Hartmut Geisler
Wir fallen niemals tiefer als in Gottes gütige Hände ...
Osterzeit
Betrachtung über die Auferstehung Christi
Unterricht für den Ostermontag
Betrachtung: über die Gottheit Christi
1. So nach Ostern, Weißer Sonntag
Betrachtung: die Wahrheit der kath. Religion
Weißer Sonntag (über das Kleid der Unschuld)
2. So nach Ostern
Betrachtung: die Unfehlbarkeit der Kirche
3. So nach Ostern
Betrachtung: irdische Segnungen der Religion
4. So nach Ostern
Betrachtung: Gefahren des Glaubens
5. So nach Ostern
Prozessionstage
Betrachtung: über das Gebet
Fest Himmelfahrt Christi
Betrachtung über den Himmel
Vorbereitung auf das Pfingstfest
6. So nach Ostern
Betachtung: das Bekenntnis des Glaubens
Unterricht für das heilige Pfingstfest
Betrachtung: das Wirken des Heiligen Geistes
Unterricht für den Pfingstmontag
Betrachtung: über die Firmung

Unterricht vom heiligen Osterfeste

Was ist der Ostertag?

Es ist der Tag, an dem Jesus von den Toten auferstanden ist, das heißt, seine Seele, die am Karfreitage sich von seinem Leibe geschieden hatte, vereinigte sich wieder mit dem Leibe.

Warum wird dieser Tag auch Pascha oder Phase genannt?

Pascha, Passah oder Phase ist ein hebräisches Wort, und heißt im Deutschen Vorübergang. Gott befahl den Israeliten, jährlich das Passahfest zu feiern, um ihm zu danken, daß der Würgeengel, als er in Ägypten alle Erstgeborenen tötete, an den Häusern der Israeliten, deren Pfosten sie mit dem Blute des Osterlammes bestrichen hatten, vorüberging, ihre Väter also vom Tode gerettet wurden. Bei den Juden bedeutet Passah den Vorübergang des Herrn, auch die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei Ägyptens.

Warum nennen die Christen um so viel mehr unser Osterfest Pascha?

Weil wir durch das Blut Christi, des Herrn, der das wahre Osterlamm ist, das hinwegnimmt die Sünden der Welt, aus der Gewalt des höllischen Pharao, des Teufels, befreit, und geführt sind zum ewigen Leben.

Wie feiern wir am besten das Osterfest?

Wenn wir, wie Christus nunmehr vom Tode zum Leben übergangen ist und nicht noch einmal stirbt, auch vom Tode unserer Sünden auferstehen und niemals wieder in die Sünden zurückfallen. Daher hat auch die katholische Kirche befohlen, daß jeder Gläubige in der österlichen Zeit die heiligen Sakramente der Buße und des Altares würdig empfange.

Was heißt das Wort Alleluja, das in der österlichen Zeit so oft gesungen wird?

Es ist ein hebräisches Wort und heißt: "Lobet Gott!"


Feier der Auferstehung in der Osternacht

Des Morgens früh begeben sich die Geistlichen zum Heiligen Grabe, und ein Priester erhebt das Kreuz, wobei der den Gesang anstimmt:
Christus ist von den Toten auferstanden und stirbt nicht wieder, der Tod wird nicht ferner über ihn herrschen.
Was sagen nun die Juden, wie die Soldaten, die das Grab bewachten? Obgleich sie den Stein setzten, verloren sie doch den König. Warum bewahrten sie nicht den Felsen der Gerechtigkeit? Entweder mögen sie den Begrabenen wiederschaffen oder mit uns den Auferstandenen anbeten und sprechen: Da er lebt, lebt er Gott. Alleluja! Alleluja!
Dann wird die Prozession um die Kirche gehalten, der fungierende Priester trägt das Kreuz, und die übrige Geistlichkeit singt folgendes:
Als Christus, der König der Glorie, in die Vorhölle eintrat, um sie zu besiegen, und der Chor der Engel den Toren der Fürsten befahl, sich vor seinem Angesichte zu heben, da schrie das Volk der Heiligen, das im Tode gefangen gehalten wurde, mit kläglicher Stimme: O Ersehnter, bist du gekommen, den wir erwarten in der Finsternis, damit du uns Gefesselte in dieser Nacht aus dem Kerker führest? Dich riefen unsere Seufzer, dich suchten unsere vielfachen Klagen. Du wurdest unsere Hoffnung, wenn wir verzweifeln wollten, unser großer Trost in den Trübsalen. Alleluja

Hymnus (Salve festa dies)

Festlicher, sei gegrüßt, gefeiert in jeder Epoche,
Da der Gottmensch die Hölle besiegt und den Himmel erringt!
Sieh wie freundlich selbst die Natur sich nun wieder bekleidet.
Ja, mit Christo, dem Herrn, kehrt jede Gabe zurück.
Festlicher Tag usw.

Denn da Christus ersteht nach grausen Qualen des Todes,
Pranget ihm mit Laub der Hain, mit Blumen die Flur,
Da der Gottmensch die Hölle besiegt und den Himmel erringt!
Da der Todebezwinger auffährt über die Sterne,
Lobet ihn als Licht, Himmel, Saaten und Meer.
Festlicher Tag usw.

Der Gekreuzigte, Gott, beherrscht das sämtliche Weltall;
Ihm, dem Schöpfer, zollet jedes Geschöpf nun Gebet,
Da der Gottmensch die Hölle besiegt und den Himmel erringt!
Adel des Jahres, Schmuck der Monate, Holder der Tage,
Zierde der Stunden, du Fest, das alle Zeiten erfreut!
Festlicher Tag usw.

Christus, Heiland, du guter Schöpfer aller, Erlöser,
Sei gepriesen, des göttlichen Vaters göttlicher Sohn!
Festlicher Tag usw.

Der Priester stößt mit dem Kreuze an die geschlossene Kirchentür und singt mit dem Psalmisten:
Hebet eure Tore, ihr Fürsten und öffnet euch, ihr ewigen Tore, denn der König der Glorie will einziehen!
Eine Stimme drin fragt:
Wer ist dieser König der Glorie?
Der Chor draußen antwortet:
Der Herr der Kräfte, er ist der König der Glorie.
Sofort wird die Kirchentür von innen geöffnet, die Prozession zieht ein, das Kreuz wird an seinen gewöhnlichen Ort gestellt, man singt:
Königin des Himmels, freue dich, Alleluja! denn derjenige, den du zu tragen gewürdiget warst, Allelula! ist erstanden, wie er gesagt hat. Alleluja! Bitte Gott für uns! Alleluja!

Dann wird gleich die Mette im Chor gesungen, wo die Mette noch üblich ist. Soweit der Gottesdienst in der Osternacht.
Folgendes wird zum Hochamt gesungen:

Aussprengung des heiligen Wassers

Während der österlichen Zeit wird vor dem Hochamte an Sonntagen die Gemeinde nicht mit gewöhnlichen Weihwasser, sondern mit Taufwasser besprengt, wobei gesungen wird:
Ich sah Wasser hervorgehen vom Tempel zur rechten Seite, Alleluja! zu denen dieses Wasser gekommen ist, sind geheiligt worden, und sie sprachen: Alleluja! Alleluja!
V. Bei deiner Auferstehung, Christe, Alleluja!
R. Jubeln Himmel und Erde. Alleluja!
Lasset uns beten! Verleihe uns, allmächtiger Gott, daß wir bei der Feier des Osterfestes, von himmlischen Begierden entflammt, nach dem Lebensquell dürsten mögen, nach Jesu Christo, unserm Herrn. Amen.

Zur heiligen Messe ruft die Kirche in der Person Christi nach Anleitung des Psalms 138 als Introitus:
Ich bin auferstanden und verharre noch bei dir. Alleluja! Du hast deine Hand auf mich gelegt. Alleluja! Wunderbar kommt mir vor dein Wissen. Alleluja! Alleluja!
Herr, du erforschest mich und kennest mich: du kennest mein Sitzen und Aufstehen.
Ehre sei dem Vater... Ich bin auferstanden...

Gebet der Kirche. Gott, du hast am heutigen Tage durch deinen Eingeborenen den Tod besiegt und uns den Zugang zur Unsterblichkeit geöffnet. Du kommst unsern Wünschen gnädig zuvor; erfülle sie auch durch deinen Beistand. Durch denselben Jesum Christum usw.

Lektion aus der ersten Epistel an die Korinther V,7-8

Brüder! feget den alten Sauerteig aus, damit ihr ein neuer Teig seid, wie ihr ja ungesäuert seid; denn unser Osterlamm, Christus, ist geopfert worden. Lasset uns also Ostern halten, nicht im alten Sauerteige, nicht im Sauerteige der Sünde und des Lasters, sondern in dem ungesäuerten Brote der Reinheit und Wahrheit.

Sequenz (Victimae paschali)

Da da Osterlamm sich willig dem Tode weiht,
Bringet, Christen, auch ihm Opfer der Dankbarkeit,
Bringet Opfer des Lobs! Uns hat das Lamm erkauft,
Seine Schafe der Hirt, welche sein Blut getauft.

Und nun öffnet er uns wieder des Vaters Reich.
Seltner Kampf; denn es stritt Leben und Tod zugleich.
Und das Leben, der Herr aller, die leben, starb,
Und erstand zu dem Reich , welches sein Tod erwarb.

Was erblickte dein Aug, was, o Maria, dort?
"Christi Grabmal, und im Gabe den leeren Ort,
Und den herrlichen Ruhm unseres Erstandenen,
Und das Grabtuch und Engel hab ich gesehn.

Meine Hoffnung erstand, Jeus; bald sehet ihr ihn,
Denn er gehet vor euch nach Galiläa hin."
Ja, wir glauben, daß er lebend dem Grab entwich.
König, Sieger und Gott, unser erbarme dich!

Erklärung

Ostern hieß im Alten Bunde das Fest der ungesäuerten Brote. Sie waren für die ganze Osterzeit geboten; sorgfältig mußte vorher jeder Sauerteig ausgefegt werden. Das diente zur dankbaren Erinnerung an das Vergangene (die Befreiung aus Ägypten) und zur frohen Erwartung des Verheißenen. Eine Kleinigkeit vom alten Sauerteig kann den neuen Teig verderben. Ein neuer Teig waren die Christen, durch die Taufe eine neue Kreatur geworden, mit neuen Anschauungen und Bestrebungen, bildeten sie einen scharfen Gegensatz zu der verdorbenen Welt. Daß sie so ganz anders waren wie die anderen, machte sie verhaßt. Diese Absonderung war aber ihr Schutz gegen das Eindringen des Sauerteigs der Schalkheit (Irrlehren) und Bosheit (Sittenverderbnis).
Das Ausfegen des Sauerteiges und die Bereitung des ungesäuerten Brotes war die Vorbereitung auf einen anderen bedeutungsvollen Osterbrauch, das Osterlamm.
Am Vorabende des Auszuges aus Ägypten hatten die Israeliten mit dem ungesäuerten Brote auch ein fehlerloses Lamm bereiten, essen und dessen Blut an die Türpfosten streichen müssen, damit der Würgengel sie verschone. Das Osterlamm war ein prophetisches Vorbild vom Gotteslamm auf dem Kreuzaltare und den Altären des Neuen Bundes. Weil das wahre Osterlamm geopfert ist, so müssen wir aufräumen mit aller Bosheit und Falschheit und Ostern halten in Reinheit und Wahrheit.
Welch ein Freudenfest könnte Ostern für uns sein, wenn wir ernstlich darangingen, diesen alten Sauerteig auszufegen. Er verdirbt uns alles, selbst die unschuldigsten Lebensfreuden, stört den Herzensfrieden, den Frieden der Familien, selbst das irdische Gedeihen. Ein scharfer Besen ist nötig, wenn der Böse sich fest angesetzt hat; mag es noch so mühsam sein, es muß geschehen. Da kommen manche zum Beichten, die seit Jahr und Tag an das Ausfegen nicht gedacht haben; trotzdem wissen sie kaum etwas zu beichten und nehmen es noch übel, wenn sie erinnert werden, es möge hier und da noch etwas von dem gefährlichen Sauerteige sitzen, der heraus muß. Andere bestreiten gar nicht, daß sie tief im Schmutze sitzen, lassen aber wenig Ernst sehen zum gründlichen Ausfegen. Solche verdienen keine Absolution und haben keinen Teil am reinen Osterlamm.

Evangelium Markus XVI,1-7

In der Zeit kauften Maria Magdalena und Maria Jakobi und Salome Spezerein, um hinzugehen und Jesum zu salben. Und sie kamen am ersten Tage der Woche zum Grabe in aller Frühe, da die Sonne eben aufgegangen war. Und sie sprachen zueinander: Wer wird wohl den Stein wegwälzen von der Tür des Grabes? Als sie aber aufblickten, sahen sie, daß der Stein weggewälzt war. Er war nämlich sehr groß. Und da sie in das Grab hineingingen, sahen sie einen Jüngling zur Rechten sitzen, angetan mit einem weißen Kleide, und sie erschraken. Dieser aber sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Ihr suchet Jesum von Nazareth, den Gekreuzigten; er ist auferstanden, er ist nicht hier. Sehet den Ort, wohin sie ihn gelegt haben. Gehet aber hin, saget es seinen Jüngern und dem Petrus, daß er euch vorangehe nach Galiläa; daselbst werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.

Dieses heilige Evangelium stellt uns die Andacht dieser drei heiligen Weiber vor, deren Liebe gegen Jesum, den Herrn, nicht zu erlöschen war weil sie ihn auch noch nach seinem Tode mit Spezereien zu verehren suchten. Auch du kannst Christum noch salben durch dein Almosen, das du deinem armen Nächsten spendest. - Daß die Andacht dieser drei heiligen Marien Gott angenehm war, bewies er dadurch, daß er sie durch die Erscheinung eines Engels tröstete. Lerne hieraus, daß Gott diejenigen tröstet, die ihn aufrichtig suchen. Der Engel hat den drei Marien zum Trost den Stein vom Grabe abgewälzt, da Christus dessen nicht bedurfte, weil er aus eigener Macht aus dem Grabe auferstand; du aber hoffe fest, daß Gott zur rechten Zeit jeden Stein der Trübsal, der dir auf dem Herzen liegt, wegwälzen werde. - Der Engel befahl den frommen Frauen ausdrücklich, daß sie nicht nur den Aposteln, sondern vorzüglich dem Petrus die Auferstehung Christi verkündigen sollten, demjenigen Apostel, der Christum mit einem falschen Eide verleugnet hatte. Daraus ersehen die Büßenden, daß Gott kein demütiges und zerknirschtes Herz verschmäht. Der Tag der Auferstehung Christi verursacht den Verstorbenen das Leben, den Sündern die Nachlassung, den Heiden die Freude, sagt der hl. Augustinus.


Betrachtung über die Auferstehung Christi

1. Warum erstand Christus glorreich aus dem Grabe? fragt der hl. Paulus; und er antwortet: Christus gab sich in den Tod wegen unserer Sünden, und er stand wieder auf wegen unserer Rechtfertigung. Das Geheimnis der Auferstehung ist nämlich besonders geeignet, unsere Liebe zu wecken, ohne welche Rechtfertigung und Aussöhnung mit Gott nicht möglich ist. Die rechtfertigende Reue muß ja wenigstens eine Anfang der Liebe haben. "Aus keinem anderen Grunde erstand Christus aud dem Grabe, als um in sich unsere Hoffnung zu erwecken und in unseren Herzen seine Liebe, die durch die Sünde ausgelöscht wurde" (Augustinus). Lasset uns Gott lieben, ruft St. Johannes aus, denn er hat uns zuvor geliebt! So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn dahingab. - Der himmlische Vater gab uns seinen Sohn, das größte Geschenk seiner Liebe, nicht nur in der Weihnacht, da er in der Krippe weinte, nicht nur am Karfreitag, da er am Kreuz verblutete, sondern auch am Ostermorgen, da er glorreich aus dem Gabe stieg. Er schenkte ihn uns aufs neue, und zwar als Erlöser, Hirten und Lehrer.

2. Als Jesus am Kreuze sein Haupt neigte und ausrief: Es ist vollbracht, da war das Werk der Erlösung vollendet, der Himmel wieder geöffnet und alle Gnadenschätze bereitet, wodurch wir Vergebung der Sünden und himmlisches Verdienst erwerben können. Allein das Siegel der göttlichen Bestätigung erhielt all seinLeben und Leiden erst durch die Auferstehung. Was sagten doch die zwei Jünger auf dem Wege nach Emmaus? Wir hofften, er werde Israel erlösen, und nun ist schon der dritte Tag, seit sii ihn begraben haben! Ganz recht, wenn er nicht auferstand und deutliche, unumstößliche Beweise seiner Auferstehung gab, dann konnte niemand an ihn glauben, auf ihn hoffen als Erlöser der Welt; wie konnte er uns erlösen von Sünde und Tod, wenn die Hölle über ihn triumphierte und das Grab ihn behielt? Darum war dieses immer das erste, was die Apostel predigten: Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene. Dafür zuerst forderten sie Glauben, dafür fanden sie Glauben, und auf diesem Glauben an den Erlösertod und die Auferstehung beruhte das Christentum.
Der Auferstandene vollendete auch sein Hirten- und Lehramt. Er hatte vorausgesagt: Ich werde den Hirten schlagen, und die Herde wird zerstreut; nachdem ich aber auferstanden sein werde, werde ich euch vorausgehen nach Galiläa. Durch die Schrecken der Leidenstage war die kleine Herde der Gläubigen zersprengt. Mutlos und trostlos ging der eine hierhin und der andere dorthin. Der neuerstandene Hirt sammelte seine Herde wieder, und für alle Zukunft gab er ihr an seiner Statt feierlich ein Haupt. Er setzte Petrus ein als ersten Papst, d.h. als Vater und Hirten der Gläubigen. "Weide meine Schafe, weide meine Lämmer."
Vierzig Tage blieb der Herr nach seiner Auferstehung noch bei den Aposteln. Warum nahm er nicht sofort Besitz von seiner Herrlichkeit? was hielt ihn so lange auf der armseligen Erde zurück? Er wollte die Seinigen noch lehren, sie vollends einführen in die Geheimnisse der Religion. Auch brauchte er so lange Zeit, um die Überzeugung von der Wahrheit der Auferstehung fest in ihnen zu begründen, derart fest und unerschütterlich, daß sie bereit waren, ihr Leben hinzugeben für diese Überzeugung. Er setzte dann noch verschiedene Sakramente ein, die geheimnisvollen Quellen unserer Stärke. Er stärkte die Apostel für all das Schwere, das ihnen bevorstand, und erfüllte sie mit Trost. Voll liebreicher Vertraulichkeit redete er sie an: meine Brüder, wie er es niemals zuvor getan hatte; als wenn seine Auferstehung uns einen neuen Titel der Vertraulichkeit mit ihm gegeben hätte.
So schenkte der himmlische Vater uns den glorreich Erstandenen, so gab er sich selbst uns hin als Erlöser, Hirt und Lehrer. Was fordert er datür von uns? Er fordert unserseits eine innige Liebe und Ergebenheit. Der hl. Paulus macht diesen Schluß, wenn er schreibt: Christus ist für uns auferstanden, wie er für uns gestorben ist; daher, mögen wir leben oder sterben, wir sind des Herrn.- Ja, wenn er alles für uns geopfert hat, dann darf uns nichts zu viel sein für ihn. Er hat sich nicht bloß halb hingeben wollen, da es sich um unsere Rettung handelte, so dürfen auch wir unser Herz nicht teilen, wenn es sich um seinen Dienst handelt. Sein glorreiches Leben hat er uns ebenso geopfert wie sein leidevolles Leben; darum sind wir schuldig, uns ihm zu opfern und an ihm festzuhalten sowohl in den Tagen des Unglücks, wie in den Stunden des Glückes. Nein, rufen wir mit dem Apostel aus, nichts soll uns hinfort trennen können von der Liebe Christi, keine verführerische Lust, keine Mühsal und keine Not soll uns je zur Sünde bringen; entschiedener wollen wir hinfort beten, wachen und kämpfen, damit wir standhaft überwinden um seinetwillen, der für uns glorreich auferstand.

3. Der Grund, warum Christus auferstand, ist eine neue Verpflichtung zur Liebe und Anhänglichkeit gegen ihn; ebenso auch die Art und Weise, wie er auferstand.
Der Leib des Herrn zeigte in seinem neuen Leben noch die Male seiner Liebe, die heiligen fünf Wunden. Was bedeuten die Wundmale, Narben und Überreste schrecklicher Leiden an seinem Leibe, der nicht mehr leiden konnte? Warum behielt der Herr gerade Wunden in der Seite, an Händen und Füßen, die er am Kreuz empfing, während er alle übrigen Zeichen seines Leidens und seiner Schmach ausgetilgt hatte? Er tat es aus verschiedenen Gründen. Einmal, weil er uns nie vergessen wollte, auch nicht in seinem Triumphe und der Herrlichkeit des Himmels. "Siehe, in meine Hände habe ich dich geschrieben" (Is 49). Dann, weil er unser Fürsprecher sein wollte beim Vater. Ein für allemal ist der Fronleichnam bezeichnet mit den Malen seiner Liebe und seines Opfers, auf dem Throne seiner Herrlichkeit wie auf den Altären der heiligen katholischen Kirchen. Endlich bewahrte er die Kreuzeswunden, damit auch wir niemals seine Leiden vergäßen. Wir können uns jetzt seinen heiligen Fronleichnam nicht vorstellen ohne die Denkmale seiner Leider, dieses aber soll nach Gottes Willen das Hauptmittel unseres Heiles sein, die liebevolle, reumütige Verehrung des bitteren Leidens Jesu. Aus seineine Wunden strahlt uns das Feuer der Liebe entgegen, das auch das kälteste Herzen entzünden und die eifrigste Gleichgültigkeit umwandeln kann in Bußfertigkeit und Eifer. "Nichts treibt mächtiger an, der Sünde zu entsagen und Opfer zu bringen, als die Betrachtung eines Gottmenschen der die Male des Kreuzes sogar hinaufträgt bis zum Throne seiner Majestät" (Chysostomus).
Himmlisch schön war die Menschheit Jesu, als er noch im sterblichen Leben wandelte. Eine göttliche Majestät thronte auf seiner Stirne, ein göttliches Licht leuchtete in seinem Auge; eine übermenschliche Erhabenheit lag in seiner ganzen Erscheinung. Voll ehrfurchtsvoller Scheu blickten die Seinigen zu ihm auf, voll Begeisterung hing das Volk an seinen Lippen, konnte sich an ihm nicht satt sehen und hören, so daß Tausende tagelang Essen und Trinken vergaßen, als sie bei ihm waren, und Maria, des Lazarus Schwester, kein größeres Glück kannte, als tagelang zu seinen Füßen zu sitzen. Diese Liebenswürdigkeit des Herrn in den Tagen seiner irdischen Pilgerfahrt wurde aber weit überstrahlt von der Glorie, die nach der Auferstehung ihn umgab. Da hatte er abgestreift alle menschliche Armseligkeit, alles Verwesliche, Sterbliche und Unedle, das bis da ihn in Knechtsgestalt hüllte. Da war die Verklärung sein Gewand und umgab ihn mit einer Herrlichkeit, die alle irdische Schönheit weit überstrahlte, Alles, was es in der Welt nur Schönes, Großartiges und Anziehendes gibt, zusammengenommen ist es im Vergleich zu der Schönheit der heiligen Menschheit nur wie ein schwacher Sonnenstrahl gegen das unermeßliche, strahlende Meer des Sonnenlichtes. Die Herrlichkeit des Auferstanden war so wunderbar, daß seine besten Freunde ihn fast nicht mehr erkannten, von Wonne und Seligkeit und zugleich von Furcht bei seinem Anblicke erfüllt wurden. Der Zustand der Vergeistigung und Verklärung, der auf Tabor nur wenige Augenblicke die heilige Menschheit des Herrn durchleuchtete, war jetzt dauernd über ihn ausgegossen, und die Jünger kannten keine größere Seligkeit, als wenn er sich ihnen zeigte und mit ihnen verkehrte. Diese glorreiche Menschheit des Herrn ist seit der Himmelfahrt das Licht des Himmels, die Sonne des himmlischen Jerusalems und die Quelle unbeschreiblicher Glückseligkeit für Millionen, die sich niemals an diesem Anblicke sättigen können in alle Ewigkeit.

