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Humanistischer Pressedienst

Der Humanistische Pressedienst präsentiert öffentlichkeitswirksam aufklärerische, humanistische und freigeistige Positionen, damit diese in der Politik und den Medien größere Beachtung finden. 

- Inhaltsverzeichnis -
Prinzipien des Humanismus
Manifest des evolutionären Humanismus

Prinzipien des Humanismus (HVD)

Humanistinnen und Humanisten wissen, dass es bei allen Erkenntnissen über Natur, Mensch und Gesellschaft keine letzten Gewissheiten gibt und dass Antworten auf Fragen der Lebensführung stets auch sozial und weltanschaulich bestimmt sein müssen. Humanistische Lebensauffassungen werden im Streit der Meinungen erarbeitet. Dieser Streit vollzieht sich in einem modernen praktischen Humanismus unter den folgenden Prinzipien:

Individuell: Der unaufhebbare Ausgangspunkt ist das einmalige, nicht wiederholbare menschliche Individuum. Humanistinnen und Humanisten trauen ihm eine eigenständige Entscheidung zu. Sie respektieren und teilen dessen Wunsch und Recht, nach den eigenen Maßstäben gut zu leben.

Selbst bestimmt: Alle Menschen haben gleiche Rechte und Anspruch auf die gleiche Freiheit, ihr Leben selbst zu bestimmen und zwischen verschiedenen Lebensauffassungen zu wählen. Menschliche Selbstbestimmung ist immer die Entfaltung persönlicher Freiheit in sozialer Verantwortung. Zur Selbstbestimmung gehört ebenso das Bewusstsein der Grenzen menschlichen Wissens und die Fähigkeit zu einer entsprechenden Selbstbeschränkung.

Weltlich: Humanistinnen und Humanisten gewinnen ihre Ansichten ohne Bezugnahme auf einen Gott oder auf andere metaphysische Instanzen. Sie brauchen kein höheres Wesen als eine von Menschen geschaffene Instanz des Trostes, der Liebe, der Hoffnung, der Bestrafung oder des Ansporns.

Solidarisch: Humanistinnen und Humanisten arbeiten daran mit, Menschen zu einem toleranten, solidarischen und verantwortlichen Verhalten zu befähigen und die Verhältnisse so zu gestalten, dass in allen Lebensbereichen verantwortliche Selbstbestimmung möglich wird.

Kritisch: Ausgehend von humanistischen Lebensauffassungen fördern Humanistinnen und Humanisten den konstruktiven und friedlichen Austausch der Ideen. Sie kritisieren jeden Dogmatismus und vertreten keine Wahrheiten, die sich jeder Diskussion und kritischen Überprüfung entziehen.
Auszug aus: Das Humanisitische Selbstverständnis 2001 (PDF)

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Manifest des evolutionären Humanismus

Michael Schmidt-Salomon hat im Auftrag der Giordano-Bruno-Stiftung ein Manifest verfasst.

Es formuliert die Grundpositionen einer zeitgemäßen Aufklärung, indem es die aktuellen Erkenntnisse von Wissenschaft und Philosophie miteinander verknüpft und die traditionellen Gräben zwischen Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften überwindet.
Das Buch ist einerseits eine kritische Liebeserklärung an den Affen in uns, andererseits ein entschiedenes Plädoyer für eine alternative politische Leitkultur, die auf die besten Traditionen von Wissenschaft, Philosophie und Kunst zurückgreift, um das unvollendete Projekt der aufgeklärten Gesellschaft gegen seine Feinde zu verteidigen.
(Quelle: Homepage von Schmidt-Salomon)

Darin finden wir 10 Angebote des evolutionären Humanismus. Diese werden mir als "Arbeitsgrundlage" dienen für das weitere Nachdenken über das unvollendete Projekt der aufgeklärten Gesellschaft sei es in Aneignung oder Abstoßung dieser Thesen.


Die Zehn Angebote des evolutionären Humanismus (Kurzfassung)

Ø    1. Diene weder fremden noch heimischen „Göttern“, sondern dem großen Ideal der Ethik, das Leid in der Welt zu mindern!

Ø    2. Verhalte dich fair gegenüber deinem Nächsten und deinem Fernsten!

Ø    3. Habe keine Angst vor Autoritäten, sondern den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!

Ø    4. Du sollst nicht lügen, betrügen, stehlen, töten – es sei denn, es gibt im Notfall keine anderen Möglichkeiten, die Ideale der Humanität durchzusetzen!

Ø    5. Befreie dich von der Unart des Moralisierens! Trage dazu bei, dass die katastrophalen Bedingungen aufgehoben werden, unter denen Menschen heute verkümmern, und du wirst erstaunt sein, von welch freundlicher, kreativer und liebenswerter Seite sich die vermeintliche „Bestie“ Homo sapiens zeigen kann.

