Bo Giertz - hartmut-geisler.de

Sie sind hier: Startseite » Reformatorische Theologie » Bo Giertz

Bo Giertz (1905-1998) war ein schwedischer konservativer lutherischer Bischof und Schriftsteller.

Er hat uns unter anderem das schöne Betrachtungsbuch "Aus der Nähe Gottes leben" und die Laiendogmatik "Die große Lüge und die große Wahrheit - 15 Kapitel über christliche Grundwahrheiten" hinterlassen.

Aus diesen beiden Büchern möchte ich das eine und andere hier zitieren.


Wir müssen an das Gute im Menschenherzen glauben. Wir müssen an die der Menschennatur innewohnenden lichten Mächte und ihre langsam aber sicher wirkende Schaffenskraft glauben.

So etwa hieß es um das Jahr 1911, als man drauf und dran war, den Teufel abzuschaffen.

Drei Jahre darauf kam der erste Weltkrieg. Die Menschheit erschauerte: War so etwas möglich in einer Welt, die von der Vernunft geführt und von den dem Menschenherzen innewohnenden guten Kräften geleitet werden sollte?

Nun - es würde wohl vorübergehen. Aber die Zeit ging hin. Jahr um Jahr hielt das sinnlose Menschenschlachten an. Dann kam endlich der Friede, und er wurde beinahe noch schlimmer - ein permanenter Zustand von Krisen und Chaos, Umstürzen und steigender internationaler Unruhe, bis wir schließlich in einem neuen Krieg endeten, gegen den der vorhergende die reine Idylle war.

In diese Zeit von Lügen und gebrochen Versprechen, von Deportationen und Zwangsarbeit, von Zerstörung, Mord und Tortur spricht man nicht mehr von dem natürlichen Gutsein des Menschen oder "von dem Naturgesetz der Liebe", kaum auch von der Siegeskraft der Vernunft.

Es ist im Gegenteil schauerlich offenbar, daß die Vernunft machtlos ist in einer Welt, in der die dunklen Triebe des Geldhungers, nationaler Überheblichkeit und privaten Egoismus` ihr herzloses Spiel treiben.

Es dürfte jedermann offenbar sein, daß uns nicht mit Technik und Organisation geholfen ist - es bedarf auch eines guten und selbstlosen Willens.

Aber auch das dürfte für jedermann zu Tage liegen, daß ein guter und selbstloser Wille nicht zur natürlichen Ausrüstung des Menschen gehört. Es gibt im Gegenteil etwas in ihm, das erst gebrochen und gebunden werden muß, bevor der gute Wille triumphieren kann.

Dieses Etwas heißt Eigennutz, Selbstsucht, Sünde, "sein Leben gewinnen wollen".

Eben deshalb ist es notwendig, daß hier wirklich eine Umkehr erfolgt, eine radikale Erneuerung der Willensrichtung des Menschen, wenn nicht seine ihm innewohnende Bosheit, seine träge Selbstsucht und seine moralische Feigheit ihr Recht fordern sollten - um hernach, millionenfach addiert, im Krieg, Rassenhass, sozialem Elend und rücksichtsloser Machtpolitik Gestalt zu gewinnen.

(Laiendogmatik)


Darum ist das Entscheidende nicht, daß ich glaube, sondern an wen ich glaube. Der seligmachende Glaube ist nicht der Glaube an irgendetwas Beliebiges, nicht einmal ein Glaube an Gott, sondern ein Glaube an den Erlöser, der meine Sünden durch seinen Tod gesühnt hat, und der gerade durch den Glauben mein ganzes Wesen und meine ganze Existenz in sich aufnimmt und mich an allem teilnehmen läßt, was zu Leben und Seligkeit dazugehört.

*

Der seligmachende Glaube ist der Glaube an Jesus.
Mit großen Nachdruck sagen wir: Glaube an Jesus. Es ist nämlich nicht sicher, daß das, was man "an Gott glauben" nennt, dasselbe ist wie ein richtiger christlicher Glaube. Auch Juden und Mohammedaner glauben an Gott, den gleichen Gott wie wir. Ihr Glaube ist dennoch ein falscher Glaube. Und  viele Christen, die bekennen, daß sie an Gott glauben, meinen einen Glauben, der nicht viel besser ist.

*

Der seligmachende Glaube ist ein Glaube an Jesus allein. Das heißt mit anderen Worten: ein Glaube an Jesus und nicht an irgendwelche Werke oder irgendwelche Eigenschaften bei mir selber, auch nicht an irgendwelche Erlebnisse oder Gefühle oder was es sonst sein mag.

(Laiendogmatik)