4. Jesus ist der sichtbar gewordene Gott, er ist für uns alles; in ihm habe ich Gott zu suchen, Gott zu lieben, außer ihm gibt es keine Gnade, kein Heil, keine Glückseligkeit; in keinem anderen Namen können wir selig werden. Darum muß ich mich ernstlich fragen: wie stehe ich zu Jesus? Habe ich in dem Treiben der verführerischen Welt ihm die Liebe bewahrt, die er verlangt? - Wie kann ich aber wissen, ob ich Jesum liebe? Das kann ich leicht erfahren, wenn ich aufrichtig Antwort gebe auf die Frage: 1. Habe ich Freude an Jeus und allem, was ihn angeht? Also, habe ich Freude am Gebete, Gottesdienst, Gottes Wort, Empfang der Sakramente? oder langweilt mich dieses alles? 2. Nehme ich teil an den Interessen Jesu, also an den Schicksalen seiner Kirche, an dem Heile meiner Mitmenschen? Dann liebe ich Jesum; ist es mir gleichgültig, ob Sünden geschehen und Seelen verloren gehen, dann liebe ich ihn nicht. 2. Liegt mir die Erfüllung seines Willens am Herzen, so daß ich Furcht habe, ihn zu beleidigen? Dann liebe ihn ihn; oder mache ich mir aus freiwilligen und selbst groben Sünden nichts? Dann liebe ich ihn nicht. - Doch ist noch zu bemerken: die beiden letzten Punkte gelten ohne Ausnahme, während der erste kein untrügliches Merkmal liefert. Die Freude an Jesus, am Gebete usw. steht weder ganz in unserer Macht, noch gibt sich Gott stets durch seine Gnade. Davon hängt die Liebe nicht hauptsächlich ab. Diese Freude ist eine Sache des Gefühls, und das Gefühl, die Stimmung wechselt vielfach ohne unser Zutun. Auch wenn du dich kalt fühlst, kannst du seine Liebe, und zwar eine starke Liebe haben. Wenn du dir Mühe gibst mit der Andacht, obwohl es schwer wird; nicht vom Empfange der Sakramente zurückbleibst, obwohl sie trotz aller Vorbereitung keinen Trost geben; wenn du zudem treu bist im Dienste Gottes und im Kampfe gegen die Sünde; so bist du in der Liebe, magst du auch nichts davon fühlen. Du trägst die Last und Hitze des Tages ohne Erleichterung, und dein Lohn wird groß sein.

Gebet. Anbetungwürdigster Erlöser und Herr! mit innigster Freude gedenke ich deiner siegreichen Auferstehung. O du liebes Osterlamm, Jesu Christe! an diesem lieben Tage grüße ich dich und erfreue mich mit dir wegen deiner glorwürdigen Auferstehung. Du bist das edle Lamm, das für die Sünden der Welt geschlachtet wurde, und mit dessen Blute die Türschwellen unserer Herzen besprengt wurden, damit der schlagende Engel uns keinen Schaden zufüge. O liebes Osterblümlein! ich freue mich mit dir, daß du aus der Erde so lieblich hervorgesprossen und mit deiner Schönheit und deinem süßen Geruche Engel und Menschen erfreut hast. O glorwürdiger Siegesheld! ich erinnere dich an den herrlichen Sieg, den du heute über deine und unsere Feinde errungen hast; denn du hast ritterlich gestritten und standhaft gelitten. Du hast glücklich die Welt, das Fleisch und den Teufel überwunden, und kehrtest aus dem Kampfe mit reicher Beute, nämlich den Seelen der Altväter, zurück. Du hast zwar viele Wunden empfangen und dein edles Leben gelassen; doch hast du durch deinen Tod den Tod getötet und den Satan zertreten. Mit deinem kostbaren Blute hast du unsere Sünden ausgelöscht, und durch dein Leiden unsere Schulden abgebüßt. So hast du uns erkauft, und von deinem Vater dir alle Gewalt erworben im Himmel und auf Erden. Darum komme ich am heutigen Tage mir großem Vertrauen zu dir, und hoffe von deiner Güte besondere Gnaden zu erlangen. Ich bitte dich daher durch die Freude und Ehre, die dir am heutigen Tagen widerfahren ist, und durch das glorreiche Geheimnis deiner fröhlichen Auferstehung, du wollest mir heute deine Gnade freigebig mitteilen. O, ich bedarf so vieler Dinge. Ich bin noch ein Kind deines gerechten Zornes wegen meiner vielen Sünden; ich habe noch so viele Strafen im Fegfeuer auszustehen, ja, ich befinde mich in so großer Gefahr der ewigen Verdammnis. Ich bin an allen Tugenden so arm und so voll Unvollkommenheiten und Mängel. Darum bitte ich dich demütigst, wecke mich aus dem Grabe meiner Sünden auf und laß mich einzig der Tugend leben, damit ich mich so zu den höheren Freuden der seligen Unsterblichkeit vorbereite, die wir dereinst mit verklärtem Leibe in dem Reiche deines Vaters genießen sollen. Amen.


Unterricht für den Ostermontag

Im Eingang der heiligen Messe vergleicht die Kirche die Eröffnung des Zugangs in den Himmel, die der Tod und die Auferstehung bewirkt hat, mit der Einführung des auserwählten Volkes Israel in das Gelobte Land durch Josue, und singt deshalb aus 2 Mos 13:
Der Herr hat euch in das Land geführt, darin Milch und Honig fließt, Alleluja! damit des Herrn Gesetz immer in eurem Munde sei, Alleluja, Alleluja! Preiset den Herrn und rufet seinen Namen an; machet kund unter den Völkern seine Werke (Ps 104,1). Ehre sei dem Vater usw.

Gebet der Kirche. O Gott! der du durch das Osterfest der Welt die Mittel zur Seligkeit verliehen hast! wir bitten dich, erteile deinem Volke himmlische Gaben, damit es die vollkommene Freiheit erhalte und zum ewigen Leben gelange, durch Jesum Christum, unsern Herrn usw. Amen.

Lektion aus der Apostelgeschichte X,37-43

In jenen Tagen stand Petrus inmitten des Volkes und sprach: Brüder, ihr wisset, welches Wort durch ganz Judäa ergangen ist; anhebend von Galiläa aus nach der Taufe, die Johannes predigte; wie Gott ihn, Jesum von Nazareth, mit dem Heiligen Geiste und mit Kraft gesalbt hat; welcher umhergezogen ist, Gutes getan und alle, die vom Teufel überwältigt waren, geheilt hat; denn Gott war mit ihm. Und wir sind Zeugen von dem allem, was er getan hat im Lande der Juden und zu Jerusalem, und daß sieh ihn getötet haben, indem sie ihn ans Kreuz schlugen. Diesen hat Gott am dritten Tage auferweckt und ihn erscheinen lassen; nicht dem ganzen Volke, sondern den von Gott vorherbestimmten Zeugen, uns, die wir mit ihm gegessen und getrunken haben, nachdem er von den Toten auferstanden war. Und er hat uns geboten, dem Volke zu predigen und zu bezeugen, daß er es sei, der von Gott verordnet worden zum Richter der Lebendigen und Toten. Diesem geben alle Propheten Zeugnis, daß alle, die an ihn glauben, durch seinen Namen Vergebung der Sünden erlangen.

Der hl. Petrus schließt hier seine Predigt von der Auferstehung Christi mit der Versicherung, daß alle, die an ihn glauben, durch ihn Verzeihung ihrer Sünden erhalten sollen. Hierzu genügt aber nicht ein toter Glaube, sondern ein durch die Liebe tätiger und wirksamer Glaube wird erfordert, der alles das, was man glaubt, im Werke erfüllt. Befleiße dich, einen solchen Glauben zu haben, dem allein Vergebung der Sünden und die ewige Seligkeit verheißen ist.

Evangelium Lukas XXIV,13-35

Zu jener Zeit gingen zwei von den Jüngern Jesu in einen Flecken, der sechzig Stadien (etwa zwei Stunden) von Jerusalem war, mit Namen Emmaus. Und sie redeten miteinander über alles dies, was sich zugetragen hatte. Und es geschah, als sie miteinander redeten und sich befragten, nahete Jesus selbst und ging mit ihnen. Ihre Augen aber waren gehalten, damit sie ihn nicht erkannte. Und er sprach zu ihnen: Was sind das für Reden, die ihr miteinander auf dem Wege wechselt, und warum seid ihr traurig? Da antwortete einer mit Namen Kleophas und sprach zu ihm: Bist du der einzige Fremdling in Jerusalem, daß du nicht weißt, was daselbst geschehen ist in diesen Tagen? Und er sprach zu ihnen: Was? Und sie sprachen: Was sich ereignet hat mit Christus von Nazareth, der ein Prophet war, mächtig in Tat und Rede vor Gott und allem Volke; und wie ihn unsere Hohenpriester und Vorsteher zur Todesstrafe überliefert und gekreuzigt haben. Wir aber hofften, er würde Israel erlösen. Und nun über dies alles ist heute der dritte Tag, seit dieses geschehen ist. Auch haben uns einige Frauen von den Unsrigen in Erstaunen gesetzt, die vor Sonnenaufgang am Grabe waren, seinen Leib nicht fanden, kamen und sagten, sie hätten eine Erscheinung von Engeln gehabt, die sagten, daß er lebe. Da gingen einige von den Unsrigen zu dem Grabe und fanden es so, wie die Weiber gesagt hatten; ihn selbst aber fanden sie nicht. Und er sprach zu ihnen: O ihr Unverständigen von langsamer Fassungskraft, um alles zu glauben, was die Propheten gesprochen haben. Mußte nicht Christus dieses leiden und so in seine Herrlichkeit eingehen? Und er fing an an von Moses und allen Propheten, und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm geschrieben steht. Unterdessen waren sie nahe zu dem Flecken gekommen, wohin sie gingen, und er stellte sich, als wollte er weitergehen. Aber sie nötigten ihn und sprachen: Bleibe bei uns; denn es wird Abend und der Tag hat sich schon geneigt. Und er ging mit ihnen hinein. Und es geschah, als er mit ihnen zu Tische saß, nahm er das Brot, segnete es, brach es und gab es ihnen. Da wurden ihre Augen aufgetan, und sie erkannten ihn; er aber verschwand aus ihren Augen. Und sie sprachen zu einander: Brannte nicht unser Herz in uns, während er auf dem Wege redete und uns die Schrift aufschloß? Und sie machten sich in der nämlichen Stunde auf und gingen nach Jerusalem zurück und fanden die Elfe, die mit ihnen waren, versammelt; diese sprachen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und dem Simon erschienen! Da erzählten auch sie, was sich auf dem Wege zugetragen, und wie sie ihn am Brotbrechen erkannt hätten.

Warum gesellte sich Jesus zu diesen zwei Jüngern?

Weil sie von ihm redeten. Auch zu uns wird sich Jesus gesellen, wenn wir von ihm sprechen und erbauliche Reden führen; unzüchtige und gottlose Reden treiben ihn von uns.

Weshalb erschien ihnen der Heiland als Fremdling?

Der hl. Gregor sagt, er habe sich nach ihrer Gemütsbeschaffenheit gerichtet und sich ihnen äußerlich so gezeigt, wie sie ihn sich innerlich vorstellten. Denn sie glaubten nicht, wie es scheint, daß er Gott sei; sie hielten ihn vielmehr für einen Propheten und zweifelten an seiner Auferstehung, obwohl er diese so oft und so deutlich vorhergesagt hatte. Deshalb gibt er sich ihnen nicht sogleich zu erkennen, nennt sie Unverständige und bestraft sie wegen ihrer Hartgläubigkeit. So verfährt Gott gewöhnlich mit uns Menschen; er richtet seine Gnadenbezeugungen allemal nach unserer Beschaffenheit ein.

Hat Christus gezwungen gelitten, da er sagt: "Hat nicht Christus leiden müssen?"

Nein, ohne Zwang und Notwendigkeit litt er den Tod. "Er wird geopfert, weil er selbst wollte," hat schon Isaias (53,7) von ihm vorhergesagt. "Niemand nimmt das Leben von mir", spricht er selbst, "sondern ich gebe es von mir selbst hin; ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wiederzunehmen" (Joh 10,18). Nur freiwillig übergab er sich den Händen seiner Feinde; denn das einzige Wort: "Ich bin es", warf sie zu Boden. Aber nachdem er einmal durch die Propheten versprochen hatte, daß er für uns leiden werde, so hat er auch leiden müssen, damit die Schrift erfüllt wurde, und er wieder in seine Herrlichkeit eingehen konnte.

Wie hat Christus den beiden Jüngern die Schrift ausgelegt?

Er hat ihnen vermutlich gezeigt, wie sein Leiden und Tod darin auf verschieden Weise vorhergesagt und vorgebildet worden seien, wie er z.B. in dem unschuldigen Joseph sei verkauft (1 Mos 37), und seine Geißelung durch den blutigen Rock Josephs, seine Krönung durch den Widder, der mit den Hörnern zwischen den Dornen gehangen (1 Mos 22), vorbedeutet worden; wie er in Isaak, der mit dem Holze, worauf er geopfert werden sollte, beladen war, sein Kreuz auf den Kalvarienberg getragen; wie er in dem entblößten und von seinen Kindern verspotteten Noe (1 Mos 9) seiner Kleider beraubt, entblößt und verspottet worden ist; wie die Erhöhung der Schlange durch Moses (4Mos 21) seine Kreuzigung vorgestellt habe; wie die alten Opfertiere, besonders das Osterlamm (2 Mos 12), gleich dem er geopfert wurde, ohne daß man ihm ein Bein zerbrach, und endlich namentlich Jonas (Jon 2), der drei Tage in dem Bauche des Fisches war, aber nach drei Tagen wieder lebendig daraus hervorging, ein Vorbild von ihm und von seinem Begräbnisse und seiner Auferstehung gewesen seien. Endlich wird er ihnen gezeigt haben, wie klar David (Ps 21) und Isaias (Is 53) sein Leiden vorhergesagt und gleichsam beschrieben haben.

Warum stellte sich Jesus, als wollte er weitergehen?

Dem hl. Gregor gemäß, um zu sehen, welchen Eindruck seine Worte auf die Jünger gemacht hatten, und um ihnen Gelegenheit zu geben, ihn zum Bleiben einzuladen und so ein Werk der Barmherzigkeit zu üben. Denn es ist Gott wohlgefällig, Fremde gastfreundlich zu beherbergen.

Bleibe bei uns; denn es wird Abend

So bitten sie den Herrn, und der Liebevolle bleibt, geht mit ihnen in die Herberge, vielleicht in die Wohnung, die einem von ihnen gehörte. Indes kam die Stunde heran, in der man das Nachtmahl zu nehmen pflegte. Dieses wird aufgetragen, und der Herr läßt sich mit den Jüngern zu Tische nieder. Hier nimmt er, ganz wie er es bei der Einsetzung des heiligen Abendmahles getan hat, das Brot in seine heiligen, ehrwüdigen Hände, segnet es, bricht das gesegnete und gibt es ihnen. Da gehen ihnen die Augen auf; an dieser heiligen Handlung erkennen sie den Heiland. Dieser aber verschwindet aus ihren Augen. Er hat die Wankenden im Glauben befestigt, er hat die freudig Glaubenden belohnt, indem er ihnen das Brot des Lebens brach; des Herrn Absicht ist an beiden erreicht. Darum verschwindet er, und gibt ihnen damit noch einen Beweis von seiner, des Auferstandenen, übermenschlichen Macht, wie er sie durch sein Wandeln und Sprechen mit ihnen von der Wahrheit seiner Auferstehung überzeugt hatte. Bitten auch wir ihn beim Empfange der heiligen österlichen Kommunion, er wolle bei uns bleiben, weil der Abend unseres Lebens immer mehr und mehr herannahe.


Betrachtung über die Gottheit Christi

1. "Was haltet ihr von Christus, wessen Sohn ist er?" (Matth 16). Ist Jesus von Nazareth wirklich Gott, oder ist er ein bloßer Mensch? Die wichtigste Frage der Religion. - anwort gibt uns schon laut und klar das Judentum im Alten Testament. Die Prophezeiungen über den Messias sind alle an Jesus von Nazareth in Erfüllung gegangen. "Forschet in der Schrift, sie ist es, die Zeugnis von mir gibt." Die Prophezeiungen sagen aber auch klar, daß der Messias Gott, Gottes Sohn sein werde. "Gott selbst kommt und erlöset euch" (Is 35). Wenn die Propheten vom künftigen Erlöser reden, nennen sie ihn entweder Gott, oder legen ihm göttliche Eigenschaften bei. Darum kann nach Gottes Ratschluß das Judentum nicht untergehen; es soll ein lebendiger Wegweiser zu Christus sein bis ans Ende er Zeiten.

2. Antwort geben uns die Schriften des Neuen Testamentes. Sie enthalten das Zeugnis des himmlischen Vaters, das Zeugnis Jesu selbst und seiner Apostel.
Bei der Taufe und Verklärung erscholl eine Stimme vom Himmel: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe. Auf dieses Zeugnis des himmlischen Vaters beruft sich Petrus sin seinem zweiten Sendschreiben: "Wir folgten nicht gelehrten Fabel, als wir euch mit der Kraft und Gegenwart unsers Herrn Jesu Christi bekannt machten, sondern waren Augenzeugen seiner Herrlichkeit; denn er empfing von Gott dem Vater Ehre und Herrlichkeit, als aus hochherrlichem Glanze diese Stimme auf ihn herab erscholl: Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe, diesen höret. Und diese Stimme, die vom Himmel erscholl, haben wir gehört, da wir mit ihm auf dem Berge waren."
Am wichtigsten ist das Zeugnis Christi selbst. Was sagt er von sich selbst? Wenn er auch manchmal einer deutlichen Erklärung ausweicht, so bezeugt er doch oft ausdrücklich, daß er Gottes Sohn und wahrer Gott wie der Vater sei; Gottes Sohn nicht bloß in dem bildlichen, uneigentlichen Sinne, wie auch wir Kinder Gottes heißen, sondern im eigentlichen Sinne. "Ich und der Vater sind eins, wer mich sieht, der sieht den Vater" (Joh 10,14). Darum ist er der eingeborene Sohn, d.h. der seinesgleichen nicht hat. "Alles, was der Vater tut, tut auf gleiche Weise der Sohn. Gleichwie der Vater Tote erweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, die er will, damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren" (Joh 5). Ähnlich spricht er sich oft aus. Konnte er sich klarer und deutlicher aussprechen? Kann jemand zweifeln, daß er sich wirklich für Gott ausgab? Die Juden waren darüber nicht im Zweigel, darum ärgerten sie sich an seinen Reden und wollten mehr als einmal ihn steinigen als einen Gotteslästerer. "Wir steinigen dich nicht deiner Werke wegen, sondern um deiner Gotteslästerung willen, weil du dich zu Gott machst, da du ein Mensch bist" (Joh 10). Was sagte nun Jesus darauf? Sagte er etwa, ihr verstehet mich falsch; ich nenne mich nur in dem Sinne Gottes Sohn, wie auch ihr Kinder Gottes seid? Keineswegs; sondern er berief sich auf seine Wunder: "Wenn ihr meinen Worten nicht glauben wollt, so glaubet meinen Werken; ich tue die Werke des Vaters, damit ihr glaubet, daß der Vater in mir ist und ich im Vater bin." Da suchten sie ihn zu greifen, er aber entzog sich ihren Händen. - Jesus berief sich für die Wahrheit seiner Aussage auf seine Werke, und zwar auf sein ganzes Leben, auf seine Wunder und seine Weissagungen.
Er berief sich auf die Unbeflecktheit und Tadellosigkeit seines Wandels. Zu den Pharisäern sprach er: Wer von euch kann mich einer Sünde beschuldigen? Sie verstummten: keiner wagte auch nur den leisesten Tadel vorzubringen. Da fuhr er fort: Warum glaubet ihr mir also nicht, wenn ich die Wahrheit sage? - Ist von einem heiligen Menschen anzunehmen, daß er sich fälschlich für Gott ausgibt? Selbst der Verräter Judas, der drei Jahre lang in vertrautem Umgang mit ihm gelebt hatte, wußte nichts gegen ihn vorzubringen. Von Gewissensqualen gemartert, warf er das Sündengeld seinen Verführern vor die Füße: Ich habe unschuldiges Blut verraten. Auch der Heide Pilatus konnte beim besten Willen keine Schuld an Jesus finden; er wusch sich die Hände und sprach: Ich bin unschuldig an dem Blute dieses Gerechten. Ist es wohl denkbar, daß jemand, dessen Charakter so makellos, dessen Leben so reich und unbescholten war, sich selbst fälschlich für Gott ausgibt?
Jesus berief sich auf seine Wundertaten. Wunder sind solche außerordentlichen Werke, die nicht durch natürliche Kräfte, sondern nur durch Gottes Allmacht gewirkt werden können. Moses wirkte Wunder unter Anrufung Gottes und bewies sich so als Gottgesandten. Jesus wirkte Wunder in eigener Kraft und im eigenen Namen, und bewies sich damit als Gott. Seine Jünger wirkten Wunder in seinem Namen, und bezeugten dadurch ebenfalls seine Gottheit. - Durch Wunder bewies er seine Allmacht, durch Weissagung bewies er seine Allwissenheit. Jesus hat vieles vorausgesagt, was nur Gott wissen konnte, z.B. den Verrat des Judas, die Verleugnung des Petrus, die Art seines Todes, seine Auferstehung, seine Himmelfahrt, die Sendung des Heiligen Geistes, die Zerstörung Jerusalems. Er hat Voraussagen gemacht, von deren Erfüllung wir heute nach 1800 Jahren noch Zeugen sind, z.B. daß sein Evangelium in der ganzen Welt gepredigt, die Kirche beständig verfolgt, aber von der Macht der Hölle nicht überwältigt wird, sondern sich stets weiter ausbreitet.
Jesus hat endlich sein Zeugnis dafür, daß er wahrer Gott sei, durch seinen Tod besiegelt. Warum ist er denn gekreuzigt worden? Juden, Heiden und Türken geben einstimmig die Antwort: Weil er sich selbst ausgab für Gott. Jesus stand vor dem höchsten Gerichtshofe seines Volkes. Der vorsitzende Hohepriester stellte feierlich die Frage an ihn und beschwor ihn, die Wahrheit zu sagen, ob er wirklich Gottes Sohn sei. In diesem feierlichen Augenblicke beteuerte er vor dem gesamten Hohen Rate, daß er der Messias, Gottes Sohn sei. und zur Rechten Gottes sitzen und auf den Wolken des Himmels wiederkommen werde. Darauf wurde er wegen Gotteslästerung einmütig zum Tode verurteilt und litt auf dieses Bekenntnis hin den Tod. Wo ist es je erhört worden, daß jemand bei gesunden Sinnen sich für Gott ausgegeben hat, und für dieses Bekenntnis in einen martervollen Tod gegangen wäre? Als Jesus wirklich am Kreuze hing, folgten Wunder auf Wunder. Die Sonne verfinsterte sich, die Erde bebte, Felsen zersprangen, der Vorhang im Tempel zerriß, Gräber öffneten sich und Tote standen auf und zeigten sich in der Stadt. Was können wir bei solchen Ereignissen anders tun, als mit dem Hauptmann ausrufen: Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn!? Ja, er ist wahrhaft Gott, zu diesem Bekenntnis nötigt uns sein eigenes Zeugnis, da er mit göttlichen Worten bekräftigte und mit seinem Tode besiegelte.
Daß Jesus von Nazareth Gott war, bezeugen aufs bestimmteste die Apostel. In den Schriften, die sie hinterlassen haben, nennen sie ihn geradezu Gott, legen ihm göttliche Eigenschaften und Vollkommenheiten bei, und fordern, daß vor seinem Namen die Knie aller sich beugen sollen in Anbetung, wie es Gott allein gebührt. Auch sind sie für die Predigt und das Bekenntnis dieses Glaubens gestorben.

