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Zehnte Betrachtung
Von der Einheit Gottes

I.
Gott muß einig sein und es kann nicht mehrere Götter geben; denn er besteht in seiner Größe und Erhabenheit nur durch die Einheit seiner Natur. Der Grund davon ist, dass, um das erste Wesen, das höchste Wesen, unabhängig und im höchsten Grade vollkommen und derjenige zu sein, unter dem sich Alles beugt, es absolut notwendig ist, dass er einig sei und keinen Gleichen neben sich habe. Denn wenn er einen Gleichen neben sich hätte, der ein anderer Gott, von anderer Natur wäre, so wäre er nicht der Erste. Dieser Gleiche wäre so viel wie er und könnte ihm die Ehre des Mehrseins streitig machen. Er wäre nicht der Höchste, denn unter Gleichen gibt es keinen Vorrang. Er wäre nicht unabhängig, denn er müßte von dem anderen abhängen, der, da er Gott wäre, als ganz anderer den Vorzug hätte, dass er ihm seine Herrschaft streitig machte. Er wäre nicht im höchsten Grade vollkommen, denn er hätte nicht die unendliche Vollkommenheit, die in einem anderen wäre, um ihn von jenem zu unterscheiden. Es würde nicht Alles von ihm abhängen, denn er ihm gleich wäre, würde Nichts von ihm erhalten und wäre ihm keine Unterwerfung schuldig. Damit also Gott sei, der er ist, das erste Wesen, das höchste Wesen, das unabhängige Wesen, das ganz vollkommene Wesen, und dasjenige, dem Alles unterworden ist, muß er einig sein. Dadurch übertrifft er alle Geschöpfe, deren Natur sich alle Tage vervielfältigt, so dass wir mehrere Menschen, mehrere Engel derselben Gattung sehen. Und wenn es auch wahr ist, dass es nur eine Sonne gibt, so kann doch Gott so viele Sonnen schaffen, als es kleine Sperlinge und Fliegen und Sterne am Firmamente gibt. Darum können die seltensten Dinge der Welt ganz allgemein werden. Aber es gibt nur eine Gott, der notwendig einig ist, und der nicht vervielfältigt werden kann, weshalb seine Herrschaft unumschränkt ist.

O einiges Wesen und unvergleichlicher Gott. ich wünsche dir Glück zu deiner Einheit, ich freue mich, dass du so erhaben bist, dass Niemand dir nahen kann, um sich dir gleichstellen zu können. Wer ist denn Gott außer dem Herrn? oder wer Gott außer unserem Gott? (Ps 17,32). Ach, ich wäre tief betrübt, wenn ein anderer Gott wäre wie du und wenn deine Glorie von einem anderen geteilt würde. O Gott der Welt, herrsche immer in deiner Einheit, sei immer der Einige und der Gott ohne Gleichen.

II.
Es ist auch eine Forderung der Welt, dass es nur einen Gott gibt.

 

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