4. [5.6]: "Ein Leib, ein Geist, wie ihr berufen seid zu einerlei Hoffnung euers Berufs, ein Herr, ein Glaub, eine Tauf."
BSLK, M 40