3. Die gesamte Kirche hat von jeher diesen Glauben bekannt und als ihr kostbarstes Gut verteidigt. Das kann nachgewiesen werden aus den Schriften der ältesten christlichen Schriftsteller; es kann bewiesen werden aus den Schriften der Heiden sogar. So berichtet Plinius, Statthalter von Bithynien, vor 1800 Jahren in einem Briefe an den römischen Kaiser Trajan, daß sich die Christen an bestimmten Tagen versammeln, um Christo als Gott Loblieder zu singen. Die heidnischen Gerichtssäle und Richtstätten hallten unaufhörlich wider von diesem Bekenntnis. Vor 1500 Jahren wagte er unselige Arius in Afrika die Gottheit Jesu zu bestreiten. Er behauptete, Jesus sei zwar ein übernatürliches Wesen, aber nicht eigentlich Gott. Er hatte die Gunst der weltlichen Gealthaber und gewann großen Anhang. Unbeschreiblich schwer und langwierig waren die Kämpfe, welche die Kirche gegen die arianische Ketzerei zu bestehen hatte. Ganze Völkerschaften fielen ab, und es dauerte über dreihundert Jahre, bevor der Arianismus völlig überwunden war. Auf dem Konzil von Nicäa 325 wurde der zweite Artikel des Apostolischen Glaubensbekenntnisses weitläufiger ausgedrückt mit den Worten: "Ich glaube an unsern Herrn Jesum Christum, den eingeborenen Sohn Gottes, der vom Vater von Ewigkeit her gezeugt, nicht erschaffen, einer Wesenheit mit dem Vater, durch den alle Dinge gemacht sind." - Der arianische König Hunnerich wütete im nördlichen Afrika, im jetzigen Algier, gegen die Bekenner des katholischen Glaubens mit Feuer und Schwert. In der Stadt Tipasa wurden 489 die katholischen Bewohner zusammengetrieben und vor die Wahl gestellt: wer nicht abfalle, dem solle die rechte Hand abgehauen und die Zunge an der Wurzel ausgerissen werden. Unter Tausenden fand sich kein einziger, der Christus als Gott und Heiland verleugnen wollte! Doch siehe! alle, denen die Zunge ausgerissen war, sprachen nach dieser Verstümmelung ebenso laut und deutlich als vorher; ja, es war sogar ein Taubstummer unter ihnen, der jetzt die Sprache bekam und ohne Zunge mit lauter Stimme Gott pries. Diese Bekenner fanden bald Gelegenheit, der vandalischen Tyrannei zu entfliehen, und zerstreuten sich über die ganze Christenheit. Sechzig kamen nach Konstantinopel und fanden dort ehrenvolle Aufnahme. Unter ihnen der Subdiakon Reparatus, der vom Kaiser Zeno und seiner Gemahlin hochgeehrt wurde. Auf ihn beruft sich Viktor, Bischof von Bita, in einer Schrift, die wir noch besitzen. Man gehe, schreibt er, nach Konstantinopel; dort kann man im kaiserlichen Palaste de Subdiakon Reparatus finden, der, obschon er keine Zunge hat, wie jedermann durch eigenen Augenschein sich überzeugen kann, dennoch so deutlich und vollkommen redet, wie jeder andere. In einer Verordnung des folgenden Kaisers Justinian wird diese Tatsache ebenfalls erwähnt; er erklärt, daß er zwei Bekenner selbst gekannt und ohne Zunge sprechen gehört habe. Noch viele Jahre später gab es in Afrika keine große oder kleine Stadt, in der man nicht Menschen mit abgeschnittenen Gliedern oder ausgerissenen Augen begegnete. Einen noch gräßlicheren Anblick gewährten jene überall umherwandelnden Jammergestalten, denen die grauenvollen Folterwerkzeuge die Glieder verrenkt, verdreht, aus den Gelenken gerissen und zerquetscht hatten. So tiefe Wurzeln hatte der Glaube an die Gottheit Christi geschlagen, um solchen Preis mußten sie ihn verteidigen und bekennen. Sie wußten, daß mit dem Glauben an die Gottheit Jesu das ganze Christentum stehe und falle.
Es ist eins der traurigsten Zeichen unserer Zeit, daß so viele, die Christen sein wollen, die Gottheit Christi leugnen. Es gibt Lehrer an den gelehrten Schulen, bei den Andersgläubigen sogenannte Prediger des Evangeliums, die offen die Gottheit Christi leugenen, und ungestört, weil sie bedeutenden Anhang haben. Vor so tiefer Schmach hat sie die Bibel nicht retten können, von der sie so viel Wesens machen. Die klarsten Stellen der Bibel können ja vielfach gedeutet und gedreht werden, wenn es keine höchste Instanz auf Erden gibt, die über den rechten Sinn entscheidet. Die Heilige Schrift gibt zwar Zeugnis von Christus; allein dieses Zeugnis reicht nicht aus, wenn das verdorbene Herz dem Unglauben zuneigt. Ohne die katholische Kirche wäre der wahre Christenglaube schon längst zugrunde gegangen, und die Bibel hätte ihn nicht gerettet. Die Kirche, die uns die heiligen Schriften aufbewahrt hat, ist die "Säule und Grundfeste der Wahrheit", auch des Glaubenssatzes: Ich glaube an Jesus Christus, den eingeborenen Sohn Gottes!

Gebet. O mein göttlicher Heiland, wie große Schmach und Unbild mußt du jetzt noch von den Ungläubigen erleiden, die gegen die klarsten Zeugnisse deine Gottheit leugnen und schmähen! Je mehr du gelästert wirst, desto ehrfurchtsvoller bete ich dich an und werde allezeit dich anbeten als meine Herrn und Gott. Es reuet und schmerzt mich überaus, daß auch ich es oftmals schon an der schuldigen Ehrfurcht und Untertänigkeit habe fehlen lassen. Aber hinfort soll es ander werden. Beim Gebete, beim Gottesdienste will ich mich nach Kräften der Ehrerbietung und Andacht befleißen. Täglich soll meine Hauptsorge sein, daß ich durch keine Sünde dich beleidige und verunehre. Kein Spott oder böses Beispiel soll mich hiervon abbringen können. Du aber gib mir dazu deine kräftige Gnade. Darum bitte ich dich durch das Geheimnis deiner siegreichen Auferstehung von den Toten, durch die Liebe deines göttlichen Herzens.


Unterricht für den ersten Sonntag nach Ostern, Weißer Sonntag genannt

Warum wird dieser Sonntag der Weiße Sonntag genannt?

Weil früher die Neugetauften die am Karsamstage bei der Taufe als Sinnbild der Unschuld empfangenen Kleider ablegten und ein aus weißem Wachs bereitetes und vom Papste gesegnetes Agnus Dei umhingen, das sie an die Unschuld immer erinnern sollte.

Deswegen singt die Kirche zum Eingang der heiligen Messe:
Seid als neugeborene Kinder begierig nach der geistigen, unverfälschten Milch (der lautern Lehre), um durch sie zur Seligkeit aufzuwachsen. Alleluja! Alleluja! (1 Petr 2.2). Frohlocket Gott, unserm Helfer; frohlocket dem Gott Jakobs (Ps 80). Ehre sei dem Vater usw.

Gebet der Kirche. Wir bitten dich, allmächtiger Gott! verleihe, daß wir, die wir die Osterfeierlichkeiten begangen haben, dieselben durch deine Gnade in Sitten und Leben immerdar bewahren; durch Jesum Christum, deinen Sohn, unsern Herrn. Amen.

Lektion aus dem ersten Briefe des hl. Johannes V, 4-10

Geliebteste! Alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt: und das ist der Sieg, der die Welt überwindet, unser Glaube. Wer ist es, der die Welt überwindet, als der, der glaubt, daß Jesus der Sohn Gottes ist? Dieser ist es, der mit Wasser und Blut gekommen ist, Jesus Christus, nicht mit Wasser allein, sondern mit Wasser und Blut; und der Geist bezeugt, daß Christus die Wahrheit sei. Denn drei sind, die Zeugnis geben im Himmel: der Vater, das Wort und der Heilige Geist, und diese drei sind Eins. Und drei sind, die Zeugnis geben auf Erden; der Geist und das Wasser und das Blut, und diese drei sind Eins. Wenn wir der Menschen Zeugnis annehemen, so ist das Zeugnis Gottes größer: dies aber ist das Zeugnis Gottes, das größer ist, daß er von seinem Sohne bezeuget hat. Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat Gottes Zeugnis in sich.

Erklärung

Wie tröstlich ist die Lektion! Wir können also die Welt überwinden, wenn wir wollen, und zwar durch unsern Glauben, den Glauben nämlich, daß Jesus der Sohn des lebendigen Gottes ist, der die Welt überwunden und allen seinen Nachfolgern überschwengliche Kraft dazu erworben hat. - Daß er der Sohn Gottes ist, zeigt der hl. Johannes 1. aus dem dreifachen Zeugnisse auf Erden, dem Wasser bei der Taufe im Jordan (Joh 1,33), dem Blute beim Tode am Kreuze (Hebr 7,22) und dem Geiste in den wunderbaren Wirkungen in den Gläubigen (Apostelgesch 1); 2. aus dem dreifachen Zeugnisse vom Himmel, des Vaters, der ihn seinen Sohn nennt (Matth 3,17), des Sohnes selbst durch seine Lehre, sein Leben und seine Wunder, des Heiligen Geistes, der in der Gestalt einer Taube über ihn herabstieg (Luk 3,22); 3. aus dem zeugnisse in eines jeden Brust, wie Jesus sagt: "Wer meine Lehre tut, wird erfahren, ob ich aus Gott sei." - Durch den lebendigen Glauben an Jesus, als den Sohn Gottes, können wir nun gewiß die Welt überwinden. Denn dieser Glaube zeigt uns in Gott unsern Vater, in dem jenseitigen Leben unser Vaterland, in Jesus unser Vorbild. Dadurch lehrt er uns, daß wir Gott über alles lieben, die Welt und die irdischen Güter verachten und nach dem Ewigen streben sollen, und in der Kraft der unendlichen Gnade des Sohnes Gottes, die auf alle Weise uns erteilt wird, zeigt er uns das hinreichende Mittel, das Geforderte zustande zu bringen. Bemühen wir uns also, diesen in der Taufe uns mitgeteilten Glauben zu erhalten, und wir werden unüberwindlich sein.

Gebet. O Jesu, ich glaube an dich als den Sohn des lebendigen Gottes! Gib, daß ich durch diesen Glauben wider das Fleisch, die Welt und den Teufel und jeden Reiz zum Bösen siegreich kämpfe und das ewige Leben erwerbe.

Evangelium Johannes XX, 19-31

In jener Zeit, am Abende des ersten Wochentages, als die Türen (des Ortes), wo die Jünger sich versammelt hatten, aus Furcht vor den Juden verschlossen waren, kam Jesus; er stand in ihrer Mitte und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch! Und als er dieses gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und die Seite. Da freuten sich die Jünger, daß sie den Herrn sahen. Er sprach dann abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Da er dies gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfanget den Heiligen Geist. Welchen ihr die Sünden nachlassen werdet, denen sind sie nachgelassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten. Thomas aber, einer von den Zwölfen, der Zwilling genannt, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Darum sprachen die andern Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sagte zu ihnen: Wenn ich nicht an seinen Händen das Mal der Nägel sehe, und meine Finger in den Ort der Nägel und meine Hand in seine Seite lege, so glaube ich nicht. Und nach acht Tagen waren seine Jünger wieder darin und Thomas mit ihnen. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, stand in ihrer Mitte und sprach: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Lege deinen Finger hinein und siehe meine Hände, und reiche her deine Hand und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig. Thomas antworte und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sprach zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, hast du geglaubt; selig, die nicht sehen und doch glauben. Jesus hat noch viele andere Zeichen vor den Augen seiner Jünger getan, die nicht in diesem Buche geschrieben sind; diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubet, Jesus sei Christus, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habet in seinem Namen.

Warum wünscht Christus seinen Jüngern so oft den Frieden?

Um anzudeuten, daß er den Frieden zwischen Gott und den Menschen zustande gebracht habe, und daß man die Seinigen an der Einigkeit erkennen solle (Joh 13,35).
Es gibt aber einen dreifachen Frieden, nämlich mit Gott, mit uns selbst und mit dem Nächsten. Den Frieden mit Gott hat uns Jesus durch seinen Tod erworben; wir müssen uns aber bestreben, ihn zu bewahren, indem wir uns vor jeder Sünde sorgfältig hüten oder, wenn wir gesündigt haben, sogleich durch die Buße mit Gott uns wieder aussöhnen. Den Frieden mit uns selbst verschafft uns ein gutes Gewissen, und mit dem Nächsten stehen wir in Frieden, wenn wir ihn wie uns selbst lieben und ihm, wenn er uns beleidigt hat, gern verzeihen. Dieser dreifache Friede ist zur Seligkeit notwendig.

Was bedeuten die Worte: "Wie mich der Vater gesendet usw."?

Dies bedeutet: "Die Vollmacht, Sünden zu vergeben und die Kirche zur regieren, gebe ich euch, wie ich sie vom Vater erhalten habe." Dadurch hat Jesus die Gewalt, Sünden nachzulassen, seinen Jüngern und ihren rechtmäßigen Nachfolgern für alle Zeiten gegeben.

Warum hat Jesus seine Jünger angehaucht, als er ihnen die Gewalt gab, die Sünden nachzulassen?

Das Aus- und Anhauchen war eine sinnbildende Handlung, wodurch das Ausgehen des Heiligen Geistes von Christus und dessen Erteilung an die Apostel bezeichnet wird; denn Geist bedeutet im Hebräischen und Griechischen soviel als Hauch. Sichtbar sollten sie überzeugt werden, daß, gleichwie ein göttlicher Hauch dem Adam das leibliche Leben gab, also auch im Sakramente der Buße den durch die Sünde geistig toten Adamskindern das geistige Leben durch den Heiligen Geist würde mitgeteilt werden.

Warum hat Gott zugelassen, daß Thomas die den andern Jüngern zuteil gewordene Erscheinung Christi nicht geglaubt hat?

Damit wir dadurch im Glauben gefestigt würden; denn indem Christus dem Thomas seine Zweifel durch eine neue Erscheinung benommen hat, ist uns, wie der hl. Gregorius sagt, die Auferstehung Christi um so gewisser und glaubwürdiger geworden. Auch leuchtet aus dieser Geschichte die Güte Gottes ganz besonders hervor, daß Christus um den einzigen Thomas sich so viel bemühet, wie um alle andern Apostel zusammen. Darum sagt der hl. Augustinus: Gott bemüht sich um einen Menschen so viel, wie um alle, und so viel um alle, wie um einen. Wer sollte einen solchen Gott nicht lieben?

Warum ist der Glaube verdienstlich?

Weil man seinen Verstand in solchen Sachen, die man nicht begreifen kann, gleichsam gefangen geben muß (1 Kor 10,5), und dies nicht ohne Verleugnung seiner selbst geschieht. Überdies ehrt man dadurch Gott, indem man bekennt, daß seiner Allwissenheit manches bekannt ist, was wir mit unserm Verstande nicht erreichen können. Damit wir also recht verdienstlich glauben und selig werden möchten, hat Christus nach seiner Auferstehung sich nicht allen gezeigt, ist nur im Beisein einiger gen Himmel gefahren, und hat sich auch in dem hochwürdigen Sakramente des Altars unsern Augen verborgen.

Aus was für Beweggründen muß man glauben, damit der Glaube verdienstlich sei?

Es muß allein aus dieser Ursache geschehen, weil Gott als die unfehlbare Wahrheit die Glaubenswahrheiten geoffenbart hat und sie uns durch seine Kirche zu glauben vorstellt.

Woher kann man sicher wissen, daß Gott etwas geoffenbart habe?

Durch seine Kirche, der von dem Heiligen Geiste alle Wahrheit gelehrt (Joh 16,13), und die von Christus, der bei ihr ist bis ans Ende der Welt, regiert wird (28,21).

Wie soll ein Katholik die Einwürfe beantworten, die wider die heilige Messe, wider das Fegfeuer usw. gemacht werden?

Er soll sagen: diese und dergleichen Artikel glaube ich darum, weil Gott, der die Wahrheit selbst ist, sie geoffenbart hat; und daß dieses so sei, glaube ich darum, weil die katholische Kirche, die sie mir zu glauben vorstellt, alle Kennzeichen einer wahren und von Gott geleiteten Kirche hat.

Welches sind die Kennzeichen, woran man die wahre Kirche erkennen kann?

Die wahre Kirche muß einig, heilig, apostolisch und katholisch oder allgemein sein. So sagen die ersten christlichen Glaubensbekenntnisse.

Worin muß die Kirche einig sein?

1. In der Lehre Jesu Christi, 2. in den heiligen Sakramenten, 3. in ihrem sichtbaren Oberhaupte, so daß an einem Orte gelehrt wird, wie an dem andern, und alle Völker der Welt in den Glaubensartikeln übereinstimmen, denn die Wahrheit ist nur eine. Als jenes sichtbare Oberhaupt erkennt und verehrt die katholische Kirche den Bischof von Rom, den Nachfolger des hl. Petrus, der auch Papst oder Vater der Gläubigen heißt.

Wie ist sie heilig?

In ihrem Haupte Christus, in ihrer Lehre, die zur Heiligkeit führt, und in ihren Gliedern, die dieser Lehre gemäß leben; denn alle, die nach der katholischen Lehre leben und ihre Heilsmittel gebrauchen, werden heilig, und es sind schon viele Tausend so heilig geworden, daß Gott deren Heiligkeit durch die größten und unleugbarsten Wunder bekräftigt hat.

Warum ist sie apostolisch?

Weil die Lehre der wahren Kirche die nämliche ist, welche die Apostel von Christus erhalten und ihren Nachfolgern übergeben haben, und weil die Vorsteher der Kirche, die Bischöfe, die eigentlichen Nachfolger der Apostel sind.

Warum heißt sie katholisch und allgemein?

Weil sie, wie der hl. Augustinus sagt, vom Sonnen-Aufgang bis zum Niedergange im Glanze eines und desselben Glaubens strahlt; weil ferner alle Gläubigen, die von Adam an bis auf uns und bis zum Ende der Zeiten den wahren Glauben bekennen, zu ihr gehören; endlich, weil alle Menschen, welche die Seligkeit zu erlangen wünschen, sich an sie halten und zu ihr sich bekennen müssen.

Ist die wahre Kirche unfehlbar, wenn sie Glaubens- und Sittenlehren entscheidet?

Ja; denn Christus versprach seiner Kirche, daß die Hölle oder der Irrtum sie nicht überwältigen (Matth 15,18(, daß er bei ihr bis ans Ende der Welt bleiben (Matth 28,20), und der Heilige Geist ihr immer beistehen werde (Joh 14,16).

Ist es zur Seligkeit schon genug, daß man den wahren Glauben habe?

Nein; man muß auch nach ihm leben, d.h. das, was er gebietet, im Werke erfüllen, und das, was er verbietet, meiden. Außerdem soll man den Glauben oft erwecken, namentlich, wenn man zum Zweifel versucht wird; man soll Gott für die Gnade des Glaubens danken und ihn mit den Aposteln bitten, daß er ihn in uns erhalten und vermehren wolle. Wer nicht nach seinem Glauben lebt, den wird Gott entweder in Irrtum fallen lassen, wie er schon vielen getan hat, oder er wird ihn wegen seines Glaubens, d.i. weil er die Erkenntnis hatte und doch nicht gottgefällig lebte, nur um so tiefer verdammen.

Dürfen wir die Irrgläubigen verdammen?

Nein, weil nur der allwissende Gott als künftiger Richter das Urteil sich vorbehalten hat, der allein entscheiden kann, wessen Irrtum verschuldet oder unverschuldet, überwindlich oder unüberwindlich war. Die Menschen sollen wir lieben, aber ihre Irrtümer verdammen; wir sollen für sie beten und sie durch Unterricht und Beispiel von der Wahrheit des katholischen Glaubens überzeugen. "Solche, die sorgfältig die Wahrheit suchen und aufrichtig bereit sind, ihrem Irrtum zu entsagen, sobald sie ihn erkennen, gehören kraft der Neigung ihrer Herzen zur katholischen Kirche." So der hl. Augustinus.


Betrachtung über die Wahrheit der katholischen Religion

Wenn wir auch gar nichts wüßten von all den Wundern an Kranken, Besessenen und Toten, die Gott durch die Apostel bei der Verbreitung der christlichen Kirche gewirkt hat, so müßten wir doch annehmen, daß Gott das Zeugnis der Apostel von Jesus Christus bekräftigt habe, und zwar durch ein fortwährend offenbares, überaus großes Wunder. Das ist die Verbreitung der christlichen Religion, für sich betrachtet. Denn wer könnte es denken, daß ein solches Werk von solchen Menschen, auf solcher Weise, mit solchem Erfolge hätte ausgeführt werden können, wenn nicht eine übernatürliche himmlische Kraft dazu geholfen hätte?

Zuerst, was war es für ein Werk, das unternommen ward? In der ganzen weiten Welt sollte eine Religion eingeführt werden, eine ganz neue Religion, mit keiner der damals in der Welt herrschenden Religionen vereinbar, zu deren Einführung also notwendig war, daß bei allen Völkern alte angeerbte Gewohnheiten auf einmal und ganz aufgehoben würden; deren Einführung sich daher natürlich die Menschen mit aller Macht widersetzten. Bedenke nun, welche Mühe es kostet, welche Unruhen entstehen, wenn, ich will nicht sagen, in einem Lande, sondern nur in einer Gemeinde ein alter, lieber Gebrauch abgeschafft werden soll. So hart ist es, abstehen zu müssen von dem, woran man sich gewöhnt hat, und wozu man ein Recht zu haben meint. Und das sollten damals alle Völker der Erde tun. Aller Völker uralte Meinung und Sitten sollten von Grund aus umgekehrt, gänzlich verändert werden. Und es ist geschehen. Der Heiland sprach nur: Gehet und lehret! und die Welt glaubte, ließ ihre lieben, uralten Gebräuche fahren und nahm an
einen Glauben, der wider alle Vernunft zu sein schien; der z.B. lehrte: es ist nur ein Gott, aber in der Einen Gottheit sind drei verschiedene göttliche Personen; die zweite Person in der Gottheit ist Gott und Mensch zugleich, und doch nur eine Person. Wie? staunt hier die Vernunft; ist nur ein Gott, wie können denn drei sein, deren jeder wahrer Gott ist? Und der höchste, ewige Gott soll gar ein so schwaches, sterbliches Geschöpf sein, wie der Mensch ist? Wer kann das fassen? Und dennoch von so vielen ungereimt scheinenden Wahrheiten mußten die Menschen, auch die weisesten und gelehrtesten, überzeugt werden, und zwar so überzeugt, daß sie bereit wären, Gut und Blut um ihretwillen aufzuopfern. Wer sollte sagen, daß das möglich gewesen wäre? Und es ist geschehen. Der Herr hatte befohlen, dieser Glaube sollte der Welt verkündet werden - er ward der Welt verkündigt, und die Welt nahm ihn an; nahm an
einen Glauben, gleichsam gebrandmarkt, da der Urheber desselben förmlich als ein todewürdiger Missetäter verurteilt und an den Kreuzgalgen aufgehäng worden war. Welch ein Anstoß für die Heiden! Welch ein Anlaß, zu sagen, wie es denn wirklich gesagt worden ist, das Christentum sei eine Religion der Gottlosen, und einem ehrbaren Menschen unanständig. Und doch nahm die Welt das Christentum an. Siehe da, ruft hier erstaunt der hl. Chrysostomus, einen wundervollen Glauben! Nachdem der Urheber des Glaubens gekreuzigt worden, geht die Welt zum Glauben an den Gekreuzigten über. Ist das nicht wirklich zu bewundern? Einen Menschen als wahren Gott anbeten, den man als Verbrecher am Kreuze gesehen hat, wie sollte das einem natürlicherweise einfallen? Und doch bleibt es dabei: nachdem der Urheber des Glaubens gekreuzigt worden war, ist die Welt zum Glauben an den Gekreuzigten übergegangen.

Zwar ließ sich dieses noch einigermaßen erklären, wären die Lebensregeln des Christentums leicht und nach dem Hange der sinnlichen Natur. Aber nein, strenge und der Sinnlichkeit ganz zuwider ist die Sittenlehre des Christentums. So hörte man predigen: Selig die Armen! Wie, selig die Armen? Hat man doch immer die Armut für eins der größten Übel des Lebens gehalten! Man hörte predigen: Selig, die Verfolgung leiden! Wie kann das sein? War doch immer die Freiheit eins der größten Güter des Lebens, und Unterdrückung überall verhaßt. Man hörte predigen: Selig, die weinen! Welche Seligkeit! Ist Frohsinn nicht besser als traurig sein! Welche Anstalt, die dem Hochmütigen vorhält, er müsse sich erniedrigen; dem Sinnlichen: er müsse sein Fleisch und dessen Begierden kreuzigen; dem Rachgierigen: er müsse seinen Feinden von Herzen verzeihen, sie wahrhaft lieben, seinen Hassern Gutes tun und beten für seine Verfolger. Eine solche Anstalt einführen, ist das wohl etwas für eine bloß menschliche Kraft? Ach, wie wenig fruchten oft eben diese Predigten, gehalten in einer christlichen Gemeinde! Was war denn von ihnen zu erwarten bei den sinnlichen, ausgearteten Juden, bei den allen Lastern ergebenen Heiden? Und dennoch fanden sie überall Gehört. Die Welt unterwarf sich dem christlichen Glauben. Dieses ist nicht anders zu erklären, als daß es bewirkt worden ist durch den starken Arm des Allmächtigen.

Wer waren sie, die ein solches Werk anfingen und ausführten? Gewiß nur überirdische Wesen konnten es sein,die eine solche Religion, eine solche Sittenlehre vor so vielen Jahrhunderten durch die ganze Welt verbreiteten, daß sie noch bis auf diesen Tag besteht? Nein, Menschen waren es, vorzüglich zwölf, von denen dieses Geschäft aufgetragen war. Diese verteilten sich in die weite Welt, zogen umher gegen Aufgang und Niedergang, Mittag und Mittermacht, und brachten es noch zu ihren Lebezeiten so weit, daß ihre Religion an allen Orten Besitz nahm. So waren es wohl zwölf Könige, die da Volk mit ihrem Ansehen schreckten, mit Geschenken reizten, mit Waffen bezwangen, mit seltener Weisheit und Beredsamkeit bezauberten? Die meisten von ihnen waren arme Fischer, die keinen Fuß Landes besaßen, ihre ganze Habe immer am Leibe trugen, von Almosen lebten, keine andere Kunst verstanden, als Netze zu stricken und Fische zu fangen. Wehrlos und friedsam reisten sie umher, und lehrten, wo man sie hören wollte, in aller Einfalt. Sie fanden vielfältigen Widerspruch, ja, sie wurden oft als Unruhestifter vor die Gerichte gezogen, in Ketten gelegt, gegeißelt, vertrieben, bis auf den Tod verfolgt. Und doch machten sie Richter und Könige zittern und brachten die Welt auf ihr Seite. Klein und schwach, wie sie waren, allerorten verhaßt, allerorten verfolgt, führten sie ihr Unternehmen aus. Wie ging das zu? Ich kann es nicht begreifen, wenn nicht der starke Arm des Allmächtigen auf ganz besondere Weise mitgewirkt hat.