Ø    6. Immunisiere dich nicht gegen Kritik! Ehrliche Kritik ist ein Geschenk, das du nicht abweisen solltest.

Ø    7. Sei dir deiner Sache nicht allzu sicher! Zweifle aber auch am Zweifel! Selbst wenn unser Wissen stets begrenzt und vorläufig ist, solltest du entschieden für das eintreten, von dem du überzeugt bist. Sei dabei aber jederzeit offen für bessere Argumente, denn nur so wird es dir gelingen, den schmalen Grat jenseits von Dogmatismus und Beliebigkeit zu meistern.

Ø    8. Überwinde die Neigung zur Traditionsblindheit, indem du dich gründlich nach allen Seiten hin informierst, bevor du eine Entscheidung triffst!

Ø    9. Genieße dein Leben, denn dir ist höchstwahrscheinlich nur dieses eine gegeben!

Ø    10. Stelle dein Leben in den Dienst einer „größeren Sache“, werde Teil der Tradition derer, die die Welt zu einem besseren, lebenswerteren Ort machen woll(t)en! Eine solche Haltung ist nicht nur ethisch vernünftig, sondern auch das beste Rezept für eine sinnerfüllte Existenz.


Die Zehn Angebote des evolutionären Humanismus (Originalfassung)

Vorbemerkung: Diese zehn „Angebote“ wurden von keinem Gott erlassen und auch nicht in Stein gemeißelt. Keine „dunkle Wolke“ sollte uns auf der Suche nach angemessenen Leitlinien für unser Leben erschrecken, denn Furcht ist selten ein guter Ratgeber. Jedem Einzelnen ist es überlassen, diese Angebote angstfrei und rational zu überprüfen, sie anzunehmen, zu modifizieren oder gänzlich zu verwerfen.

Ø    1. Diene weder fremden noch heimischen „Göttern“ (die bei genauerer Betrachtung nichts weiter als naive Primatenhirn-Konstruktionen sind), sondern dem großen Ideal der Ethik, das Leid in der Welt zu mindern! Diejenigen, die behaupteten, besonders nah ihrem „Gott“ zu sein, waren meist jene, die dem Wohl und Wehe der realen Menschen besonders fern standen. Beteilige dich nicht an diesem Trauerspiel! Wer Wissenschaft, Philosophie und Kunst besitzt, braucht keine Religion!

Ø    2. Verhalte dich fair gegenüber deinem Nächsten und deinem Fernsten! Du wirst nicht alle Menschen lieben können, aber du solltest respektieren, dass jeder Mensch – auch der von dir ungeliebte! – das Recht hat, seine individuellen Vorstellungen von „gutem Leben (und Sterben) im Diesseits“ zu verwirklichen, sofern er dadurch nicht gegen die gleichberechtigten Interessen Anderer verstößt.

Ø    3. Habe keine Angst vor Autoritäten, sondern den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! Bedenke, dass die Stärke eines Arguments völlig unabhängig davon ist, wer es äußert. Entscheidend für den Wahrheitswert einer Aussage ist allein, ob sie logisch widerspruchsfrei ist und unseren realen Erfahrungen in der Welt entspricht. Wenn heute noch jemand mit „Gott an seiner Seite“ argumentiert, sollte das keine Ehrfurcht, sondern Lachsalven auslösen.

Ø    4. Du sollst nicht lügen, betrügen, stehlen, töten – es sei denn, es gibt im Notfall keine anderen Möglichkeiten, die Ideale der Humanität durchzusetzen! Wer in der Nazidiktatur nicht log, sondern der Gestapo treuherzig den Aufenthaltsort jüdischer Familien verriet, verhielt sich im höchsten Maße unethisch – im Gegensatz zu jenen, die Hitler durch Attentate beseitigen wollten, um Millionen von Menschenleben zu retten. Ethisches Handeln bedeutet keineswegs, blind irgendwelchen moralischen Geboten oder Verboten zu folgen, sondern in der jeweiligen Situation abzuwägen, mit welchen positiven und negativen Konsequenzen eine Entscheidung verbunden wäre.

Ø    5. Befreie dich von der Unart des Moralisierens! Es gibt in der Welt nicht „das Gute“ und „das Böse“, sondern bloß Menschen mit unterschiedlichen Interessen, Bedürfnissen und Lernerfahrungen. Trage dazu bei, dass die katastrophalen Bedingungen aufgehoben werden, unter denen Menschen heute verkümmern, und du wirst erstaunt sein, von welch freundlicher, kreativer und liebenswerter Seite sich die vermeintliche „Bestie“ Homo sapiens zeigen kann.

