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Thema des Römerbriefes:
Ὁ δὲ δίκαιος ἐκ πίστεως ζήσεται.
Der aus Glauben Gerechte wird leben.
Röm 1,17


Der Brief des Apostels Paulus an die Römer wurde vermutlich 56/57 n.Chr. in Korinth verfaßt und durch die Diakonin Phoebe der dortigen Gemeinde überbracht.

Dieser Brief ist das rechte Hauptstück des Neuen Testaments und das allerlauterste Evangelium, welcher wohl würdig und wert ist, daß ihn ein Christenmensch nicht allein Wort für Wort auswendig wisse, sondern täglich damit umgehe als mit einem täglichen Brot für die Seele; denn er kann nimmer zu viel und zu gründlich gelesen oder betrachtet werden. Und je mehr er behandelt wird, desto kostbarer wird er und um so besser schmeckt er.
Martin Luther: Vorrede zum Brief des Paulus an die Römer (1522).

Johannes Calvin hat diesen Worten Luthers wohl zugestimmt zumal einer seiner ersten Bibelauslegung dem Römerbrief galt und seine Institutio stark von diesem geprägt ist, so dass man sagen kann: wer diese beiden Werke Calvins recht studiert ist am Ende ein ordentlicher Theologe.

Inbezug auf den Unterschied zwischen Kommentar und systematischer Abhandlung (auf die wir immer wieder zurückgreifen werden, da wir den Römerbrief eben auch in systematischer Absicht studieren) schreibt Calvin in einem Brief an die Leser der Institutio 1539:

Weiterhin war es meine Absicht in dieser Arbeit, Kandidaten der heiligen Theologie so auf die Lektüre des göttlichen Wortes vorzubereiten und zu unterrichten, dass sie einen leichten Zugang dazu haben und sicheren Fußes in ihr fortschreiten könnten. Denn ich glaube, die Summe der Religion in all ihren Teilen so zusammengefasst und in solcher Ordnung dargestellt zu haben, dass wenn einer sich richtig daran hält, es ihm nicht schwer fallen wird festzustellen, was in der Schrift vornehmlich zu suchen ist und auf welches Ziel ihre Inhalte zu beziehen sind. Also: dieser Weg ist etabliert, wenn ich nachher Schriftauslegungen herausgebe, werde ich es nicht nötig haben, lange Ausführungen zu dogmatischen Fragen anzustellen oder in Gemeinplätze auszuufern, und mich dazu nur kurz fassen. Auf diese Weise wird dem frommen Leser viel Mühe und Anstrengung erspart bleiben, sofern er mit der Kenntnis dieser Arbeit als einem notwendigen Werkzeug ausgestattet an seine Aufgaben herangeht. Weil aber der Kommentar zum Römerbrief ein Beispiel dieses Vorhabens liefern wird, möchte ich lieber die Sache für sich selbst sprechen lassen, als sie in Worten anzupreisen.
(CStA, Bd.5,1. S. 4f.)


Dass dieser Brief einen missionarischen Anlaß hat und zum systematischen Verstehen der christlichen Botschaft sehr geeignet ist, zeigen die vielen Kommentare, die in Jahrhunderten entstanden sind; denn wie Schirrmacher schön in einer Kurzgliederung des Briefes zeigt, erfahren wir aus diesem,

  • warum wir errettet werden müssen,
  • wie und wozu diese Rettung erfolgt ist;
  • wie weiterhin auch Israel errettet werden wird
  • und wie man aus dieser Errettung heraus leben soll.
    (Vgl. Schirrmacher, Römerbrief 1,43)


Wie grundlegend für das Verständnis der Heiligen Schrift der Römerbrief ist, geht aus dem hervor, was die Genfer Studienbibel anführt:

Alle Reformatoren sahen den Römerbrief als den von Gott gegebenen Schlüssel zum Verständnis der ganzen H[eiligen] S[chrift] an, weil Paulus hier die größten Themen der Bibel zusammenbringt: Sünde, Gesetz, Gericht, menschliche Bestimmung, Glauben, Werke, Gnade, Rechtfertigung, Heiligung, Erwählung, den Plan der Erlösung, das Werk Christi und des Geistes, die christl. Hoffnung, das Wesen und das Leben der Gemeinde, die Stellung der Juden und Nicht-Juden im Heilsplan Gottes, die ntl. Schau der Gemeinde und der Weltgeschichte, die Bedeutung und Botschaft des AT, die Pflichten des christlichen Bürgers und die Prinzipien der persönlichen Frömmigkeit und Moral. Vom Blickwinkel des Römerbriefes aus liegt das ganze Panorama der Bibel zur Einsicht offen, und die Beziehung der Teile zum Ganzen wird verständlich.
⇒ Das Studium des Römerbriefes ist deshalb lebensnotwendig für die geistliche Gesundheit und die Erkenntnis des Christen.
Genfer Studienbibel, S. 1827