Aber noch eines - wo haben sie denn zu lehren angefangen? Vielleicht bei ganz rohen, unwissenden, leichtgläubigen Menschen? Nein, öffentlich in der großen Stadt Jerusalem, wo erst vor sieben Wochen ihr Meister als Übeltäter hingerichtet worden war, und hier vor einer Versammlung unzählicher Menschen aus allen Nationen. Hier sagten sie unter den Augen der höchsten Obrigkeit unverhohlen, daß der gekreuzigte Jesus von Nazareth von den Toten auferstanden sei, daß er der wahre Gott, der höchste Herr des Himmels und der Erde sei, von dem allein das Heil herkomme. Und sie fanden solchen Glauben, daß noch denselben Tag dreitausend Menschen die Lehre des Gekreuzigten annahmen und sich auf seinen Namen taufen ließen. Überhaupt machten sie keine Auswahl unter den Orten, wo sie predigten wollten. Keine Stadt war ihnen zu ansehnlich. Sie gingen selbst nach Athen und Rom, den größten Hauptstädten der damaligen Welt, und predigten mit solchem Erfolge, daß Rom selbst, der bisherige Mittelpunkt der Abgötterei, von nun an der Mittelpunkt der ganzen Christenheit wurde, und jetzt, nach beinahe zweitausend Jahren, immer noch ist. Welcher Triumph; danieder liegen die Götzenbilder, und das Kreuz unseres Herrn glänzt auf den Kronen der Kaiser und Könige!

Und diese Verbreitung des christlichen Glaubens geschah, obwohl deren Bekenner ebenso wütend verfolgt wurden als die Prediger. Überall wurden sie aufgesucht, und weil sie nicht zum Götzendienst zurückkehren wollten, mit langen Martern gepeinigt, und dann zum Schwerte, zum Rade, zum Feuer, zum Kreuze verdammt, geschunden, gebrate und Löwen und Tigern vorgeworfen. Mit einem Worte, die grausamste, hartnäckige Tyrannei erschöpfte an ihnen alle Macht in der Absicht, das Christentum von der Erde zu vertilgen. Aber vergebens: die Zeiten der blutigsten Verfolgungen sind die blühendsten des Christentums. Werden tausend ermordet, so sind zehntausens aufs neue bereit, für den christlichen Glauben zu sterben. Und was das wunderbarste ist, die so verfolgten Bekenner des christlichen Glaubens brauchen ebensoweinig Gegenwehr als die Apostel. Geduldiges Ausharren, das ist es, was sie ihren Peinigern entgegenstellen und womit sie dieselben endlich ermüden.

Muß nicht jeder vernünftige Mensch erkennen, daß nur der Arm des Allmächtigen vermögend war, solche Dinge auszuführen? Und so dürfen wir denn kühn mit Richard sagen: Herr, wenn es ein Irrtum ist, was wir glauben, so sind wir von dir selbst betrogen worden; denn unser Glaube ist mit Zeichen bestätigt, die von keinem andern, als von dir sein können.

Doch wir glaube ja, und unser Glaube trügt uns nicht. Das ist gewiß. Aber leben wir auch nach unserm Glauben? O, wären wir Heiden und wüßten wir nichts von dem Christentum, dann wäre es nicht so sehr zu verwundern, daß wir nach dem Hange unserer sinnlichen Natur für nichts so sehr sorgten, als dem Fleische wohlzutun und dessen Gelüste zu vollbringen. Aber eine Religion bekennen, die nichts als heilige Gesetze vorschreibt, und im Wandel nichts von Heiligkeit ziegen; eine Religion bekennen, welche die Demut als den Grund aller Tugenden darstellt, und nichts von Demut wissen wollen; die uns auffordert, unser Kreuz dem Heilande mit Geduld nachzutragen, und das Kreuz wie den Bösen fliehen; die Sanftmut und Eintracht gebietet, und in beständiger Erbitterung, Haß und Zwietracht leben; die uns gebietet, unsern Leib unbefleckt zu erhalten, und ihn mit allerlei Unzucht verunehren; die uns gebietet, alles im Namen Jesu anzufangen und zu vollführen, und immerdar Flüche, Verwünschungen, Lästerungen im Munde und Herzen haben - heißt das glauben?

Glauben müssen wir, und wenn es nötig ist, unsern Glauben bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen; aber es soll auch unser Wandel mit den Gesetzen des Glaubens übereinstimmen. Was werden wir sonst von unserm Glauben zu erwarten haben? Ach, was für Entschuldigungen werde ich vorbringe, wenn du, mein Gott, mir einst vorhalten wirst, daß jener Glaube, der in den Gemütern der wildesten Menschen alle Abgötterei zerstört hat, in meinem Gemüte nicht einmal die Anhänglichkeit an die törichten Meinungen und verderblichen Gebräuche der Welt hat überwältigen können? Wie will ich mich rechtfertigen, wenn du mir vorhalten wirst, daß jener Glaube, der den Hochmut der Fürsten und Könige unter das Kreuz gebeugt hat, in mir nicht hat unterdrücken können diese Hoffart, diesen Haß, diesen Neid? Was werde ich antworten, wenn du mir vorhalten wirst, daß jener Glaube, der durch sein heiliges Gesetz die ganze Welt erneuert und verbessert hat, mein Leben nicht hat ändern und rein und heilig machen können? Was werde ich endlich einwenden, wenn du mir vorhalten wirst, daß jener Glaube, der tausend und tausend Märtyrern die grausamsten Peinigungen leicht und süß gemacht hat, mich in kleinen Widerwärtigkeiten nicht zur Geduld hat bewegen können? Ach, ich werde verstummt dastehen. Anfangen will ich also, anfangen muß ich, christlicher zu leben. Ja, Herr, es soll geschehen! Ich bitte dich um deine Gnade. Erwecke, stärke, belebe meinen schwachen, schlafenden, toten Glauben, auf daß ich fortan in ihm, durch ihn und nach ihm leben und dereinst der ewigen Freude teilhaftig werden möge.


Der Weiße Sonntag

(A. Stolz über das Kleid der Unschuld)

Glücklich diejenigen, die den Tempel ihres Herzens nicht entweiht, sondern das weiße Kleid der Unschuld unbefleckt bewahrt haben!

"Gehörst du zu diesen, so freue dich, du liebes Herz. Deine Seele hat noch das himmlische Kleid der Unschuld, schöner strahlend vor Gott, als von Seide und Silber gewoben. Seiest du auch kränklich oder krüppelhaft, oder arm, oder von der Sonne geschwärzt im Gesicht, und habest rauhe Hände und Schwielen von harter Arbeit, oder habest du gar wenig Verstand und werdest oft ausgelacht und verspottet von den Leuten; und sei auch das Kleid alt und geflickt, das du am Sonntag trägst, so daß hoffärtiger Gekleidete nicht mit dir gehen und nicht neben dir in der Kirche sitzen wollen: du bist doch vornehmer, geachteter und reicher vor Gott und seinen heiligen Engeln, als der König auf dem Thron oder die Königstochter in ihrer Kleiderpracht, wenn sie Unschuld und Reinigkeit des Herzens verspielt und verscherzt haben. Wie nachts aus dem schwarzen Himmel hervor still und klar die wunderbaren Sterne flimmern, als wären sie die ewigen Lichter, die da brennen vor dem Throne Gottes: so leuchten von der trüben, sündigen Erde zum Himmel hinauf die Seelen unschuldiger Jünglinge und Jungfrauen, und der Allwissende schaut sie an mit inniger Liebe und Wohlfallen; und wenn sie so bleiben, werden sie in eigener Schönheit im Himmel strahlen in größerer Herrlichkeit als die andern Seligen. Von ihnen heißt es im Prophetenbuch des Neuen Testamentes: "Das Lamm stand auf dem Berge Sion, und mit ihm 144 000, die seinen Namen und seines Vaters Namen auf ihren Stirnen geschrieben trugen. Vom Himmel her hörte ich eine Stimme ertönen wie das Rauschen vieler Wasser, und wie das Rollen eins heftigen Donners. Auch hörte ich ein Tönen, als wenn Harfenspieler auf ihren Harfen spielten. Sie sangen ein neues Lied vor dem Throne: und niemand konnte das Lied singen, als nur die 144 000 Erkauften von der Erde... Jungfrauen (jungfräuliche Seelen) sind sie, die dem Lamme folgen, wohin es geht. Sie sind von den Menschen als Erstlinge Gott und dem Lamme erkauft. In ihrem Munde ward kein Trug gefunden; sie sind ohne Tadel vor dem Throne Gottes.

Geliebte Seele, möchtest du nicht auch einmal in diese Schar aufgenommen werden? Darum bleibe treu; laufe nicht Lustbarkeiten nach, wo man Unehrbares sieht und hört; bleibe im Winter hinweg aus den Spinnstuben, denn es spinnt sich gar gern mannigfach Böses dort an durch die Gespräche, die Gelegenheit und die Nacht. Meide Menschen, die unanständige Reden führen; fang keine Liebeleien und Bekanntschaften an ohne ernstliche Absicht und baldige Aussicht. Laß den Blick nicht zuchtlos überall umherschweifen; und wie man den Feuerfunken oder ein häßliches, giftiges Tier am Kleid schnell abschüttelt und zertritt, so mache es mit jedem unreinen Gedanken, der deine Seele beflecken will. Verehre viel die reinste Jungfrau Maria, besonders wegen ihrer hohen, heiligen Unschuld; und sooft eine Versuchung von außen oder von innen dich anfechten will, so bete zu ihr jedesmal den Englischen Gruß, daß sie für dich um ein reines Herz zu Gott flehe, und damit ihr reines Bild und Andenken in deine Seele leuchte und das Nacht- und Fleckentier unzüchtiger Gedanken verscheuche. Bleibe treu um Gottes willen; sieh, das Leben ist kurz, und am kürzesten ist die schlechte Luft der Sünde; laß nicht ab von Unschuld und keuschem Sinn und Wandel; und am Ende deines Lebens lege einen unbefleckten Leib ins Grab und eine reine Seele in die Hände Gottes."

Aber wer nun den Tempel seines Herzens durch jene Sünde entweiht hat, die unter Christen nicht einmal genannt werden sollte? Für ihn bleibt noch - aber auch nur - der Weg der Buße. Mit wahrer Reue muß er sich dem heiligen Bußsakrament nahen; dann, aber auch nur dann wird seine Seele wieder rein und weiß gewaschen im Blute des Lammes.

"Die Reue muß eine Reue im Geiste und in der Wahrheit sein. Ich will dir jetzt zeigen, wie es eine solche Reue macht, und wie sie aussieht. Sieh, wer eine solche Reue hat, der denkt am Morgen beim Aufwachen nicht zuerst an das Gewerbe und die Haushaltung, oder an einen Verdruß, den man gestern eingenommen hat, oder an den Kaffee, den er zum Frühstück sich will schmecken lassen; sondern er sitzt zuweilen vor Tage schon aufrecht im Bett, und mag nicht ans Schlafen und nicht ans Geschäft oder den Kaffee denken; es bohrt etwas anderes in seiner Seele, das Andenken an seine Sünden, und es drückt ihn der Kummer darüber manchmal so schwer auf dem Herzen, daß, wenn ihm Gott anböte, seine Sünden ungeschehen zu machen, wenn er sich ein Glied um das andere abschneiden ließe, der Sünder es gern annähme. Eine reuige Person von der Art mag nicht mehr sinnlichen Lustbarkeiten nachlaufen; wenn sie Musik und Tanz hört, kommt es ihr nicht tanzartig in die Füße, sondern es kommt ihr Schwermut in das Herz und Tränen in die Augen. Und wenn es Weißer Sonntag ist, und es geht vor dem Gottesdienst ein Kind mit dem Blumenkranz ums Haupt oder dem Röslein vor der Brust an deinem Fenster vorüber; du siehst Kinder zum Tische des Herrn gehen, und hörst, wie ihr Seelsorger gerührt ihnen ans Herz legt, immer so gut und brav zu leiben, und ihnen das Taufgelübde abnimmt; und hörst due die unschuldige, zitternde Stimme des vorbetenden Kindes und den süßen, sanften Sang des Liedes, das auch dir gesungen worden ist beim ersten Gang zum Tische des Herrn; und du siehst die Lichter brennen auf den weißen Kerzen, wie sie aufwärts deuten, als sprächen sie still und geisterhaft mit ihren Flammenzungen: Heilig, heilig, heilig! und du siehst den tiefen Ernst und die Andacht auf den kindlichen, treuen Engelgesichtchen, und die aufgehobenen unschuldigen Hände vor den gesenkten Augen, wenn sie zurückkehren vom Tisch des heiligen Mahles: und du denkst daran, daß auch du einmal so fromm und gut in der Kirche gekniet hast, daß auch du einmal bist ermahnt worden, und du so ernstlich widersagt, gelobt und gebetet hast; und du denkst daran, wie du dein Versprechen schwer gebrochen hast, und aus deiner reinen, unschuldigen Kinderseele eine schmählich befleckte Sünderin geworden ist und du nie mehr zurückkehren kannst zu jener holden Unschuld; wenn du alles das siehst und hörst und denkst, dann ist es mehr als sanfte Demut und Rührung, was im Herzen sich regt; es ist Schmerz und Qual und grimmige Reue, und in deinem Innern wird ein bitteres Anklagen laut, und es schreit auf: "Warum bist du nicht so geblieben?" Und der Weiße Sonntag ist für dich ein Tag des bittern Vorwurfs, ein Tag der Anklage und der tiefen Trauer über dich selbst...

Du arme Seele, wenn es dir so ums Herz ist, dann will ich doch nicht von dir scheiden, ohne ein Tröpflein Öl in deinen Schmerz zu gießen; es heißt: "eine rechte Reue ist eine zweite Unschuld", und es heißt, was noch gewisser wahr ist: "Sei deine Sünde noch so groß, Jesus Christus hat grimmig viel am Kreuze für deine Sünden ausgestanden; in ihm und durch ihn gibt es Vergebung, so du dich von ganzem Herzen bekehrst und für deine Erlöser lebst" - - Aber freilich, unzüchtige Sünder gibt es allenthalben die Menge; hingegen große Reue für große Sünden ist selten. Und doch ist eine leichte Reue für schwere Schuld eine schlechte Versicherung zum ewigen Leben. Bete darum, wenn es dir noch an einer kräftigen Reue fehlt, täglich zu Gott, daß er dir eine ins Herz lege; und denke auch selber viel nach, wer Gott ist und was du getan hast! vielleicht kommt es dir dann mehr. Und die ihr noch unschuldig seid, hütet euch doch recht sorgsam, den edlen, göttlichen Ehrenstern der Unschuld zu verlieren; denn Umkehr und Rückweg ist schwer und schmerzlich, und wenige finden ihn!


Unterricht für den zweiten Sonntag nach Ostern

Das ist der "Sonntag des guten Hirten", so genannt von dem Evangelium, das heute gelesen wird. Dieses Evangelium wird aber heute deshalb gelesen, weil Jesus in der Zeit zwischen seiner Auferstehung und Himmelfahrt seine Kirche fest begründet und ihr an seiner Statt im hl. Petrus den Hirten gab, der sie regieren sollte. Da er selber nach Gottes Ratschlusse bald die Erde verlassen wird, um erst am Ende der Zeiten wieder auf ihr zu erscheinen, so überläßt er der Kirche seine Vertretung. Noch vor seinem Tode hatte er gesagt, daß er auf Petrus seine Kirche gründen werde; in dieser Zeit führt er seine Verheißung aus und übergibt förmlich und feierlich dem hl. Petrus das Hirtenamt über die Lämmer und Schafe, d.h. über den lehrenden und hörenden Teil seiner Herde.

Die Kirche fährt fort, Gott für die Auferstehung Jesu und die daher uns zufließenden Gnaden zu preisen. Der Eingag der heiligen Messe atmet Triumphesfreude und feiert die Erbarmungen Gottes, die sich durch die Gründung der Kirche über die ganze Erde ausbreiten. Unter den Himmeln sind hier die heiligen Apostel zu verstehen, die durch Christus an dem Tage, da Petrus ihnen zum Oberhaupte gegeben wurde, befestigt worden sind.
Die Erde ist voll der Barmherzigkeit des Herrn, Alleluja! Durch des Herrn Wort sind die Himmel befestigt, Alleluja! Alleluja! Frohlocket, ihr Gerechten, im Herrn: den Redlichen ziemt Lobgesang (Ps 32). Ehre sei dem Vater usw.

In der Kollekte erbittet die Kirche für ihre Kinder eine heilige Freude, denn sie ist die rechte Stimmung der Osterzeit. Durch den Triumph unseres Herrn sind wir vom Tode errettet; freuen wir uns darüber, und bereiten wir uns durch diese Freude vor auf die ewigen Freuden.

Gebet der Kirche. O Gott, der du das schwer gefallenen Menschengeschlecht durch die Selbsterniedrigung deines Sohnes wieder aufgerichtet hast, verleihe deinen Gläubigen immerwährende Freudigkeit, auf daß sie, die du den Gefahren des ewigen Todes entrissen hast, auch zum Genusse der ewigen Seligkeit gelangen mögen. Durch Jesum Christum, deinen Sohn, unsern Herrn. Amen.

Lektion aus dem ersten Briefe des heiligen Apostels Petrus II, 21-25

Geliebteste! Christus hat für uns gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen, damit ihr seinen Fußtapfen nachfolget. Er, der keine Sünde beging, und in dessen Munde kein Betrug gefunden wurde, der nicht wiederschalt, als er gescholten ward, nicht drohte, da er litt, sondern sich dem überließ, der ihn ungerecht verurteilte: der unsere Sünden selbst an seinem Leibe auf dem Holze trug, damit wir, abgestorben den Sünden, der Gerechtigkeit lebten, durch dessen Wunden ihr geheilt worden seid. Denn ihr waret wie irrende Schafe; jetzt aber seid ihr bekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.

Erklärung

Wenden wir uns an Christus, die ewige Wahrheit, mit der Frage, die für jeden die wichtigste Lebensfrage ist: Was muß ich tun, um ins Leben einzugehen? - so antwortet er uns: Ich bin der Weg; in meine Fußtapfen müsset ihr eintreten. Sein ganzer Lebensweg war ein Kreuzweg.
Das Kreuztragen heiligt noch nicht, sonst müßten die meisten Menschen Heilige sein; sondern das Eingehen auf die Gesinnung Christi dabei, der da sprach: Soll ich den Kelch nicht trinken, den der Vater mir gereicht hat? Unser Leiden wird zur Hölle, wenn wir uns gegen Gott und die Menschen empören; halten wir uns dabei an unser Vorbild Jesus Christus, so wird es zum Fegfeuer und himmlischen Verdienst.
Das Leiden Christi muß die Hauptandacht jedes Christen sein. Darum erscheint sein heiliger Fronleichnam trotz seiner Verklärung noch geschmückt mit den Todeswunden. Er hatte das Leiden nicht nötig als Buße und Arznei wie wir.
Seine Leidensgeschichte ist vorbildlich in allen einzelnen Teilen. So in seiner Sanftmut und Geduld Beschimpfungen gegenüber. Solche sind eine geistliche Mißhandlung, die einem edlen Gemüte viel weher tut als körperliche Qual. Für den, der sich der Mißhandlung nicht anders zu erwehren weiß, liegt die Versuchung nahe, daß er Gleiches mit Gleichem vergelte oder mit Wiedervergeltung drohe. Nicht so unser Muster und Vorbild. Majestätisch ist gerade sein stillschweigendes Leiden. In seinen Augen waren die Menschen in ihrer Verblendung und Bosheit nur Werkzeuge, freilich bedauernswerte Werkzeuge der göttlichen Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Es ist Gottes Wille zu unserm Besten, damit sollen wir uns beruhigen, wenn uns von anderen Übles widerfährt.
Das Leiden Christi wirkte stellvertretenden Genugtuung; und alle, die an ihr teilnehmen wollen, fragt er: Könnet ihr den Kelch trinken, den ich getrunken habe?
Das geduldige, gottergebene Leiden hat für unser Heil höheren Wert als sonstige gute Werke. Gott treu bleiben in vielen Leiden bis zum Tode beweist die höchste Hingebung und Selbstverleugnung. In solcher Prüfung wanken viele und fallen ab, die sonst Eifer für das Gute zeigten.
Christi Tod sollte uns das Leben erwerben; seine Wunden sollen unsere Seelenwunden heilgen: Damit das auch geschehe, müssen wir auf die Stimme des guten Hirten hören und seine aufopfernde Hirtenliebe mit voller Hingabe vergelten.

Gebet. O Herr, verleihe mit die Gnade, dir, meinem guten Hirten, nachzufolgen, auf daß ich nicht schelte noch drohe, wenn man mich schilt, verspottet, oder um des Guten willen verfolget, sondern dir zuliebe alles mit Geduld ertrage!

Evangelium Johannes X, 11-16

In derselben Zeit sagte Jesus zu den Pharisäern: Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt seine Leben für seine Schafe. Der Mietling aber, der kein Hirt ist, und dem die Schafe nicht zugehören, sieht den Wolf kommen, verläßt die Schafe und flieht: und der Wolf raubt und zerstreuet die Schafe. Der Mietling flieht, eben weil er Mietling ist, und ihm an den Schafen nichts liegt. Ich bin der gute Hirt und kenne meine Schafe, und meine Schafe kennen mich: wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne, und ich gebe mein Leben für meine Schafe. Und ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Schafstalle sind; auch diese muß ich herbeiführen, und sie werden meine Stimme hören; und es wird Ein Schaftstall und Ein Hirt werden.

Wodurch beweist Christus, daß er der gute Hirt ist?

Dadurch, daß er sich alle Mühe gibt, die verlorenen Schafe - die Sünder zu suchen, zu finden und wieder auf den rechten Weg zurückzuführen; daß der die Gesundenen, die Büßer, mit aller Liebe aufnimmt, ja auf seinen Schultern trägt; daß er ihnen gute Weide, d.h. die gesunde Lehre und alle Mittel des Heils anweiset; daß er endlich sein Leiben für sie hingibt und sich selbst ihnen zur Speise hinterläßt (1 Joh 4,10). Das will auch das Wort sagen: Er kenne die Seinen. Auch daran sollen wir hier denken, daß unser guter Hirt um alles weiß, was wir bedürfen, was uns begegnet, um alle unsere Anliegen und Heimsuchungen. Er sagt uns: Ich wache über euch, ich sorge für euch, ich behüte, nähre und kleide euch.

Wer ist ein Mietling?

Jedermann, der nur um Lohn arbeitet und bei dem, was er tut, nicht die von Gott ihm auferlegte Pflicht, die Ehre Gottes und das Heil der Seele im Auge hat. Mietlinge sind daher diejenigen Geistliche, Eltern, Vorgesetzten, namentlich aber Dienstherrschaften, welche die Schafe nur um des zeitlichen Gewinnes willen weiden, die also nur ihre Wolle, aber nicht ihr Wohl suchen, d.h. die nur nach dem Nutzen fragen, den ihre Untergebenen ihnen einbringen, die sich aber um deren Seelenheil nicht bekümmern, sie Gefahren und bösen Gelegenheiten überlassen, vor Verführern nicht warnen, zu ihren Fehlern und Sünden schweigen.

Woran kann man erkennen, daß man zu den Schafe Christi gehört?

1. Wenn man die Stimme des guten Hirten, die an Sonn- und an Feiertagen in den Predigten gehört wird, gern anhört und ihr gehorcht; 2. wenn man die Speise des guten Hirten, die heilige Kommunion, gern und oft genießt; 3. wenn man der Kirche und also auch ihren Dienern gern gehorsamet; denn wer die Kirche hört und ihr gehorsamt, gehorsamt Gott selbst (Luk 10,16); wer aber sie nicht zur Mutter haben will, kann auch Gott nicht zum Vater haben (Augustinus); 4. wenn man den Obern in seinem Namen, wie ihm selbst, gehorcht; 5. wenn man endlich alle Mitmenschen von Herzen liebt und jene, die nicht zum Schafstalle Christi gehören, ihm liebevoll zuzuführen sucht.

Was versteht Christus unter den anderen Schafen?

Die Heiden, die er durch seine Apostel und deren Nachfolger in seinen Schaftstall bringen wollte, wie er selbst die Juden dahin zu bringen gesucht hatte. - Zu diesen Schafen gehörten auch wir in unsern Voreltern. So laßt uns denn Gott danken, daß er uns berufen und unter die Seinen aufgenommen hat, indem wir den wahren Glauben lebendig in uns bewahren.

Wie wird Ein Schaftstall und Ein Hirt sein?

Dadurch, daß am Ende der Zeiten alle Völker, Juden und Heiden in den einen Schafstall versammelt werden, und so unter einem Oberhaupte nur ein Glaube, eine Kirche auf Erden sein wird.