Ø    6. Immunisiere dich nicht gegen Kritik! Ehrliche Kritik ist ein Geschenk, das du nicht abweisen solltest. Durch solche Kritik hast du nicht mehr zu verlieren als deine Irrtümer, von denen du dich besser heute als morgen verabschiedest. Habe Mitleid mit jenen Kritikunfähigen, die sich aus tiefer Angst heraus als „unfehlbar“ und ihre Dogmen als „heilig“ (unantastbar) darstellen müssen. Sie sollten in einer modernen Gesellschaft nicht mehr ernst genommen werden.

Ø    7. Sei dir deiner Sache nicht allzu sicher! Was uns heute als richtig erscheint, kann schon morgen überholt sein! Zweifle aber auch am Zweifel! Selbst wenn unser Wissen stets begrenzt und vorläufig ist, solltest du entschieden für das eintreten, von dem du überzeugt bist. Sei dabei aber jederzeit offen für bessere Argumente, denn nur so wird es dir gelingen, den schmalen Grat jenseits von Dogmatismus und Beliebigkeit zu meistern.

Ø    8. Überwinde die Neigung zur Traditionsblindheit, indem du dich gründlich nach allen Seiten hin informierst, bevor du eine Entscheidung triffst! Du verfügst als Mensch über ein außerordentlich lernfähiges Gehirn, lass es nicht verkümmern! Achte darauf, dass du in Fragen der Ethik und der Weltanschauung die gleichen rationalen Prinzipien anwendest, die du beherrschen musst, um ein Handy oder einen Computer bedienen zu können. Eine Menschheit, die das Atom spaltet und über Satelliten kommuniziert, muss die dafür notwendige Reife besitzen.

Ø    9. Genieße dein Leben, denn dir ist höchstwahrscheinlich nur dieses eine gegeben! Sei dir deiner und unser aller Endlichkeit bewusst, verdränge sie nicht, sondern „nutze den Tag“ (Carpe diem)! Gerade die Endlichkeit des individuellen Lebens macht es so ungeheuer kostbar! Lass dir von niemandem einreden, es sei eine Schande, glücklich zu sein! Im Gegenteil: Indem du die Freiheiten genießt, die du heute besitzt, ehrst du jene, die in der Vergangenheit im Kampf für diese Freiheiten ihr Leben gelassen haben!

Ø    10. Stelle dein Leben in den Dienst einer „größeren Sache“, werde Teil der Tradition derer, die die Welt zu einem besseren, lebenswerteren Ort machen woll(t)en! Eine solche Haltung ist nicht nur ethisch vernünftig, sondern auch das beste Rezept für eine sinnerfüllte Existenz. Es scheint so, dass Altruisten die cleveren Egoisten sind, da die größte Erfüllung unseres Eigennutzes in seiner Ausdehnung auf Andere liegt. Wenn du dich selber als Kraft im „Wärmestrom der menschlichen Geschichte“ verorten kannst, wird dich das glücklicher machen, als es jeder erdenkliche Besitz könnte. Du wirst intuitiv spüren, dass du nicht umsonst lebst und auch nicht umsonst gelebt haben wirst!

(Quelle: Michael Schmidt-Salomon „Manifest des Evolutionären Humanismus“, Alibri Verlag, Aschaffenburg 2005, S.156-159)

Die Thesen sind auch auf der Homepage von Michael Schmidt-Salomon zu finden.


Mir schrieb jemand in einer Mail:

"Übrigens: Das Buch von Schmidt-Salomon habe ich in einer Buchhandlung [!) ganz gelesen und im Gegensatz zu Ihnen, kann ich den Thesen nichts abgewinnen. Warum? Schmidt-Salomon versäumt es, die Personalität des Menschen, seine Identität zu definieren. Ohne diese Definition sind seine Behauptungen heiße Luft und kalter Kaffee. "

Nun, dieses Manifest entfaltet natürlich keine Theorie der Personalität - das hat suo loco zu geschehen; wer aber die Thesen durchdenkt, der wird schnell finden, dass diese durchaus ein "klares" Menschenbild implizieren. Worauf im einzelnen einzugehen sein wird.

Ich vermute mal, die Thesen werden von ihm deshalb als "heiße Luft und kalter Kaffee" apostrophiert, weil sie nicht dem Menschenbild entsprechen, das für ihn als Richtschnur dient. Ich vermute weiterhin: Der Verfasser der Mail kommt aus dem Katholischen Milieu - und zu dem stehen diese humanistischen Thesen ohne Wenn und Aber im Widerspruch; denn siehe These 1: "Wer Wissenschaft, Philosophie und Kunst besitzt, braucht keine Religion!" - erst recht keinen Katholizismus.

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