Betrachtung über die Unfehlbarkeit der Kirche

1. Der gute Hirt hat dafür gesorgt, daß seine Lehren, Gnaden und Anordnungen zu unserm Heile nicht verloren gingen. Er hat eine Gesellschaft gegründet, die alles dieses bewahren und verwalten sollte; diese Gesellschaft mit bestimmter Einrichtung nennen wir Kirche. "Auf diesen Felsen (den Petrus nämlich) will ich meine Kirche bauen", und zwar nicht bloß für einige Jahrhunderte, sondern für so lange, als die Welt steht: "Die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen" (Matth 16,18). Selbstverständlich muß diese Kirche in den Glaubens- und Sittenlehren einig sein, d.h. es muß darin stets und überall dieselbe Lehre verkündigt werden, die Christus und seine Apostel hinterlassen haben. Könnte die Kirche auch nur einen Augenblick vom Christentum abweichen, so wäre sie nicht mehr die wahre und könnte ihren Zweck nicht mehr erfüllen.

2. So sagt schon die Vernunft, daß Christus seine Kirche unfehlbar gemacht haben müsse. Er mußte dafür sorgen, daß sie die Verkündigung seiner Glaubens- und Sittenlehre niemals in Irrtum verfallen könne. Ohne diese Gabe der Unfehlbarkeit hätte seine Lehre nicht lange rein und unverfälscht bestehen können. Der menschliche Stolz und Eigendünkel ist zu groß, ebenso die Neigung zu Widerspruch und Neuerungen. So viele Köpfe, so viele Sinne - würde es auch in religiösen Dingen heißen, wenn das kirchliche Lehramt nicht unbedingte Unterwerfung fordern könnte durch die Gabe der Unfehlbarkeit. Die anderen Religionsgenossenschaften, die sich von der Kirche getrennt haben, sind ein Beweis für diesen Satz, durch ihre Uneinigkeit. Mit der Zeit hätte sich die Kirche notwendig in zahllose Sekten auflösen müssen, wenn ihre Lehren bloß menschliches Ansehen hätten.

3. Die Andersgläubigen sagen: Wir haben die Heilige Schrift, eine andere Glaubensregel haben wir nicht nötig. Allein die Erfahrung beweist das Gegenteil. Alle die vielen hundert christlichen Sekten berufen sich auf ihre abweichenden Lehren auf die Bibel; jede legt sie in ihrem Sinne aus. Darum sagte schon in der Apostelgeschichte der Kämmerer aus Äthiopien auf die Frage des Philippus, ob er auch verstehe, was er in der Bibel lese: "Wie soll ich verstehen, wenn ich nicht jemand habe, der sie mir auslegt?" (Apostelgesch 8). Und der hl. Petrus bezeugt von den Briefen des hl. Paulus, daß darin einiges schwer zu verstehen sei, was Ungelehrte zu ihrem Schaden verdrehen (2 Petr 3).
Auch in der weltlichen Ordnung gibt es überall Behörden, die in Zweifeln und Streitigkeiten entscheiden. Das Gesetzbuch kann noch so klar sein, es muß doch Gerichtshöfe geben, die über seine Anwendung entscheiden, und gegen den Spruch des obersten Gerichtshofes kann niemand mehr sich auf das Gesetzbuch berufen. In der Religion konnte Christus die Menschen unmöglich an den toten Buchstaben der Bibel verweisen; ebensowenig hat er einem jeden besondere Erleuchtung der Offenbarung verheißen, sondern alle hat er an die Lehre und Entscheidung der kirchlichen Obrigkeit verwiesen, wie dieses aus der Heiligen Schrift selbst klar genug erhellt.

4. Der Herr hat den ersten Vorstehern seiner Kirche verheißen, daß die Macht des höllischen Lügengeistes sie nie überwältigen werde. Er hat ihnen verheißen den Geist der Wahrheit, der sie in aller Wahrheit unterrichten und immer bei ihnen bleiben werde: und er selbst wollte sie niemals verlassen (Joh 14). Diese Verheißungen hätten sich nicht erfüllt, wenn die Kirche zu irgend einer Zeit in Glauben- oder Sittenlehren in Irrtum geraten wäre. Denn sie gelten ja offenbar nicht bloß den Aposteln persönlich, sondern ihrem Amte, das nach ihrem Tode fortdauern mußte, so gut wie die Kirche selbst.
Auf den verheißenen Beistand des Heiligen Geistes stützte sich die Kirche zu allen Zeiten bei Entscheidung von Glaubensstreitigkeiten. Sooft ein Zweifel in Glaubenssachen entstand, eine neue Lehre auftauchte, wurde alsbald die Entscheidung der kirchlichen Obrigkeit angerufen. Auf doppelten Wege erging dann diese Entscheidung der Kirche. Entweder durch einen feierlichen Ausspruch des römischen Papstes als obersten Lehrers und Richter, oder durch ein allgemeines Konzil, d.h. eine Kirchenversammlung, zu der sämtliche eingeladen sind. Es ist nicht gerade notwendig, daß sie vollzählig erscheinen, ihre Beschlüsse müssen jedoch vom Papste bestätigt werden. Der Papst ist als oberster Lehrer und Richter unfehlbar in Glaubenssachen; er wird durch einen besonderen göttlichen Beistand bewahrt, daß er für die gesamte Kirche keine irrige Entscheidung trifft. Das wurde vom letzten allgemeinen Konzil im Vatikan 1870 feierlich erklärt; das erklärte der Heiland selbst schon, als er dem Papst, Petrus, die Unüberwindlichkeit und seinen besonderen Beistand verhieß: "Petrus, ich habe für dich gebetet, damit dein Glaube nicht abnehme (wanke); und du dereinst hinwiederum stärke deine Brüder" (Luk 22). Auch die Bischöfe haben durch ihre Weihe die volle Gewalt der Apostel empfangen, und damit Anteil an dem kirchlichen Lehramte. Sie sind zwar nicht jeder einzeln unfehlbar, aber in Vereinigung mit dem Papste bilden sie den obersten kirchlichen Gerichtshof, der in besonders wichtigen Angelegenheiten versammelt wird und ebenfalls die Verheißung der Unfehlbarkeit besitzt.

5. In diesem Sinne haben schon die heiligen Väter der ältesten Zeiten das kirchliche Lehramt verstanden und sich darauf berufen. So schreibt der hl. Augustinus in einem seiner gelehrte Werke: "Ich würde dem Evangelium nicht glauben, wenn nicht das Ansehen der Kirche mich dazu bestimmte." Und der hl. Cyprian: "Die Braut Christi kann nicht fehlen." Die Märtyrer sind für diesen Glauben gestorben. Die größten Heiligen aller Zeiten haben sich den Aussprüchen der kirchlichen Obrigkeit unterworfen; mochten sie es auch noch so weit gebracht haben in der Heiligkeit, sowie in den Wissenschaften, mochten sie persönliche Offenbarungen von Gott empfangen haben und erstaunliche Wunder wirken. Sie wagten niemals eine kirchliche Lehre nur im geringsten anzustreiten oder zu bezweifeln. Das haben allezeit bloß dünkelhafte Menschen gewagt, die, eingenommen von ihrer eigenen Weisheit, sich selbst für unfehlbar hielten, und es darum besser wissen wollten als die Kirche Gottes. Solche hat es zu allen Zeiten gegeben; sie wurden aber, wenn sie hartnäckig bei ihrem Widerspruch verharrten, stets als Abtrünnige angesehen und von der kirchlichen Gemeinschaft ausgeschlossen, nach dem Worte des Herr: "Wer die Kirche nicht hört, der sei wie ein Heide und öffentlicher Sünder" (Matth 18).

Welch ein Trost und welche Beruhigung, daß wir uns in dieser wandelbaren Welt, wo die Ansichten und Tagesströmungen beständig wechseln, an den unerschütterlichen Felsen der Kirche halten können! Unbekümmert um Gunst oder Ungunst, stellt sie sich dem Irrtum und der Lüge, dem Unrecht und dem Laster frei und offen entgegen im Vertrauen auf den göttlichen Beistand, der ihr Unfehlbarkeit verleiht. Gott sei Dank, daß wir in den wichtigsten Angelegenheiten, in Sachen der Religion und de Seelenheiles, unfehlbare Gewißheit haben! Der Herr möge uns verzeihen, wenn wir jemals die Würde der kirchlichen Hirten gering geachtet, freventlich gegen ihre Lehre geredet, unfolgsam gegen ihre Anordnungen gehandelt und dünkelhaften Menschen, schlechten Schriften mehr Glauben geschenkt haben als seinen Stellvertretern. Solches soll in Zukunft niemals geschehen. Mit kindlichem Sinne wollen wir uns der Kirche Gottes anschließen, auf ihr Wort gern hören, und sie desto mehr lieben und ehren, je mehr sie Anfeindung erleiden muß.

Gebet. O Jesus, du guter Hirt! der du am Stamme des heiligen Kreuzes dein Leben für deine Schafe hingegeben hast; ich bitte dich durch deinen Tod, gib mir die Gnade, zur Zahl der Deinigen zu gehören, und das ewige Leben, das du ihnen geben willst, zu erlangen.


Unterricht für den dritten Sonntag nach Ostern

Die Kirche fährt fort, uns zur Freude und zum Lobe Gottes wegen der Auferstehung Jesu zu ermuntern, und singt deshalb zum Eingang der Messe:
Jauchzet zu Gott, alle Lande, Alleluja! Lobsinget seinem Namen, Alleluja! Lasset herrlich erschallen sein Lob, Alleluja! Alleluja! Alleluja! Saget zu Gott: Wie schrecklich sind dein Werke, o Herr! Ob der Menge deiner Kraft werden dir vergebens trotzen deine Feinde (Ps 63,1-3). Ehre sei dem Vater usw.

Gebet der Kirche. O Gott, der du den Irrenden das Licht deiner Wahrheit zeigest, damit sie auf den Weg der Wahrheit zurückkehren können, gib allen, die den Christennamen tragen, daß sie dasjenige meiden, was demselben zuwider, und das tun, was ihm angemessen ist. Durch Jesum Christum, deinen Sohn, unsern Herrn. Amen.

Lektion aus dem ersten Briefe des heiligen Apostels Petrus II, 11-19

Geliebteste! ich bitte euch als Fremdlinge und Pilger, enthaltet euch der fleischlichen Lüste, die wider die Seele streiten, führet einen guten Wandel unter den Heiden, damit die, die Arges von euch reden, als wäret ihr Übeltäter, eure guten Werke sehen und Gott preisen am Tage der Heimsuchung. Seid daher untertänig jeder menschlichen Ordnung um Gottes willen, dem Könige als dem Oberherrn, den Statthaltern als solche, die von ihm abgeordnet sind zur Bestrafung der Übeltäter und zur Belohnung der Rechtschaffenen; denn so ist es der Wille Gottes, daß ihr durch Rechttun die Unwissenheit törichter Menschen zum Schweigen bringet. Tuet dies als solche, die frei sind, aber nicht als solche, die ihre Freiheit mißbrauchen, um ihre Bosheit damit zu decken, sondern als Knechte Gottes. Ehret alle, liebet euch untereinander als Brüder, fürchtet Gott, ehret den König. Ihr Knechte seid untertänig mit aller Ehrfurcht den Herren, nicht allein den gütigen und gelinden, sondern auch den schlimmen; denn das bringt Gnade in Chisto Jesu, unserm Herrn.

Erklärung

Der Christenglaube soll besonders dadurch seine siegreiche Kraft beweisen,daß er die Fleischeslust überwindet, die gefährlichste der drei bösen Lüste. Die nichts Höheres kennen als diese Welt, die Ungläubigen, verstehen das nicht einmal, wie die fleischlichen Lüste gegen die Seele streiten; wie sie den Menschen erniedrigen und sein ewiges Heil in Gefahr bringen. Ja, sie halten die Keuschheit wohl für unmöglich. Der Triumph des Glaubens aber liegt in der freiwilligen Übung der immerwährenden jungfräulichen Keuschheit.
Auch heutzutage leben viele Gläubige unter Juden, Heiden oder Andersgläubigen. Da werden sie scharf beobachtet, und ihre Gebrechen werden leicht ihrer Religion zur Last gelegt. Um so ernstlicher gilt die Verpflichtung, durch solide Tugend zu beweisen, daß der wahre Glaube allein es ist, der die Welt überwindet. Jeder Katholik, der nicht seinem Glaubensberufe gemäß lebt, verzögert den Tag der Heimsuchung, der Gnade, der Erkenntnis und Bekehrung für Un- und Irrgläubige.
Von Anfang an wurde den Christen der Vorwurf gemacht, sie seien keine guten Patrioten. Sie erwiesen sich dagegen stets als treue Staatsbürger und gehorsame Untertanen in allen erlaubten Dingen, nicht nur im Sonnenschein der Regierungskunst, sondern auch in der Verfolgung und Unterdrückung. Dadurch unterschieden sie sich von den Irrlehrer, die überall Empörung stifteten, um ihrer Neuerung zum Siege zu verhelfen. Gerade das Martyrium bildet die schönste Ehrenkrone der wahren Kirche.
Heutzutage wirft man der Kirche einerseits vor, sie halte es überall mit den Mächtigen, die Religion solle nur die Völker im Zaume halten; andererseits soll sie nicht national, sondern vaterlandsfeindlich sein, so daß den treuen Katholiken keine wichtigen Ämter anvertraut werden dürfen. Durch unser Verhalten müssen wir solche Verdächtigungen widerlegen. Nicht etwa, indem wir in patriotischer Überschwenglichkeit es andern zuvortun, sondern indem wir gewissenhaft nach jeder Richtung unsere Schuldigkeit tun. Unsere Religion erkennt in der Obrigkeit eine Anordnung Gottes, verlangt Unterwerfung und verbietet Empörung auch dem Mißbrauch der Gewalt gegenüber. Was die Verteidiger des Christentums den heidnischen Gewalthabern vorhalten konnten, das sollen wir wiederholen dürfen: Es gibt keine treueren Untertanen, selbst bei ungerechter Behandlung als die Christen, die es ernst nehmen mit ihrer Religion. Das einzige zuverlässige Fundament wahrer Treue ist die Gewissenhaftigkeit, die auf Religiosität beruht.

Gebet. O Herr! gib mir die Gnade, daß ich mich allezeit als Fremdling auf dieser Erde betrachte, und mich auch der Güter dieser Welt nie anders denn als ein Fremdling bediene. Schenke mir Geduld in Widerwärtigkeiten, und verleihe, daß ich auch dann den der Obrigkeit schuldigen Gehorsam nicht verletze, wenn ihr Anordnungen mir beschwerlich fallen und lästige Abgagen mich drücken.

Evangelium Johannes XVI, 16-22

In jener Zeit sagte Jesus zu seinen Jüngern: Noch eine kleine Weile, so werdet ihr mich nicht mehr sehen, und wieder eine kleine Weile, so werdet ihr mich widersehen, denn ich gehe zum Vater. Da sprachen einigen von seinen Jüngern untereinander: Was ist das, daß er zu uns sagt: Noch eine kleine Weile, so werdet ihr mich nicht mehr sehen, und wieder eine kleine Weile, so werdet ihr mich wiedersehen; denn ich gehe zum Vater? Sie sprachen also: Was ist das, daß er spricht: Noch eine kleine Weile? Wir wissen nicht, was er redet. Jesus aber wußte, daß sie ihn fragen wollten, und sprach zu ihnen: Ihr fraget unter euch darüber, daß ich gesagt habe: Noch eine kleine Weile, so werdet ihr mich nicht mehr sehen; und wieder eine kleine Weile, so werdet ihr mich wiedersehen. Wahrlich, wahrlich, sage ich euch, ihr werdet weinen und wehklagen; aber die Welt wird sich freuen. Ihr werdet traurig sein, aber eure Traurigkeit wird in Freude verwandelt werden. Das Weib, wenn es gebiert, ist traurig, weil ihre Stunde gekommen ist: wenn sie aber das Kind geboren hat, so denkt sie nicht mehr an die Angst, wegen der Freude, daß ein Mensch zur Welt geboren worden ist. Auch ihr habet jetzt zwar Trauer; aber ich werde euch wiedersehen, und euer Herz wird sich freuen, und eure Freude wird niemand von euch nehmen.

Was bedeutet der Ausruck: "Noch eine kleine Weile usw."?

Jesus wollte damit sagen, daß er seine Jünger bald verlassen müsse, und daß sie während der Zeit seines Leidens viel auszustehen haben würden; aber bald werde er sie wiedersehen, und dann werde ihre Freude niemand mehr stören können. Er redet demnach Jesus zunächst von seinem Leiden und seiner Auferstehung. - Man bemerke wohl, daß Jesus seine übrige irdische Lebenszeit nur eine kleine Weile nennt. Was sind die Leiden der Zeit in Vergleich der ihnen folgenden ewigen Freuden anders als etwas Kleines und Geringes, sozusagen ein Augenblick?

Was soll uns zur Geduld ermuntern?

Mancher meint, die Glückseligkeit auf dieser Welt bestehe in Ehren, Reichtümern oder Wollüsten; aber wie töricht! Christus, die ewige Wahrheit, preist nicht die Reichen, sondern die Armen und Bedrängten selig. Ja, er verheißt seinen Jüngern auf dieser Welt nichts als Leiden, die ihnen Tränen auspressen, und kündigt dagegen den Reichen und Mächtigen, die ihr Herz an diese Welt hängen, in der andern Welt ewiges Wehe, Trauer und Weinen an. Wie sehr sind demnach diejenigen zu bedauern, die, um diese Wahrheit unbekümmert, nur darauf bedacht sind, ihre Tage im Wohlleben zu verbringen, und dabei doch der trügerischen Hoffnung, in den Himmel zu kommen, sich hingeben, da doch Christus und alle seine Heiligen, nur durch Kreuz und Leiden in den Himmel eingegangen sind! Wie sehr tröstlich ist dagegen für die Leidenden die Aussicht in die selige Ewigkeit, wo alle Mühsale, alle Leiden und Schmerzen, alle Schmach und Verfolgung auf ewig vorüber sind, und niemand mehr die unaussprechliche göttliche Freude von ihnen nehmen wird! Sollen wir nicht alles tun, diese Freude zu erlangen?


Betrachtung über die irdischen Segnungen der Religion

Einer der gewöhnlichen Vorwürfe gegen die Kirche ist: sie sei nicht für den Fortschritt, die Aufklärung, die Kultur; sie fördere hingengen Unbotmäßigkeit, Trägheit und Rückgang in Bildung und Wohlhabenheit. Das gerade Gegenteil ist wahr. Die Kirche richtet ihre ganze Tätigkeit darauf, lebendiges Christentum unter den Menschen zu verbreiten. Die Religion aber führt die Menschen nicht bloß zum Himmel, sondern ist auch die wichtigste Grundlage irdischer Wohlfahrt für Regierungen und Völker.

1. Die Kirche tastet die Gewalt und das Ansehen der Obrigkeiten nicht an, sondern befestigt sie. Sie umkleidet dieselben mit einer höheren religiösen Weihe, und lehrt die Untertanen gehorchen in allen rechtmäßigen Dingen um des Gewissens willen. Sie schärft immer wieder die Lehre des Glaubens ein, daß es nach Gottes Willen Obrigkeiten geben müsse, und wer dich den rechtmäßigen Anordnungen der Obrigkeit widersetze, der widersetze sich Gott und ziehe sich die Verdammnis zu (Röm 13,2). "Von Gottes Gnaden" nennt sie darum die Fürsten. Das ist ein ganz anderes Fundament für die Treue, als bloß die Furcht vor Strafe und Eigennutz. Zwar ist es im Mittelalter vorgekommen, daß Fürsten durch den Papst abgesetzt wurden. Allein solches geschah deshalb, weil das damalige Recht dem Papste diese Gewalt unbestritten zuerkannte, und zur Bestrafung von Tyrannen, die sonst nicht zu bändigen waren. Der Papst galt damals, als noch ganz Europa katholisch war, als der Schiedrichter zwischen Fürsten und Völker, wodurch viel Unheil verhindert wurde.

2. Schon im zweiten Jahrhundert schreibt der Kirchenschriftsteller Tertullian in einer Schutzschrift für die verfolgten Christen an den heidnischen Kaiser und den Senat zu Rom: Das Reich habe keine getreueren, gehorsameren, ergebeneren Untertanen als die Christen. Zu gleicher Zeit stellt Athenagoras dem Kaiser Marc Aurel und dessen Sohn Commodus vor: "Bis auf den heutigen Tag ist noch kein Christ eines Verbrechens überwiesen worden. Kein Christ kann ein Verbrecher sein, außer er heuchele das Evangelium." Tertullian fordert den Senat auf, nur einen einzigen Christen zu nennen, der jemals unter den Meuterern gewesen wäre, die das Reich beunruhigten. Auch der unheilvolle Rousseau muß eingestehen: Unsere heutigen Regierungen haben es unstreitig dem Christentum zu verdanken, wenn ihre Gewalt dauerhafter, wenn die Zerrüttung in der menschlichen Gesellschaft seltener geworden ist, als dies im Heidentume der Fall war. Dieses war blutdürstig und grausam, jenes aber ist sanft und mild, und hat die Menschen und Sitten sanfter und milder gemacht.
Die Erfahrung der ganzen Weltgeschichte bestätigt dieses. Wo Heidentum und Unglaube regierten, waren auch Empörungen und Gewalttätigkeiten an der Tagesordnung. Viele Regenten wurden ermordet oder sonst vom Throne gestoßen. Wo hätte die Kirche und ihre treuen Kinder jemals Aufruhr und Empörung angezettelt oder unterstützt? Im Gegenteil, wo Verschwörung das Volk auf ihre Seite ziehen wollten, da trachteten sie vor allem Irreligiosität und Mißtrauen gegen die Diener der Kirche zu verbreiten.

3. Wenn die Großen und Mächtigen von der Religion geschützt werden, dann ganz besonders auch die Geringen und Untergebenen. Das Christentum hält den Gewalthabern vor, daß sie unter einem Höheren stehen, dessen Gebote auch für sie gelten, und dem sie einmal werden Rechenschaft geben müssen über ihre Verwaltung; daß sie also ihr Amt nicht führen dürfen nach Lust und Laune, mit Willkür, Härte und Unbilligkeit, sondern in Gewissenhaftigkeit, Liebe und Gerechtigkeit; daß der Herr von denen viel verlangt, denen er viel gegeben hat, und "ein überaus strenges Gericht wartet auf die Vorsteher und Regenten; den Kleinen wird Barmherzigkeit widerfahren, die Mächtigen aber werden mächtig gequält werden" (Weis 6). Die Religion sagt den Obrigkeiten und Herrschaften, daß ihnen Gott die Macht zur Erbauung, und nicht zur Zerstörung gegeben hat (2 Kor 13); legt ihnen die Pflicht auf, das Laster zu strafen; lehrt sie, daß sie deswegen das Schwert tragen, damit sie das Böse bekämpfen und besonders die Tugend beschützen. Wohl dem Staate, der Gemeinde, der Familie, wo die Vorsteher auf die Stimme der Religion hären und ihr Amt nach ihren Vorschriften verwalten. Da gedeiht mit der Tugend auch der irdische Wohlstand.

4. Wie stände es überhaupt heute in der Welt ohne das Christentum? Wie stände es mit den Sitten und Gebräuchen, mit Handel und Wandel, mit dem öffentlichen und häuslichen Leben? Wie sah es mit den heidnischen Völkern vor der Ankunft Christi aus? Die Schriftsteller damaliger Zeiten entrollen uns schauderhafte Gemälde von den Zuständen in hochentwickelten und gebildeten römischen Kaiserreiche. Der größere Teil der Bevölkerung bestand aus Sklaven; und diese wurden ärger behandelt wie das Vieh. Ein reicher Lüstling fütterte seine Fische behufs größeren Wohlgeschmackes mit dem Fleische ermordeter Sklaven. Bei öffentlichen Spielen mußten sich Tausende gegenseitig niedermetzeln zur Augenweide des blutdürstigen Volkes. Kinder wurden von den eigenen Eltern ausgesetzt oder zu schändlichem Gewerbe verkauft. Mitleid mit Armen und Bedrängten kannte man nicht. Der Wucher war noch himmelschreiender, wie er heutzutage von gewissenlosen Menschen getrieben wird. Der Schuldner war seinem Gläubiger auf Gnade und Ungnade preisgegeben. Jede Unsittlichkeit wurde schamlos und öffentlich getrieben und gehörte vielfach mit zum Götzendienst. Die Schlechtigkeit ist heutzutage, besonders in den großen Städten, gewiß schreckenerregend hoch gestiegen; allein die wirklich heidnischen Zustände waren noch weit entsetzlicher. Unsäglich ist das Elend, woraus das Christentum die Menschheit errettet hat.
Wollten wir erst einen Blick werfen auf die unzähligen über die ganze Welt ausgebreiteten Anstalten, Vereine, Einrichtungen der Wohltätigkeit und christlichen Liebe; auf die religiösen Ordensgenossenschaften, die für Erziehung, Unterricht, Krankenpflege und Übung der Barmherzigkeit nach jeder Richtung sorgen, Kunst und Wissenschaft pflegen, Wohlstand und Segen um sich verbreiten; auf die Spitäler, Armen- und Waisenhäuser, Versorgungs- und Besserungesanstalten - wir würden an kein Ende kommen, wie die Quelle selbst, die christliche Liebe, aus der sie stammen, nie erschöpft werden kann. Gibt es ein Land, eine Gemeinde, eine Stadt, ja, ein Dörfchen, worin mit dem Lichte des Christentums nicht zugleich auch die Segnungen für das zeitliche Leben eingezogen und zahlreiche Denkmäler dafür vorhanden wären? Ja, das Familienglück, wie es in wahrhaft christlichen Häusern allein zu finden ist, worin hat es seinen Ursprung und seine Nahrung? In der Religion. Sie ist es, die das rechte Verhältnis zwischen Mann und Weib wiederhergestellt, der Frau ihre Würde und ihre Rechte wiedergegeben, das Band der Ehe geheiligt, die Pflichten der Eltern wie der Kinder klargestellt, kurz, das wohlgeordnete Familienleben auf fester Grundlage wiederhergestellt hat, und damit auch die sicherste Grundlage für Ordnung und Wohlfahrt in den Gemeinden und Staaten.
Was läßt sich mehr zum Ruhme der Kirche und ihrer Wirksamkeit für das irdische Wohlergehen sagen? Und doch gibt es andere Segnungen der Religion, die nicht so offen zutage liegen, aber nicht weniger wichtig sind. Das sind Segnungen, die sie im verborgenen in den Herzen der Menschen spendet. In den Tiefen des menschlichen Herzens gibt es Meer von unnennbarem Jammer, Unglück, Elend und Not tausendfältiger Art, am ärgsten oft in den Palästen der Reichen, unter dem trügerischen Schimmer äußeren Glückes; Wunden, die von keiner menschlichen Kunst geheilt, Schmerzen, die nur durch den Balsam der Kirche gelindert werden können. Nur die Sakramente, die Heilmittel der Kirche, sind imstande, den tödlichen Biß der Sünde unschädlich zu machen und die Hoffnung wieder aufzurichten; nur ihre Lehren und Verheißungen vermögen den Armen, den von aller menschlichen Hilfe Verlassenen an Stelle schrecklicher Verzweiflung den süßen Trost einstiger Vergeltung im Himmel zu bieten, wofern er sein Leid in Geduld trägt, bis der Herr ihn davon erlöst.
Welche Blindheit oder Heuchelei liegt also in dem Vowurfe: die Kirche verhindere das irdische Wohlergehen, sie sei kulturfeindlich, wie es heutzutage heißt. Was die religionslosen Volksbeglücker leisten, das sagen z.B. die Greuel der ersten französischen Revolution. -
Je mehr die Kirche Gottes mit Undank vergolten, je mehr sie angefeindet, verlästert und verfolgt wird, desto inniger und dankbarer wollen wir uns ihr anschließen und uns ihrer Segnungen für Zeit und Ewigkeit teilhaftig machen.

Gebet. Gütigster Jesu, du willst, daß wir durch viele Trübsale in den Himmel eingehen sollen; du wollest selbst keinen anderen Weg gehen und hast deinen Aposteln keinen andern Weg dahin gezeigt. O, so will auch ich diesen Weg willig wandeln, fest überzeugt, daß es so das beste für mich ist. Ich ergebe mich ganz deinem Willen, handle mit mir nach deinem Wohlgefallen; nur gib mit deine Gnade, halte mich aufrecht und führe mich durch die gegenwärtige Trauer zu dir, der Quelle der ewigen Freude. Amen.


Unterricht für den vierten Sonntag nach Ostern

Der Eingang zur heutigen Messe ist ebenfalls ein Lob- und Danklied aus dem 97. Psalm:
Singet dem Herrn ein neues Lied, Alleluja! denn er hat Wunder getan, Alleluja! Im Angesicht der Völker hat er geoffenbart seine Gerechtigkeit, Alleluja! Es hat ihm geholfen seine Rechte und sein heiliger Arm, Alleluja! Ehre sei dem Vater usw.

Gebet der Kirche. O Gott! der du Herzen der Gläubigen zu einem Willen vereinigsest, gib deinem Volke, daß es nur das liebe, was du gebietest, und nur nach dem verlange, was du verheißest, damit beim Wechsel der irdischen Dinge unser Herz dorthin gerichtet bleibe, wo wahre Freuden uns bereitet sind. Durch Jesum Christum, deinen Sohn, unsern Herrn. Amen.

Lektion aus dem Briefe des heiligen Apostel Jakobus I,17-21

Geliebteste! Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk ist von oben herab, vom Vater alles Lichtes, bei dem keine Veränderung und kein Schatten eines Wechsels ist. Denn aus freiem Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt, damit wir ein Erstling seiner Schöpfung wären. Das wisset ihr, meine geliebtestesten Brüder. Ein jeder Mensch sei aber schnell zum Hören, doch langsam zum Reden, und langsam zum Zorne; denn der Zorn des Menschen tut nicht, was vor Gott gerecht ist. Darum leget ab alle Unreinigkeit und allen Auswuchs der Bosheit, und nehmet an mit Sanftmut das eingepflanzte Wort, das eure Seelen zu retten vermag.

Erklärung

Ein schönes Sinnbild des Göttlichen und Guten ist das Licht. Die erste Person der heiligsten Dreifaltigkeit wird Vater des Lichtes genannt; der Sohn und der Heilige Geist sind "Licht vom Lichte". Die ersten Geschöpfe waren die Engel, die mit Feuerflammen und Gestirnen verglichen werden. Das erste in der sichtbaren Welt war das Licht, die Bedingung für die Entfaltung aller körperlichen Dinge. In der geistigen Welt bedeutet das Licht Gnade und Wahrheit; beide gehen beständig von Gott aus. Für die andere Welt bedeutet es die Seligkeit. Wie alle Schönheit und Eigentümlichkeit der körperlichen Dinge erst dadurch zur Geltung kommt, daß sie vom Lichte getroffen und verklärt werden, so wird das Gute in den Gerechten erst dann zur vollen Geltung kommen, wenn sie sich Gott, der wahren Geistersonne, gegenüberfinden.
Das Licht kommt von oben; die Finsternis herrscht unten in den Abgründen. Nach oben soll unser Streben gehen, indem wir uns immer mehr losmachen vom Irdischen. Die gute Gabe, die von oben kommt, bedeutet die rechte Erkenntnis. Wenn du die Gabe Gottes erkenntest, sprach Christus zur Samariterin. Das vollkommene Geschenk ist das Wollen und Vollbringen des Guten.
Beides dürfen wir jederzeit von Gott erwarten, denn er ist unwandelbar getreu. Selbst in der Sonne sind Flecken, sie vermag nicht alle Schatten zu überwinden, und in der Nacht fehlt sie uns. Nicht so ist es mit Gott. Seine Gnade fehlt uns nie, und wenn sie nicht wirksam ist, so liegt der Grund an uns.
Wie groß hätte das dankbare Vertrauen der ersten Christen sein sollen, die er ja ohne ihr Verdienst zu Erstlingen der neuen Schöpfung gemacht hatte. Das Christentum ist eine neue Welt und verlangt Erneuerung des alten Menschen. Das Erlösungswerk hat eine herrlichere Welt geschaffen als das Schöpfungswort. Der Christ ist nicht nur Gottes Geschöpf, sondern vielmehr sein Kind, das er geistigerweise gezeugt hat.
Das Wort Gottes, dieses göttliche Samenkorn, in gutem Herzen aufgenommen, soll Frucht bringen in Geduld. Darum sei jeder schnell zum Hören, langsam aber zum Reden und langsam zum Zorn.
Die Juden disputieren gern, wodurch leicht Streitigkeit und Erbitterung entstand. Man soll lieber das Wort Gottes befolgen, als darüber streiten.
Die Aufregung des Zornes geht leicht hervor aus unlauteren Beweggründen, wie Hochmut, Trotz, Rechthaberei. Daraus kann nichts Gutes kommen. Zu den aufgeregten Herzen regt sich die Bosheit. Daher die Mahnung zur Lauterkeit, Liebe, Sanftmut.
Das gilt auch uns, die wir in einer so unruhigen Zeit leben und so viel angeschwärzt werden als Finsterlinge, Lichtscheue, Rückständige. Der Kampf um unser gutes Recht weckt leicht den Zorn, "das Knirschen des inneren Menschen". Aber es mischt sich in die Empörung über Lüge und Unrecht auch leicht Unlauteres, so daß die Liebe Schaden leidet, die wir auch dem boshaftesten Widersacher schulden. Da heißt es, auf der Hut sein und das eingepflanzte Wort, das eigene Christentum vor Schaden bewahren, während man es verkündigen will.

Gebet. Hilf mir, o Gott! die in der Taufe erhaltene Gnade bewahren. Gib mir deswegen eine große Liebe zu deinem Worte, und befreie mich von meinen Leidenschaften, damit ich, deiner würdig, keusch und geduldig wandle!

Evangelium Johannes XII,5-14

In jener Zeit sagte Jesus zu seinen Jüngern: Ich gehe zu dem, der mich gesandt hat, und niemand von euch fragt mich: Wo gehst du hin? sondern weil ich euch dies gesagt habe, hat die Traurigkeit euer Herz erfüllt. Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist euch gut, wenn ich hingehe, denn wenn ich nicht hingehe, so wird der Tröster nicht zu euch kommen; gehe ich aber hin, so werde ich ihn zu euch senden. Und wenn dieser kommt, wird er die Welt überzeugen von der Sünde und von der Gerechtigkeit und von dem Gerichte: von der Sünde nämlich, weil sie nicht an mich geglaubt haben; von der Gerechtigkeit aber, weil ich zum Vater gehe und ihr mich nicht mehr sehen werdet; und von dem Gerichte, weil der Fürst dieser Welt schon gerichtet ist. Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber ihr könnet es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener Geist der Wahrheit kommt, der wird euch alle Wahrheit lehren; denn er wird nicht von sich selbst reden, sondern, was er hört, wird er reden, und was zukünftig ist, euch verkünden. Derselbe wird mich verherrlichen: denn er wird von dem Meinigen nehmen und es euch verkünden.

Warum sagt der Herr zu den Jüngern: "Ich gehe zum Vater"?

Die Jünger waren über die Maßen traurig, weil sie ihn so lieb hatten und ihn deshalb bei sich behalten und sich nicht von ihm trennen wollten; sie dachten dabei nicht an die Ratschlüsse der göttlichen Vorsehung, in denen der glorreiche Heimgang der Auferstandenen beschlossen war. Darum macht er ihnen einen zarten Vorwurf, und ermahnt zugleich uns, daß wir uns rückhaltlos den Anordnungen der göttlichen Vorsehung überlassen sollen, ohne uns zu sehr der Traurigkeit hinzugeben, wenn uns etwas gegen unsern Willen begegnet.

Wie ist Christus zu seinem Vater gegangen?

Durch sein Leiden und Sterben. Hierdurch werden wir zu unserm Troste unterrichtet, daß auch wir durch den zeitlichen Tod zu den himmlischen Freuden eingehen werden, wenn wir fromm gelebt haben. Während wir indes täglich mehr und mehr entweder einer glückseligen oder einer unglückseligen Ewigkeit zueilen, gibt es leider wenige, die sich selbst fragen: Wo gehe ich hin? ... Ach! daß doch ein jeder sich täglich des Morgens fragte: Wo gehe ich heute hin? Vielleicht gehe ich heute durch mein gottlosen Leben zur Hölle! Oder: Soll das Leben, das ich führe, oder meine geringe Anacht mich wohl zum Himmel führen?

Wie wird der Heilige Geist die Welt von der Sünde, der Gerichtigkeit und dem Gerichte überzeugen?

Nach der Erklärung des Herrn selbst ist der Sinn dieser Stelle folgender: Wenn der Heilige Geist kommen und die Bekenner meiner Lehre mit Feuereifer und mit Wunderkraft erfüllen wird: dann werden die Juden und Heiden 1. überzeugt werden, daß sie durch ihren Unglauben und die Verwerfung meiner Lehre schwer gesündigt haben. Diese Überzeugung wirkte der Heilige Geist durch die Predigt der Apostel und durch innerliche Erleuchtung. 2. Die Juden und Heiden werden ferner überzeugt werden, daß ich gerecht war, und daß durch mich andere zur Gerechtigkeit geführt werden. Diese Überzeugung werden sie gewinnen aus meinem Hingange und meiner Unsichtbarkeit; denn obwohl hingegangen und auch für meine Vertrautesten körperlich unsichtbar, werden sie mich überall wirksam erblicken und daraus den Schluß ziehn, daß ich der Gerechte Gottes gewesen sein müsse, der allen zur Gerechtigkeit verhilft. Vom Gerichte endlich wird sie 3. der Heilige Geist überzeugen, indem sie sehen werden, daß der Satan infolge seines Falles (Luk 10,18) allmählich das Feld räumen muß, und daß seine Werke: Irrtum, Lasterhaftigkeit, Götzendienst und das daraus hervorgehende Elend immer mehr durch die Verbreitung meines Reiches verschwinden. Mit den Juden und dem Teufel werden auch einst jene Christen gerichtet, überzeugt und bestraft werden, die den Juden in dem Unglauben gleich und freiwillige Sklaven des Teufels sind, jene Christen nämlich, die zwar den rechten Glauben haben, aber durch die Werke ihren Glauben verleugnen, indem sie in Fraß und Völlerei, in Unzucht und Geiz und anderen Lastern so dahinleben, als wenn sie nicht glauben, daß ein Gott sei, der diese Laster ewig bestrafen wir.

Warum sagt Christus den Aposteln nicht alles, was er ihnen zu sagen hatte?

Die Apostel waren vor dem Tode und der Auferstehung Jesu noch mit allzu vielen Vorurteilen befangen, waren überhaupt noch zu ungelehrt, als daß sie jetzt sogleich alle Wahrheiten, die zu ihrem vollständigen Unterricht notwendig waren, hätten fassen können. Darum versprach ihnen Jesus noch einen zweiten Lehrer, den Heiligen Geist, und erfüllte sein Versprechen am Pfingstfeste. Wir lernen hieraus 1. daß, wenn wir andere zu unterrichten haben, wir ihnen keine höheren und schwereren Dinge vortragen sollen, als sie begreifen können; 2. daß uns alles an der Gnade und Erleuchtung des Heiligen Geistes gelegen sein muß, ohne die wir nichts begreifen und behalten würden.


Betrachtung über die Gefahren des Glaubens

1. Die Gefahren des Glaubens sind heutzutage besonders groß. Alles arbeitet darauf hin, irre zu machen an der Religion, oder wenigstens gleichgültig zu machen gegen die Übung der Religion und sie zu erschweren. Unser öffentlichen Leben ist ja kein christliches mehr, die Religion wird gewissermaßen nur noch geduldet als Privatsache. Ganze Klassen von Gewerbetreibenden und Angestellten können nicht einmal Sonntag regelmäßig dem Gottesdienste beiwohnen. Bei vielen gehört eine große Charakterfestigkeit dazu, um gegen den Strom zu schwimmen und festzuhalten am Glauben der Väter, an den Hoffnungen des Christentums, dann der Treue gegen die Kirche. Mit schweren Herzen lassen Eltern ihre Kinder in die Fremde ziehen - wer weiß, ob sie nicht glaubens- und sittenlos zurückkommen! Mit Bangen sieht man die Jugend in das öffentliche Leben treten; in Anstalten, Werkstätten, Fabriken weiht zu oft die Pestluft der Irreligiosität.

2. Den gefährlichsten Feind des Glauben tragen wir freilich in uns selbst; aber er wird durch die Berührung mit der Welt geweckt und genährt. Es ist der Stolz, der Hochmutsteufel, der sich in kindlichen Glauben nicht beugen, sondern es besser wissen will als die Kirche. Arius, Nestorius, Eutyches, Luther, Kalvin und so viele andere, die durch ihren Abfall von der Kirche unsägliches Unheil stifteten, wären nie Ketzer geworden, wenn sie sich nicht von Ehrsucht und Stolz hätten beherrschen lassen. Eitelkeit und Dünkel war es, daß sie mit neuen Lehren auftraten, sich als Rüstzeuge Gottes hinstellten und der Kirche den Gehorsam aufkündigten; daß sie an ihrem Irrtum festhielten, obwohl sie ihn in ruhigen Augenblicken erkannten. Der Stolz macht, daß auch in unseren Tagen viele Christen am Glauben Schiffbruch leiden. Sie halten es für erniedrigend, sich demütig den Aussprüchen der Kirche zu unterwerfen, wollen nicht für einfältige Leute gelten, die alles, was man ihnen sagt, aufs Wort glauben, wollen für aufgeklärt und freisinnig gelten. - Den Stolz müssen wir sorgfältig und entschieden unterdrücken. Dünkel, Rechthaberei und Eigensinn sind zu allem fähig. Dem Stolzen widersteht Gott, dem Demütigen gibt er seine Gnade.
Aber darf man in Sachen des Glaubens seine Vernunft nicht gebrauchen? Muß man alles blind glauben? Die Vernunft darf und soll man gebrauchen in der rechten Weise, nachdenken über die religiösen Wahrheiten, prüfen und forschen, aber nur, um sich über den Glauben besser zu unterrichten, die Gründe näher kennen zu lernen, auch andere belehren und die Einwendungen widerlegen zu können. Durch Lesen guter Religionsschriften, Unterredung mit unterrichteten Christen, eigenes Nachdenken soll man sich gründliche Kenntnisse in der Religion erwerben. Aber unrecht wäre es, zu sagen: ich glaube nur, was mir einleuchtet; hartnäckig auf der eigenen Meinung beharren gegen das Urteil der Kirche. Das hieße nicht dieser glauben, sondern vielmehr sich selbst. Gottes Offenbarungen kann der armselige Menschenverstand ebensowenig ergründen als ihn selbst.

3. Soll das Licht fortbrennen, so muß man bisweilen Öl nachgießen, sonst ermattet und erlöscht es. Ähnlich ist es mit dem Lichte des Glaubens. Das nährende Öl für dieses sind die religiösen Übungen, Gebet, Predigt, Unterricht. Ohne Gebet keine Beharrlichkeit im Guten, also auch nicht im Glauben. Eifer im Gebete macht den Glauben stark und lebendig. Bei Vernachlässigung des täglichen Gebetes kehrt der Weltsinn ins Herz ein, und der Glaube bekommt die Schwindsucht. Besonders wichtig ist der öftere gute Empfang der Sakramente. Das reinigt unser Herz von Sündenmakeln, veredelt unsere Gesinnung, macht empfänglicher für das Göttliche; beim Gegenteil versinkt man sicher in Heilsvergessenheit. Welches sind doch jene Christen, die sich durch Anhänglichkeit an die Kirche und gläubige Gesinnung auszeichnen, ihre religiösen Pflichten eifrig erfüllen? Doch wohl jene, die dem Gottesdienste regelmäßig beiwohnen und oft die Sakramente empfangen. Die es nicht tun, sind auch sonst keine Muster. Also: die Religionssachen vernachlässigen ist eine Gefahr für den Glauben.
Eine noch größere Gefahr liegt in einem unchristlichen Leben. Der Heiland selbst bezeichnet die Sittenverderbnis als eine Hauptursache des Unglaubens (Joh 3): Wer Böses tut, der hasset das Licht (den Glauben, der ihn verdammt). Die tägliche Erfahrung bestätigt dieses. Ungläubige, religionslose Menschen zeigen sich in der Regel auch sonst verdorben. - Wenn das Evangelium sich mit Zeremonien und Äußerlichkeiten begnügte, wie bei den Mohammedanern, dann hätte man weinig dagegen einzuwenden. Es macht aber beständige Überwindung, Selbstverleugnung zur Pflicht; weil so vielen der enge steile Fußsteig der Selbstverleugnung zu unbequem ist, darum schlagen sie den breiten Weg der Religionslosigkeit und Ungebundenheit ein. Und dann gewinnt leicht der Zweifel Eingang: wer weiß, vielleicht ist alles nur Einbildung; darum genieße das Leben. - Wie aber, wenn dich dein Unglaube trügt: wenn es doch einen Gott, ein Gericht, eine Hölle gibt, was dann? "Tuet nach meiner Lehre", sagt der Herr, "und ihr werdet sehen, daß sie aus Gott ist."

4. Eine große Gefahr bringt das Lesen schlechter, irreligiöser Bücher und Blätter, sowie der Umgang mit schlechten, glaubenslosen Menschen. - Die Geschichte bezeugt, daß schlechte Schriften nicht nur einzelne Personen, sondern ganze Länder zum Abfall brachten. Welches Unheil richteten die Freigeister des achtzehnten Jahrhunderts durch ihre religionsfeindlichen Schriften vor allem in Frankreich an! Man zerstörte Kirchen und Klöster, verbannte und ermordete die Priester und treuen Katholiken zu Tausenden, verbot unter Todesstrafe die Übung der Religion. Noch jetzt, nachdem diese Raserei schon über hundert Jahre vorüber ist, ist das unglückliche Land in zwei Lager gespalten. Verführerische Schriften bringen selbst gut Unterrichtete in Gefahr. Eutyches verteidigte mit Eifer und Gelehrsamkeit den Glauben gegen Nestorius, bis das Lesen eines ketzerischen Buches ihn selbst zum Haupte einer weitverbreiteten Sekte machte. Ähnlich erging es mit dem Prager Professor Huß, den die Schriften des längst verstorbenen Wikleff verführten. Langjähriger Bürgerkrieg war die Folge seiner Ketzerei. Wie recht hat die Kirche, daß sie das Lesen und Aufbewahren glaubenswidriger Bücher strenge, und selbst mit Androhung der Exkommunikation verbietet. Niemals sollte man Bücher lesen, die dem Glauben oder den guten Sitten zuwider sind, Zeitschriften, Tagesblätter, die über die katholische Kirche, ihre Diner und Anstalten schmähen und lügen. Sage niemand, mir schadet´s nicht. Steter Tropfen höhlt den Stein. Sage mir, mit wem du umgehst, und ich will dir sagen, wer du bist. Wenn in einem Hause liberale Zeitungen oder kirchenfeindliche illustrierte Zeitschriften gehalten werden, so ist das ein sehr übles Zeichen für den Geist, der dort herrscht.

Auch der Umgang mit irreligiösen, verdorbenen Menschen gefährdet den Glauben. Man nimmt unvermerkt die Grundsätze und Sitten derer an, mit denen man häufig verkehrt. Ungläubige, relionslose Menschen haben meist auch keine Ruhe, bis sie andere ebenfalls um den Glauben gebracht und auf ihre schlechten Wege gelockt haben. Solche soll man so gut wie möglich fliehen. Der hl. Johannes wird der Apostel der Liebe genannt; gegen die ungläubigen Menschen aber spricht er sich mit größter Schärfe aus: "Wenn jemand diese Lehre nicht mitbringt, so nehmt ihn nicht ins Haus auf und grüßet ihn nicht, damit ihr euch seiner bösen Werke nicht teilhaftig machet" (2 Joh 10).

Insbesondere dürfen die Eltern ihren Kindern keine schlechten Schriften, keinen Umgang mit verdächtigen Menschen gestatten, sonst hilft die beste Erziehung nichts. - Vor etlichen Jahren wurde zu Cambrai ein Jüngling unter einem Baume erschossen gefunden und neben ihm ein Zettel, auf dem er geschrieben hatte: Wer du immer meine Leiche findest, wisse, daß ich es bis zu meinem neunzehnten Jahre nach den Vorschriften des Evangeliums lebte und darin unaussprechlich viel Trost und Zufriedenheit fand. Dann geriet ich in die Gesellschaft von Freidenkern, und diese hat mich dahin gebracht, wo du mich jetzt siehst. Ich bitte alle um Verzeihung, die ich durch meinen verzweiflungsvollen Schritt ärgern werde; insbesondere bitte ich um Verzeihung meine Eltern, denen ich endlose Bitterkeit bereitete. Ich war entschlossen, ihnen zum Toste mein Leben zu fristen und einst die Stütze ihres Greisenalters zu sein; aber ich vermag es nicht, das Leben ist mir unerträgliche. - Ähnliche Beispiele ließen sich in Menge anführen. Zahllose kamen schon durch schlechten Umgang und schlechte Lektüre um ihre Religion und wurden unglücklich für Zeit und Ewigkeit. Die Eltern müssen die Kinder vor Verführung bewahren; dürfen dieselben, wenn sie nicht zu Hause bleiben können, nur in Häuser geben, wo Religion und Sittlichkeit in Ehren gehalten werden. Welche Verantwortung, wenn sie durch Fahrlässigkeit in die Fallstricke des Bösen geraten und ewig zugrunde gehen!

Der Glaube ist unser kostbarstes Gut auf Erden; unser zeitliches und ewiges Heil hängt von ihm ab. Wie besorgt sollten wir sein, daß wir daran keinen Schaden leiden, sollten ihn eifrig üben und oft ausdrücklich erwecken.

Gebet. Ach! wo gehe ich hin? Wird mich wohl das Leben, das ich führe, zu Gottleiten? ... Leite du, o mein Herr und mein Gott! meine Füße auf dem Wege deiner Gebote, und bewahre mein Herz vor allen Sünden, damit der Heilige Geist nichts an mir zu strafen finde, sondern mich alle Wahrheit lehre und mich endlich führe zu dir, der du die ewige Wahrheit bist. Amen.


Unterricht für den fünften Sonntag nach Ostern

Der Eingang der heiligen Messe ist wieder freudiger Dank für die Erlösung.
Verkündet es mit jubelnder Stimme, und macht es kund, Alleluja! Bringet es bis an die Grenzen der Erde, daß der Herr sein Volk erlöset hat, Alleluja! Alleluja! (Isaias 48,20). Singet Gott, alle Länder, stimmet an seinem Namen einen Lobgesang; lasset herrlich erschallen sein Lob (Ps 65). Ehre sei usw.

Gebet der Kirche. O Gott, von dem alles Gute herkommt, verleihe uns, die wir demütig zu dir rufen, daß wir, durch dich erleuchtet, denken was recht ist und, durch dich geleitet, es auch im Werke erfüllen. Durch Jesum Christum, deinen Sohn, unsern Herrn. Amen.

Lektion aus dem Briefe des hl. Jakobus I,22-27

Geliebteste! seid Befolger des Wortes und nicht bloß Hörer, sonst betrüget ihr euch selbst. Denn wenn jemand ein Hörer und kein Befolger des Wortes ist, der gleichet einem Manne, der sein Angesicht in einem Spiegel beschaut und, nachdem er es beschaut hat, hinweggeht und sogleich vergißt, wie er aussah. Wer aber in das vollkommene Gesetz der Freiheit geschaut hat und dabei beharret, und kein vergeßlicher Hörer, sondern Vollbringer des Werkes ist, der wird durch sein Werk selig werden. Wenn jemand ein Gottesfürchiger zu sein glaubt und seine Zunge nicht im Zaume hält, sondern sein Herz täuscht, dessen Religion ist eitel. Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott und dem Vater ist dieser: Waisen und Witwen in ihrer Trübsal zu Hilfe kommen und sich unbefleckt von dieser Welt bewahren.

Erklärung

Der Apostel warnt wieder vor dem Aberglauben, daß der Glaube allein selig mache. Es ist ein arger Selbstbetrug, wenn man die Wahrheit hört und kennt und ihr nicht folgt. - Das Wort der Wahrheit ist wie ein Spiegel. Soll ein solcher ein richtiges Bild geben, so müssen wir die rechte Stellung zu ihm einnehmen. Wer sich etwa in Hochmut zu sehr erhebt, dem verdreht und verkehrt sich alles. Wie wir uns ferner dem Spiegel gegenüber verhalten, so verhält sich das Bild desselben. Ähnlich ergeht es mit Gott und seinem Worte. Sie erscheinen uns so, wie wir uns gegen sie stellen. Die ihn redlichen Herzens suchen, finden ihn; die ihn nur halb suchen, finden ihn nur halb. Die Vorstellung, die wir uns von Gott und Religion machen, spiegelt getreulich den innersten Zustand unserer Seele wider. Wenn manche, die eifrig in religiösen Übungen sind, es doch zu keiner rechten Freudigkeit darin bringen, so ist die Halbheit schuld, womit sie vor der notwendigen Selbstverleugnung zurückschrecken.
Was sonst nicht löblich ist, nämlich viel in den Spiegel zu schauen, das ist bezügliche des Gotteswortes recht, ja notwendig. In diesen Spiegel können wir nicht oft und lange genug schauen, damit wir zur rechten Selbsterkenntnis kommen; das wird uns keine Ruhe lassen bezüglich der Lebensbesserung. Darum ist das betrachtende Gebet so wichtig, das aufmerksame Anhören und Lesen göttlichen Wortes.
Das Betrachten der göttlichen Wahrheit ist nicht nur ein Schauen, sondern ein Durchschauen. Je besser wir sie durchschauen durch Fortschritt im geistigen Leben, desto klarer wird es uns, daß sie das vollkommene Gesetz ist, und zwar der Freiheit. Die Religion ist nicht nur eine Wissenschaft oder ein Empfinden, sie ist Gesetz. Alles in ihr hat seine praktische Bedeutung für das sittliche Verhalten. Unsere Religion ist im Unterschiede von allen übrigen die vollkommene: sie entspricht vollkommen allen Bedürfnissen der Menschennatur, der neuen wie der alten Zeit, der Gebildeten wie der Ungebildeten. Sie ist ein Gesetz der Freiheit, weil sie uns frei macht von den ärgsten Sklavenketten, den Banden der Leidenschaft und uns zur Freiheit der Kinder Gottes erzieht, die das Rechte und Gute nicht aus Zwang tun, sondern aus Liebe. Das durchschauen die nicht, die eine Freiheit der Ungebundenheit suchen.
Diese falsche Freiheit äußert sich gern im zügellosen Gebrauch der Zunge. Diejenigen betrügen sich aber selbst, die meinen, man brauche nicht jedes Wort auf die Goldwage zu legen. Hierin, wie in allem, haben wir Gott zu dienen. Der Gottesdienst des Lebens erfordert einen rechtschaffenen Wandel vor Gott in der Übung der Gottes- und Nächstenliebe.

Gebet. O Jesus, du treuer Führer unserer Seelen! verleihe mir eine Gottesfurcht, wie der hl. Jakobus sie beschrieben hat, damit ich dir wahrhaft diene!

Evangelium Johannes XVI,23-30

Zu derselben Zeit sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wahrlich, wahrlich, sage ich euch, wenn ihr den Vater in meinem Namen um etwas bitten werdet, so wird er es euch geben. Bisher habt ihr um nichts in meinem Namen gebeten. Bittet, so werdet ihr empfangen, auf daß eure Freude vollkommen werde. Bisher habe ich in Gleichnissen zu euch geredet; es kommt aber die Stunde, da ich nicht mehr in Gleichnissen zu euch rede, sondern offenbar vom Vater euch verkünden werde. An jenem Tage werdet ihr in meinem Namen bitten; und ich sage euch nicht, daß ich den Vater für euch bitten werde; denn der Vater selbst liebt euch, weil ihr mich geliebt und geglaubt habet, daß ich von Gott ausgegangen bin. Ich bin vom Vater ausgegangen und gehe zum Vater. Da sprachen seine Jünger zu ihm: Siehe, nun redest du offenbar und sprichst kein Gleichnis mehr. Jetzt wissen wir, daß du alles weißt und nicht nötig hast, daß dich jemand frage; darum glauben wir, daß du von Gott ausgegangen bist.

Was lehrt uns dieses Evangelium?

Die trostvolle Wahrheit, daß wir alles, um was wir im Namen Jesu bitten, von Gott erhalten werden.

Was kann man nach der Meinung allezeit beten?

Wenn man des Tages öfters betet, bei allen seinen Verrichtungen eine gute Meinung macht und sein Herz dadurch, sowie durch öftere Liebesseufzer und kurze Gebetlein zu Gott zu erheben sich gewöhnt, z.B.: O Gott, alles dir zuliebe und dir zu Ehren; sei mir armen Sünder gnädig; göttliches Herz Jesu, gib, daß ich dich immer mehr liebe; süßes Herz Mariä, sei meine Rettung u.a.

Welches ist das vortrefflichste unter allen Gebeten?

Das Vaterunser oder das Gebet des Herrn. Die ersten Worte bilden die Vorbereitung zum Gebete, wodurch wir zum Vertrauen auf Gott, als unsern gütigsten Vater und bereitwilligsten Helfer, ermuntert und zugleich an die ihm schuldige Ehrfurcht erinnert werden, welche zwei Stücke zum Gebete notwendig sind.

Warum heißt es ferner: "Der du bist im Himmel", da Gott doch überall ist?

Dadurch werden wir ermahnt, unsere Herzen zum Himmel zu erheben, wo unser Vaterland ist, und Gott sich mit seiner Herrlichkeit besonders zeigt.

Um was bitten wir in der ersten Bitte: "Geheiligt werde dein Name"?

Wir drücken darin den Wunsch aus, daß Gott von uns und von allen Menschen erkannt und geliebt, und sein Name durch ein christliches Leben geehrt und verherrlicht werden möge.

Was verlangen wir in der zweiten Bitte: "Zukomme uns dein Reich"?

Wir bitten darin Gott, daß er seine Kirche auf der ganzen Erde ausbreiten, durch seine Gnade beständig in unsern Gemütern herrschen und uns nach unserm Tode im Himmel die ewige Glückseligkeit verleihen wolle.

Was tun wir in der dritten Bitte: "Dein Wille geschehe usw."?

Wir opfern uns Gott auf, ergeben uns gänzlich in seinen göttlichen Willen und bekennen, daß wir uns seinen Anordnungen unterwerden wollen; ferner bitten wir um die Gnade, den göttlichen Willen ebenso auf Erden zu erfüllen, wie er im Himmel vollbracht wird.
In diesen drei Bitten suchen wir also, gemäß der Lehre Christi (Luk 12,31), zuerst das Reich Gottes, damit uns das übrige als zugabe zuteil werde.

Was bitten wir in der vierten Bitte: "Gib uns heute unser tägliches Brot"?

Um all das, was uns zum Unterhalte der Seele und des Leibes notwendig ist, z.B. das göttliche Wort, der Leib des Herrn, die tägliche, notdürftige Nahrung usw. Hierin ist auch eingeschlossen, daß Gott Blitz und Hagel, Mißwachs und allen andern Schaden gnädig abwenden und gedeihliche Witterung usw. geben wolle.

Warum heißt es: "Gib uns heute"?

Um anzudeuten, wir sollen alle übermäßigen Sorgen vermeiden und von Gott vertrauensvoll erwarten, daß er uns jeden Tag die erforderliche Nahrung geben werde. Auch wird dadurch angezeigt, daß wir täglich beten und auch unsere Mitmenschen bei unserem Gebete nicht vergessen sollen.

Was erklären wir in der fünften Bitte: "Vergib uns unsere Schulden usw."?

Wir erklären uns als Sünder und bitten Gott, er möge uns unsere Sünden verzeihen, gleichwie auch wir bereit seien, unseren Beleidigern zu verzeihen. Diejenigen aber, die diese Bitte beten und dennoch Feindschaft gegen ihre Beleidiger im Herzen haben, versündigen sich sehr und werden, da sie selbst nicht barmherzig sind, auch von Gott keine Barmherzigkeit erlangen (Markus 11,25.26).

Was sagen wir in der sechsten Bitte: "Führe uns nicht in Versuchung"?

Wir bekennen unsere Schwachheit und bitten Gott, er wolle uns stärken, daß wir nicht verführt werden, d.i. daß wir nicht einwilligen in die Versuchungen, sie mögen uns von dem Teufel, von der Welt oder von dem Fleische bereitet werden. Wir bitten nicht, daß Gott uns mit allen Versuchungen verschonen wolle; da es ohne Versuchung keine Kampf, ohne Kampf keinen Sieg, kein Verdienst, ohne Verdienst keine Belohnung geben würde. Wir bitten vielmehr, daß Gott mit uns kämpfe, da wir wohl wissen, daß wir nur mit seiner Gnade stark genug sind, das Böse zu überwinden und die Krone der Gerechtigkeit zu erlangen.

Um was bitten wir in der siebenten Bitte: "Erlöse uns von dem Übel"?

Daß Gott uns vor den geistlichen Übeln, von Irrtum und Sünde nämlich, und vor der nächsten Gelegenheit dazu, wie auch vor einem bösen Tode und vor der Hölle behüte, und auch die zeitlichen Übel, als Krieg, Hunger, Pest usw. von uns gnädig abwenden wolle, sofern sie nicht zu unserm Seelenheile notwendig sind.

Was heißt das Wörtchen: "Amen"?

Es heißt soviel als "Es geschehe". Wir drücken darin den Wunsch aus, daß alles geschehen möge, um was wir gebeten haben.

Was ist von den verschiedenen Weisen zu beten zu halten?

Es liegt in der Natur des Menschen, daß sich die Empfindungen, die er in seinem Innersten fühlt, auch äußerlich sichtbar ausdrücken. Wenn er sich deswegen Gott lebhaft vorstellt, so bilden sich leicht seine Gedanken über ihn in Worte, Lobgesänge usw.; fühlt er heilige Ehrfurcht gegen ihn, den Allerhöchsten, so wird es ihn von selbst drängen, sein Haupt zu entblößen, seine Knie zu beugen, sich vor ihm im Staube niederzuwerfen. Heben wir unsere Hände auf, so ahmen wir David nach und geben zu erkennen, daß wir vom Himmel Hilfe erwarten. Beugen wir dabei die Knie, so bezeugen wir dadurch unsere Untertänigkeit gegen Gott, wie es Salomon, der Prophet Daniel und Stephanus getan haben. Werfen wir uns dabei auf das Angesicht, so nehmen wir uns Jesus am Ölberge zum Muster und zeigen, daß wir vor Gott Staub sind. Neigen wir dabei das Haupt, so beten wir, wie Elias gebetet hat, und bitten Gott um Segen. Stehen wir dabei, so zeigen wir als Diener Gottes unsere Bereitwilligkeit, den Willen unseres Herrn im Himmel zu vernehmen.


Prozessionstage

Was sind Prozessionen?

Sie sind feierliche, religiöse Umgänge, vermittels welcher die Gläubigen einhellig entweder Gott um Gnade und Erbarmung bitten, oder für seine Wohltaten ihm öffentlich freudigen Dank sagen, oder überhaupt die innerliche Gottesverehrung auch äußerlich darstellen.

Wann sind Prozessionen entstanden?

Sie waren schon in den ersten Jahrhunderten der Kirche gebräuchlich. Tertullian, Johannes Chrysostomus usw. bezeugen, daß die ersten Christen sich oft an einem Ort versammelten und von da in den Zeiten der Verfolgungen je zwei und zwei oder auch einzeln, in Friedenszeiten aber gemeinschaftlich, in bestimmter Ordnung und Psalmen singend in eine andere Kirche zogen, um daselbst der heiligen Messe, den kirchlichen Vorlesungen, der Predigt und dem Gebete beizuwohnen.

Welche Bedeutung haben sie?

Sie sollen sein 1. ein öffentliches, vor aller Welt, vor dem Himmel und der Erde abgelegtes Bekenntnis unseres Glaubens an Gottes Majestät, dem alles gehört, von dem alles Gute kommt, und an unsere Abhängigkeit von ihm; 2. ein feierliches Bekenntnis unseres Glaubens an Christus, den Gekreuzigten, und eine freudige Danksagung für alle durch ihn uns erteilten Gnaden; 3. eine sichtbare Darstellung der Einheit der katholischen Kirche in der Einmütigkeit der Gefühle und Gebete aller ihrer Kinder; 4. eine wirksame Ermunterung zum Vertrauen auf Gott. Sollen die Wunder Allmacht in der Natur, soll der lebendige Glaube unserer Mitbürger uns nicht dazu bewegen? Endlich 5. sind sie auch ein Sinnbild unseres Pilgerlebens auf Erden und erinnern uns, daß wir hier keine bleibende Stätte haben, sondern dem ewigen Vaterlande entgegenziehen. Die Prozessionen haben demnach eine tiefe, christliche Bedeutung, die aus der Lehre des Christentums hervorgegangen ist und wieder darauf hinführt; sie sind also auch gut und nützlich. Ist schon das Gebet eines einzigen Gerechten vielvermögend, weil Christus bei den Betenden zugegen ist, wenn sie nur zu zweien oder zu dreien versammelt sind, wieviel mehr wird er das einmütige Flehen einer ganzen Gemeinde gnädig erhören! Zudem, wie geeignet sind feierliche Bittgänge, das Gemüt himmelwärts zu erheben, wenn der Mensch bedenkt, daß so viele einmütig beten, daß Jesus mitten unter ihnen sei, und zu freudigem Entschlusse zu bewegen, ein würdiges Glied der einen katholischen Kirche zu sein.

Warum werden bei den Prozessionen Kreuze und Fahnen mitgetragen?

Das Kreuz bedeutet, daß wir im Namen Jesu des Gekreuzigten versammelt sind, die Andacht in seinem Namen anfangen und vollbringen sollen, und durch seine Verdienste von dem himmlischen Vater alles zu erlangen hoffen. Die Fahnen zeigen vorerst an, daß wir christliche Streiter seien, und fordern uns auf, unserem Gelübde gemäß einmütig für die Ehre Gottes und unser Heil gegen alle Feinde zu kämpfen. Sodann bedeuten sie auch den Triumph Christi über Tod und Hölle, sowie den herrlichen Sieg, den die christliche Religion durch die Arbeiten der Apostel und durch das Blut der Märtyrer über Juden und Heiden davongetragen hat.

Warum geht man auch in Prozessionen um die Fluren, Äcker und Felder?

Um den gütigen Gott zu bitten, daß er mit seiner milden Hand die Fluren segnen, die Früchte der Erde erhalten und, wie er alle Tiere des Feldes sättigt und ihnen Speise gibt zur rechten Zeit, also auch uns Menschen die notwendige Nahrung geben wolle.

Woher kommen die Prozessionen am St. Markustage und in der Kreuzwoche?

Die Prozession am St. Markustage hat schon im sechsten Jahrhunderte bestanden, wurde aber von dem Papste Gregor dem Großen (604) in allgemeine Übung gebracht. Die Ursache davon gibt er mit folgenden Worten an: "Es geziemt sich," sagt er, "daß wir mit der Hilfe des Herrn die jährliche Feierlichkeit mit achtsamen und frommen Gemütern begehen; damit wir, seine Hilfe anflehend, dadurch einigermaßen von unsern Sünden gereinigt zu werden verdienen. Denn wir müssen wohl betrachten, Geliebteste, mit wie vielen und andauernden Übeln wir um unserer Missetaten willen heimgesucht werden, und wie uns nur die göttliche Barmherzigkeit wieder Hilfe sendet. ... Feiern wir die göttlichen Geheimnisse, so mögen wir auch für alte und neue Wohltaten, soviel wir können, zu danken würdig sein." Eine andere Prozession, die siebengestaltige (so genannt, weil dabei das Volk in sieben Abteilungen von sieben Kirchen in die Kirche Unserer Lieben Frau wallte), hat der hl. Gregor aus folgender Ursache eingeführt. Es herrschte nämlich damals in Rom und ganz Italien eine furchtbare Pest, wobei die Luft in solchem Maße vergiftet war, daß. wer nur zum Niesen oder Gähnen dien Mund öffnete, plötzlich tot niederfiel. Um nun dieses Übel abzuwenden, ordnete Gregor einen großen Bettag an, bei dem er das nach der Überlieferung von dem hl. Lukas gemalte Bildnis der seligsten Jungfrau herumtragen ließ und durch Absingen der Litanei von allen Heiligen diese um ihre mächtige Fürbitte bei Gott anrief, worauf die Pest wirklich ihr Ende erreichte.
Die Einführung der Prozessionen in der Kreuzwoche schreibt man dem hl. Mamertus, Bischof von Vienne in Frankreich, zu. Es wird nämlich erzählt, er habe sie im Jahre 406 angeordnet, um Gott, der wegen der Lauigkeit und Sündhaftigkeit der Bewohner das Land mit schrecklichen Plagen heimgesucht hatte, zu besänftigen. Wahrscheinlicher ist jedoch, daß er sie nur auf die Tage vor Christi Himmelfahrt festgesetzt hat, worauf sich der Gebrauch, an diesen Tagen Prozessionen zu halten, zuerst in Frankreich und dann in der ganzen christlichen Kirche verbreitete. Die Absicht dieser Prozessionen ist ebenfalls keine andere, als Gott zu bitten, daß er den Menschen seine Huld wiederschenken und seine Geißeln, nämlich Pest, Hunger, Krieg und die Beschädigung der Feldfrüchte, die zu dieser zeit am meisten zu besorgen sind, abwenden möge. Diese drei Bittage sind aber auch eine Vorbereitung auf das Fest der Himmelfahrt Christi, an dem wir den mächtigsten Fürsprecher bei dem himmlischen Vater haben, weshalb wir auch an diesen Tagen unsere Herzen besonders zum Himmel erhaben sollen.

An den in der Kirche allgemein üblichen Prozessionstagen wird eine eigene heilige Messe gelesen, und zwar in violettem Gewande, zum Zeichen der Buße und Demut. Zum Eingang der heiligen Messe erinnert sich die Kirche mit dem Psalmisten der früheren Gebetserhörungen und ruft mit David:
Er hat meine Stimme erhört aus seinem heiligen Tempel, und mein Geschrei vor seinem Angesichte ist gekommen zu seinen Ohren (Ps 17). Ich will dich lieben, Herr, meine Stärke, Herr, du bist meine Feste und mein Erretter. Ehre sei dem Vater usw.

Gebet der Kirche. Verleihe uns, wir bitten dich, allmächtiger Gott! daß wir, die wir in unserer Not auf deine Güte vertrauen, durch deinen Schutz allezeit vor jeder Widerwärtigkeit bewahrt werden. Durch Jesum Christum, deinen Sohn, unsern Herrn. Amen.

Lektion aus dem Briefe des hl. Jakobus V,16-20

Geliebteste! Bekennet einander eure Sünden und betet füreinander, damit ihr selig werdet: denn viel vermag das beharrliche Gebet des Gerechten. Elias war ein Mensch, den Leiden unterworfen wie wir, und er betete ein Gebet, daß es nicht regnen möchte auf Erden; und es regnete nicht drei Jahre und sechs Monate. Da betete er abermals, und der Himmel gab Regen, und die Erde brachte ihre Frucht hervor. Meine Brüder! Wenn jemand unter euch von der Wahrheit abgewichen sein sollte, und jemand ihn bekehrt, der wisse, daß wer den Sünder von seinem Irrtume zurückführt, dessen Seele vom Tode errettet und die Menge der Sünden bedeckt.

Erklärung

So groß ist die Wirksamkeit des eifrigen, beharrlichen Gebetes eines Gerechten, und so groß der Lohn, wenn wir an dem Heile einer Seele durch unsere Gebete arbeiten! So bete denn allezeit, bete insbesondere an diesen Tagen des Gebetes, und laß dich nicht entmutigen, wenn du auch nicht gleich erhört zu werden vermeinst!

Evangelium Lukas XI, 5-13

In derselben Zeit sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wenn einer von euch einen Freund hätte, und er käme zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Freund. leihe mir drei Bote; denn mein Freund ist von der Reise zu mir gekommen, und ich habe nichts, ihm vorzusetzen. Und wenn jener von innen antwortete und spräche: Falle mir nicht zur Last; die Türe ist schon geschlossen und meine Kinder sind bei mir in der Kammer, ich kann nicht aufstehen und dir geben. Und wenn er doch nicht nachließe anzuklopfen, so sage ich euch: wenn er auch nicht aufstände und ihm darum gäbe, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seiner Ungestümigkeit aufstehen und ihm geben, so viel er nötig hat. Also sage ich euch: Bittet, so wird euch gegeben werden; suchet, wo werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan werden. Denn jener, der bittet, empfängt; wer suchet, der findet, und wer anklopft, dem wird aufgetan. Und wer von euch bittet seinen Vater um Brot und erhält von ihm einen Stein? oder um einen Fisch und erhält von ihm statt des Fisches eine Schlange? Oder wenn er um ein Ei bittet, wird er ihm einen Skorpion darreichen? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euern Kindern gute Gaben zu geben wisset, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel den guten Geist denen geben, die ihn darum bitten?


Betrachtung über das Gebet

1. Warum beten wir?
Weil Gottes Gebot, Gottes Ehre, unser Heil es fordert. Das Beten ist ein ausdrückliches Gebot Gottes. Schon im Alten Bunde waren private und öffentliche Gebete vorgeschrieben. Christus befiehlt: Bittet, und ihr werdet empfangen. Er ordnete ebenfalls gemeinsamen Gottesdienst an, lehrte uns ein Mustergebet im Vaterunser, und legte die Notwendigkeit des Betens uns durch sein eigenes Beispiel ans Herz. Wenn er den Tag über sich müde gearbeitet hat, dann zog er sich an einen einsamen Ort zurück und brachte halbe, ganze Nächte im Gebet zu. Wer also nicht betet, wer nicht großen Wert aufs Beten legt, der verstößt gegen ein wichtiges göttliches Gebot, er ist kein Christ.
Das Gebot ist eine Forderung der Gott schuldigen Ehre. Alle Geschöpfe preisen Gott, ihren Schöpfer; selbst die vernunftlose Natur, von der Blume im Grase bis zum Vogel in der Luft; Himmel und Erde verkünden seinen Größe und Güte. Der Mensch hat Verstand, damit er freiwill tue, was jene unbewußt tun, mit Mund und Herz seinen himmlischen Vater preisen. Wir dürfen die Gabe der göttlichen Liebe nicht beständig hinnehmen ohne Empfindung und ohne Dank. Selbst wenn wir in unsern vielfachen Nöten zum Herrn rufen, ehren wir ihn durch unser Vertrauen. "Rufe zu mir in der Zeit der Trübsal und du wirst mich ehren." Es ist eine Verachtung Gottes, wenn wir dahinleben, ohne uns um ihn zu kümmern.
Das Beten ist ein Bedürfnis unserer Seele. Unser Herz ist für Gott geschaffen, und es kann keine Ruhe finden, bis er ruhet in ihm. Daher ist der Mensch auf Erden nie zufrieden. Nichts kann ihm völlig genügen. Von Natur kehrt die Seele sich zu ihrem Schöpfer, wie die Blume sich kehrt zum Sonnenlicht. Das Beten, der Verkehr mit Gott, ist das Atmen der Seele, ihr ebenso nötig wie die Lebensluft für den Leib. Glaube, Hoffnung, Liebe müssen ermatten und erlöschen ohne das Öl des Gebetes. Daher hat Gott zum Beten uns genötigt, indem er die wichtigsten Gnaden nur geben will, wenn wir darum anhalten. Daher hat er so große Verheißungen aufs Beten gesetzt. Die Spartaner wollten ihre Knaben schon früh zu guten Schützen heranbilden. Was taten sie? Wenn die Knaben Hunger hatten, dann mußten sie Brot von hohen Stangen herabschießen; wer nichts traf, erhielt nichts. Ähnlich macht Gott es mit uns. Vieles gibt er ungebeten, gibt selbst seinen ärgsten Feinden; vieles jedoch, und zwar die wichtigsten Gaben, bekommen wir nur durch Gebet.
Das Beten ist also eine strenge Pflicht. Wer nicht betet, kann nicht selig werden. Selbst die Heiden erkannten diese Pflicht. Nur eine Art vernünftiger Wesen gibt es, die nicht beten können und nicht beten wollen: der Teufel und sein Anhang.

2. Wann haben wir zu beten?
Pflicht ist es und ausdrückliches Gebot bei der Sonntagsmesse sowie beim Empfange der Sakramente. Pflicht ist es auch bei schweren Versuchungen: "Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet" (Luk 22). Ferner bei besondern Glücks- oder Unglücksfällen. Im Glück fordert es die schuldige Dankbarkeit; im Unglück sollen wir eher bei Gott Trost suchen als bei den Menschen. "Wenn du traurig bist, so bete" (Jak 5). Durch uralte christliche Sitte ist vorgeschrieben das Gebet morgens, abends, bei Tisch, zum Läuten der Betglocke. Von größter Wichtigkeit ist das gemeinschaftliche Gebet, vor allem beim Gottesdienste und dann im Kreise der Familie. Es liegt einmal in der Natur des Menschen, daß einer sich am andern erbaue. Die Pflege der gemeinschaftlichen Hausandacht macht das Haus zu einem Tempel und erfüllt es mit einem christlichen Geiste. Morgens, bei Tisch, abends, zur Betglocke, bei besonderen Anlässen, als Krankheitsfällen, schweren Gewittern usw., sollen die Eltern ihre Kinder und Hausgenossen zum Gebete sammeln. Ihre Pflicht ist es. so die Kinder ans Beten zu gewöhnen; ohne dieses wird die Anleitung in Kirche und Schule wenig fruchten. Solche Hausandacht bringt Segen ins Haus. Diese christliche Haussitte bleibt und wirkt fort für ganze Geschlechter als Quelle zahlreicher Gnaden. Der Heiland hat gesagt: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen." In einem solchem Hause wird sich Gottes segnende Gegenwart fühlbar machen, werden seine Engel mit Freuden weilen; da wird alles besser gehen, es geschehen da weniger Sünden, es ist bessere Ordnung, mehr Liebe und Friede, und wenn untertags etwas Störendes vorgefallen ist, dann wird es bei der Abendandacht wieder ausgeglichen, und man geht mit guten Gedanken zur Ruhe. Die Eltern sind die Übung der Hausandacht sich und ihren Angehörigen schuldig, und sie ziehen damit den Segen herab auf ihr Haus.

3. Wie sollen wir beten?
Andächtig.
"Wenn du betest, so bereite dein Herz und sei nicht wie einer, der Gott versucht" (Sir 18). Gott will angebetet sein im Geiste und in der Wahrheit. "Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber sein Herz ist weit von mir." Beim Anfange stelle dich in Gottes Gegenwart. Gott ist dir nahe, schaut, hört auf dich, überall, besonders in der Kirche. Demütige dich vor ihm. Denke: ich will reden mit Gott, der ich Staub, Asche bin. Die Engel werfen sich vor ihm nieder und verhüllen ihr Antlitz; und ich armer Erdenwurm, ich Sünder, will vor ihn hintreten! Was will ich ihm sagen? Zur Andacht gehört, daß wir auch wissen, was wir beten; wenn es auch nicht nötig ist, daß wir gerade auf jedes Wort acht haben. "Wie kannst du hoffen, daß Gott dich erhören werde, wenn du dich selbst nicht einmal hörst?" (St. Augustinus). Das freiwillig zerstreute Beten ist Sünde, weil gegen die Gott schuldige Ehrfurcht. Die Gedanken zum Beten sammeln und die Zerstreuung bekämpfen, macht Mühe, oft große Mühe. Für manche ist das Beten eine Plage. Das verschlägt nichts, wenn man sich nur Mühe gibt, es gut zu machen. Je größer diese Mühe ist, desto größer das Verdienst, der Lohn. All unser Beten ist ja vor Gott wie das Stammeln eines Bettelkindes vor einem Fürsten, wenn es dessen Macht und Weisheit preisen oder ihm seine Not klagen will. Gott sieht nicht auf das Wort, sondern auf den Willen.
Vertrauensvoll. Es ist ja ein Wunder seiner unermeßlichen Güte, daß Gott sich mit uns Menschen abgibt. Aber er liebt uns, und wir dürfen mehr Zutrauen zu ihm haben als ein Kind zu seinem besten Vater, seiner liebevollsten Mutter. Wozu ist die Mutterliebe nicht fähig! Und doch versichert Gott uns ausdrücklich, daß seine Liebe zu uns noch größer sei. Freilich ist sie keine blinde. Wenn eine Mutter so recht blind in ihr Kind verliebt ist, dann kann sie ihm nichts abschlagen, mag es auch noch so unsinnig, verderblich sein. Mit Schreien und Trotzen erreicht das verzogene Kind alles. Sie will seine Fehler nicht sehen, noch weniger strafen. So unvernünftig liebt Gott nicht. Unsere Sünden sieht er alle mit heiligem Abscheu, und seine Gerechtigkeit muß eine jede strafen. Auch gibt er nicht unsern verkehrten Gelüsten nach. Er gibt uns nur, was uns notwenig oder nützlich ist, wenigsten dem ewigen Glücke nicht hinderlich. Was uns zum ewigen Glücke nötig und förderlich ist, das sollen wir mit felsenfestem Vertrauen von ihm erhoffen und erbitten. - Mancher möchte nun antworten: Ich habe aber andere Erfahrungen gemacht; ich habe gebeten in meinen Nöten, und es hat mir nicht geholfen; das Beten hilft doch nichts. Was ist darauf zu sagen? Wer sich bemüht, es recht zu machen, dem hilft das Beten ganz gewiß und immer etwas. Zwar kann Gott uns nicht immer und jederzeit erhören und auf die Art, wie wir es in unserm törichten Sinne wollen und ihm vorschreiben möchten. Das dürfen wir nicht erwarten. Er ist ja nicht unser Knecht, daß wir ihm Vorschriften machen dürften, was er tun soll, sondern unser Herr, wir müssen unsere Angelegenheit in seine Hand legen. Im Himmel werden wir ihn besonders innig dafür preisen, daß er uns nicht immer getan hat nach unserm verkehrten Sinne. Aber selbst wenn wir auch keinerlei Erfolg erfahren, so war das beten doch nicht unnütz, sondern wir haben jedesmal dafür etwas bekommen, und zwar weit Größeres, als wir verlangten. Jedes Gebet ist ja ein gutes Werk, und für jedes gute Werk hinterlegt Gott einen ewigen Lohn an himmlischen Gütern, die unsern Reichtum ausmachen sollen in der andern Welt. Darum bekommen wir jedemal weit mehr, als wir gewöhnlich verlangen. Vorausgesetzt natürlich, was zu allem Verdienst notwendig ist, daß wir frei sind von schweren Sünden. Aber wenn Gott dem Todsünder auch sein Gebet nicht belohnen kann im Himmel, so läßt er es doch niemals ganz unbelohnt; er vergilt es ihm in dieser Welt; vielleicht mit dem, was ihm am meisten not tut, mit der Gnade der Bekehrung.
Dieser Gedanke muß und trösten und ergeben machen, wenn wir beten ohne Erfolg. Wenn wir nach besten Kräften beten, so erhört Gott uns sicher. Er hat es ja versprochen. Entweder gibt er das Verlangte, oder er gibt die Gnade, es leicht zu entbehren; entweder nimmt er das Kreuz hinweg, oder er hilft es tragen; jedemal hinterlegt er uns einen Schatz, der kostbarer ist als das Begehrte. Legen wir unsere Anligen nur vertrauensvoll in seine Hand. "Alle eure Sorge werfet auf den Herrn." Er wird helfen zur rechten Zeit und auf die rechte Weise. Bei jedem Bittgebet sie der Zusatz eingeschlossen: nicht mein, sondern dein Wille geschehe!


Unterricht für das Fest der Himmelfahrt Christi

Zum Eingang der heiligen Messe singt die Kirche die Worte, mit denen die Engel, als Jesus gen Himmel aufgefahren war, die Apostel und Jünger des Herrn angeredet haben:
Ihr Männer von Galiläa, was stehet ihr da und schauet gen Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgefahren ist, wird ebenso wiederkommen wie ihr ihn sahet hingehen in den Himmel, Alleluja! (Apstgesch. 1,11). Klatschet mit Händen, alle Völker; jauchzet zu Gott mit Jubelschall (Ps 46). Ehre sei dem Vater usw.

Gebet der Kirche. Wir bitten dich, allmächtiger Gott! verleihe, daß wir, die wir glauben, daß dein eingeborener Sohn, unser Erlöser, am heutigen Tage in den Himmel aufgefahren ist, mit unserm Sinne und Gemüte ebenfalls im Himmel wohnen. Durch denselben Jesum Christum, deinen Sohn, unsern Herrn. Amen.

Lektion aus der Apostelgeschichte I,1-11

In der ersten Erzählung, o Theophilus, habe ich von allem gesprochen, was Jesus zu tun und zu lehren anfing, bis auf den Tag, da er aufgenommen ward, nachdem er den Aposteln, die er ausgewählet hatte, durch den Heiligen Geist Befehle gegeben. Er hat sich ihnen auch nach seinem Leiden als lebendig dargestellt durch viele Beweise, indem er vierzig Tage hindurch ihnen erschien und vom Reiche Gottes redete. Er aß auch mit ihnen und befahl ihnen, von Jerusalem nicht wegzugehen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters, die ihr, sprach er, aus meinem Munde gehört habet. Denn Johannes hat zwar mit Wasser getauft, ihr aber sollet mit dem Heiligen Geiste getauft werden binnen wenigen Tagen. Die nun zusammengekommen waren, fragten ihn und sprache: Herr, wirst du wohl in dieser Zeit das Reich Israel wiederherstellen? Er aber sprach zu ihnen: Es steht euch nicht zu, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat; aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfange, der über euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria, und bis an die Grenzen der Erde. Und als er dies gesaft hatte, ward er vor ihren Augen aufgehoben, und eine Wolke entzog ihn ihren Blicken. Und als sie ihm nachschauten, wie er in den Himmel fuhr, siehe, da standen vor ihnen zwei Männer in weißem Gewande, die auch sprachen: Ihr Männer von Galiläa, was stehet ihr da und schauet gen Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn sahet hingehen in den Himmel.

Erklärung

Jeus wollte seine Jünger von seiner Auferstehung unerschütterlich fest überzeugen; darum erschien er ihnen nachher noch öfters, aß mit ihnen und belehrte sie über sein Reich und seine Kirche. Er ermahnte sie auch, die Sendung des Heiligen Geistes abzuwarten. Da sie ihn aber fragte, ob er zur Zeit der Geistsendung das Reich Israel, d.i. das Reich des Messias, das sie sich immer noch als ein irdisches Reich dachten, wiederherstellen werde, antwortete er nicht geradezu, sondern wies sie abermals auf die Kraft des Heiligen Geistes hin, der sie so stärken werde, daß sie über ihn, als den verheißenen Messias, nicht bloß in Palästina, sondern in der ganzen Welt Zeugnis ablegen würden.
Freue dich mit Christo, daß er nun sein teuer erkauftes Reich im Himmel angetreten hat, und bete wie folgt:

Ich freue mich, o König des Himmels und der Erde, daß du heute im Himmel deine Herrlichkeit angefangen hast. Ihr Völker, lobsinget unserm Gott, der über den Himmel des Himmels hinauffährt gen Aufgang. Gebet Gott die Ehre, dessen Herrlichkeit und Kraft in den Wolken ist. Gott unser Herr ist aufgefahren mit Jubelklang. Singet, singet das Lob unseres Gottes; singet das Lob unseres Königs; denn Gott ist König der ganzen Erde; lobsinget mit Weisheit. Er steiget zu der Höhe und nimmt die Gefangenschaft gefangen. Er herrscht über die Heiligen; Gott sitzt auf seinem Throne. Alleluja. (Ps 67 und 46).

Evangelium Markus XVI,14-20

In derselben Zeit, als die Jünger bei Tische saßen, erschien ihnen Jesus und verwies ihnen ihren Unglauben und ihres Herzens Härtigkeit, daß sie denen nicht geglaubt hätten, die ihn gesehen hatten, nachdem er auferstanden war. Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium allen Geschöpfen. Wer da glaubt und sich taufen läßt, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammet werden. Es werden aber denen, die da glauben, diese Wunder folgen: In meinem Namen werden sie Teufel austreiben, in neuen Sprachen reden, Schlangen aufheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nicht schaden. Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden gesund werden. Und der Herr Jesus, nachdem er mit ihnen geredet hatte, wurde in den Himmel aufgenommen und sitzet zur Rechten Gottes. Sie aber gingen hin und predigten überall, und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die darauffolgenden Wunder.

(Nach dem Evangelium wird zum Zeichen, daß Christus von der Erde geschieden ist, die Osterkerze ausgelöscht.)

Was enthalten die Worte Jesu: "Gehet hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium"?

Sie enthalten mehrere Wahrheiten, nämlich: 1. daß Jesus ein besonderes Lehramt eingesetzt hat in den Aposteln und ihren Nachfolgern; 2. daß also keiner das Lehr- und Predigtamt sich anmaßen darf, sondern die Sendung dazu von den rechtmäßigen Hirten der Kirche haben muß, wie die Apostel von Christus; 3. daß, da die Kirche alles lehren muß, was und wie Christus befohlen hat, auch wir alles zu glauben und zu beobachten haben, was sie uns zu glauben und zu tun befiehlt, ohne sagen zu dürfen: das nehme ich an, jenes aber verwerfe ich; 4. daß Gott alle Menschen selig machen will, da er befiehlt, das Evangelium allen zu verkünden.

Werden alle diejenigen selig, die glauben und getauft sind?

Ja, wenn sie einen solchen Glauben haben, der durch die Liebe wirksam ist (Gal 5,6). Denn nur der glaubt wahrhaft und verdienstlich, der das im Werke erfüllt, was er glaubt, und ein Glaube ohne die Werke, spricht der heiligen Anselm, ist kein Glaube der Christen, sondern ein Glaube der Teufel.

Warum ist die Wundergabe jetzt seltener als in den ersten Zeiten?

Der hl. Gregor beantwortet diese Frage sehr schön, indem er sagt, solche Zeichen seien nur im Anfange der Kirche notwendig gewesen, damit durch diese unleugbaren Zeugnisse der göttlichen Allmacht die Wahrheit der christlichen Lehre und die göttliche Sendung ihrer Verkünder erkannt und alle bewogen würden, sich zu ihr zu bekehren. Dies geschah auch in späteren Zeiten, wo das Evangelium Heiden verkündet ward, z.B. durch den hl. Franziskus Xaverius. Nun aber bedürfen die Gläubigen solcher Zeichen nicht mehr. Ihnen hat Gott in der Erfüllung seiner Verheißungen, in der Erhaltung seiner Kirche trotz aller Stürme, in der Bewahrung der zerstreuten Juden Beweise gegeben, die weniger augenfällig, aber nicht wenig wunderbar sind als jene Zeichen. - Indessen hat in der katholischen Kirche die Wundergabe nie ganz aufgehört. Die Lebensgeschichten aller Heiligen bis auf unsere Tage enthalten eine Menge unleugbarer Wunder; ja geistigerweise gehen solche täglich vor sich; denn gewiß ist die Neuschaffung der Seelen in der Taufe und Buße ein ebenso großes Wunder als die Wiederbelebung eines Toten. Darum sagt der hl. Chrysostomus, daß die Christen jetzt noch Teufel austreiben, indem sie die Sünde durch die Buße von sich treiben. Sie reden neue Sprachen, indem sie nicht mehr von sündhaften, irdischen, sondern von göttlichen Dingen reden. Sie vertreiben die Schlangen, spricht der hl. Bernhard wenn sie ihre bösen Neigungen unterdrücken, und trinken ohne Schaden Gift, indem sie mitten unter Gefahren und bösen Gelegenheiten unverletzt bleiben. Sie legen den Kranken ihre Hände auf und machen sie gesund, schreibt der hl. Gregor, indem sie Unwissende belehren, die Irrenden auf den rechten Weg führen usw. Das tue, mein Christ, denn das ist Gottes Wille; und dann hast du Wunderbares getan und dir und andern mehr als mit den größten Wunderzeichen genützt!

Wo und wie ist Christus gen Himmel aufgefahren?

Er ist aufgefahren auf dem Ölberge, also an dem Orte, wo er sein Leiden angefangen hat, damit auch seine Herrlichkeit dort anfinge, und damit wir lernen möchten, daß Kreuz und Leiden, wenn sie mit Geduld ertragen werden, in den Himmel erheben. Er erhob sich aus eigener Macht in Gegenwart der Apostel, nachdem er sie zuvor noch gesegnet hatte, und sitzet nun als ewiger Mittler zur Rechten des Vater, d.h. er nimmt auch seiner Menschheit nach teil an dessen Ehre und Herrschaft. Freue dich, o christliche Seele; denn Christus hat dir heute den Himmel eröffnet, so daß du sicher in ihn kommen wirst, wenn du nur an Christus glaubst und deinen Glauben auch in deinen Werken zeigest. Darum schreibt der hl. Augustinus sehr schön: "Laßt uns im Herzen mit Christo auffahren, damit wir, wenn sein Tag kommen wird, ihm auch mit dem Leibe folgen mögen. Doch müssen wir wissen, liebe Brüder, daß mit Christo dem Herrn weder die Hoffart, noch der Geiz, noch die Unzucht, noch anderes der Art hinaufsteigt; denn mit dem Lehrer der Demut steigt nicht hinauf die Hoffart, noch mit dem Urheber der Gütigkeit die Bosheit, noch mit dem Sohne der Jungfrau die Unzucht." Doch können uns, wie der hl. Augustinus gleichfalls lehrt, ebendiese Laster zur Leiter in den Himmel dienen, wenn wir sie nämlich durch eine heldenmütige Abtötung überwinden und gleichsam unter die Füße bringen.


Betrachtung über den Himmel

1. Zwar werden wir hienieden nie recht begreifen und erklären können, was der Himmel ist. Indessen sagt der Glaube mit Bestimmtheit dieses: Der Himmel ist ein Ort ewiger, vollkommener Glückseligkeit. Die Seligen sind also zunächst frei von allen Leiden.
"Sie sollen ausruhen von ihren Mühen, Gott wird alle Tränen trocknen aus ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Klage, noch Schmerz" (Offenb 14,13). Das ist wohl schon etwas Großes: befreit sein von allen Leiden. Wenn ein armes Menschenkind von schwerem Kreuz fast zu Boden gedrückt wird, wenn es ihm alles verbittert und keine frohe Stunde läßt, so ist manchmal sein größter Wunsch für diese Welt: o, wenn nur dieses Kreuz von mir genommen würde, dann wollte ich gern zufrieden sein, dann wäre ich glücklich.
Wie zahlreich und schwer sind nun aber die Bedrängnisse, unter denen überhaupt die Menschen seufzen. Könnte man einen Blick werfen in die Krankenzimmer, in die Hütten der Armut, in die Familien voll Streit und Unfrieden, mit lasterhaften Eltern und ungeratenen Kindern, in die Spitäler, Irrenhäuser, Gefängnisse: welches Elend, wieviel Herzeleid und Not würde man da erblicken! Manches Menschenleben gleicht einem trüben, stürmischen Tagen, in dem selten ein Sonnenstrahl der Freude durch die Wolken der Leiden dringen kann.
Fände sich irgendwo auf Erden ein Land, wo sich ohne Trübsal, Sorgen, Kummer und Not leben ließe, was würden die Menschen aufbieten, um dahin zu gelangen! Nichts wäre ihnen zu schwer und zuviel. Nun wird die Erde allezeit ein Tränental bleiben. Der Ort des ungetrübten Glückes ist nur zu finden im Himmel.

2. Doch nicht bloß Freisein von Leiden verspricht uns der Himmel, sondern auch eine Überfülle der erhabensten und süßesten Freuden.
Die Hauptseligkeit des Himmels entspringt aus der Anschauung Gottes, in den Werken, die er hervorgebracht hat, und aus denen seine Allmacht, Weisheit und Liebe uns entgegenleuchtet. Im Himmel sollen wir ihn selbst sehen und erkennen, wie er ist. Diese Erkenntnis der höchsten Schönheit, des höchsten, liebenswürdigsten Gutes wird unser Herz mit einer Seligkeit erfüllen, die es mit Wonne berauscht, und die wir nicht ertragen könnten, wenn Gott uns nicht stärken würde. Die Anschauung Gottes ist so entzückend, daß die Seligen nie mehr ihre Augen davon abwenden können, nie mehr nach etwas anderem verlangen. Ja, würde Gott den Verdammten in der Hölle nur einen Strahl seines göttlichen Wesens, seiner Herrlichkeit zu schauen geben, so würden in demselben Augenblicke ihre Qualen aufhören, berauscht von Lust und Seligkeit würden sie die Hölle in einen Himmel verwandelt finden.
Nicht nur schauen werden die Seligen Gott, sondern auch besitzen und aufs innigste mit ihm vereinigt sein. Wenn man ein schönes Bild anschaut oder eine schöne Gegend, so wird man davon nicht schöner, und das Bild, die Gegend gehört einem noch nicht. Ein hungriger Bettler, der eine reich besetzte Tafel mit köstlichen Gerichte sieht, wird davon nicht satt; ein Armer, der die Paläste und den Glanz eines Reichen bewundert, wird davon nicht reich. Anders ist es mit der Anschauung Gottes. Er teilt sich uns mit, gleich dem Feuer, welches das kalte, schwarze Eisen ergreift und umwandelt, gleichsam ihm seine Natur mitteilt. Durch die Anschauung Gottes werden die Seligen versenkt in das Glutmeer des göttlichen Wesens und nehmen teil an der Herrlichkeit und Seligkeit, die Gott selbst genießt. "Du wirst sie tränken mit dem Strome deiner Wonne" (Ps 35). Darum werden auch die himmlischen Freuden ganz andere sein, als die Lust dieser Welt. Jetzt sind wir armselige Geschöpfe, darum sind auch unsere Freuden armselig, erbärmlich; dort werden wir Gott ähnlich sein auf ganz besondere Weise, darum werden uns auch bei Gott ähnliche Freuden zuteil, von denen wir im gegenwärtigen Zustande keine Vorstellung haben. Paulus, der nur von weitem einen Blick in das Glück des Himmels werfen durfte, sagte deshalb: Kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört, in keines Menschen Herz ist es gedrungen, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben (1 Kor 2).

3. Mit besonderer Wonne wird die Seligen erfüllen die Gegenwart Jesu, ihres liebevollen Erlösers, dessen liebeglühendes Herz sie dort erst recht kennen lernen; seiner heiligen Mutter, seiner Heiligen und Auserwählten, besonders aller Freunde Gottes, die ihnen auf Erden bekannt und teuer waren, die sie dort wiederfinden und deren Liebe und umgang sie wieder in weit höherem Maße genießen dürfen. - Was aber dem Glücke des Himmels erst seinen vollen Wert verleiht, ist dieses, daß es niemals aufhört, ewig dauert. Bei den Erdenfreuden ist es nicht so, sie sind flüchtig und verschwinden wie der Rauch, um plötzlich der größten Trauer Platz zu machen. Heute rot, morgen tot, heute reich und in Ehren, morgen vielleicht verachtet und in Not. Jedenfalls muß der Gedanke an den unerbittlichen Tod alle Erdenlust vergällen. Wenn du etwa bei einem herrlichen Festmahle sitzest, aber über einem Pulverlager, in dem die Lunte schon brennt, die bald alles in die Luft sprengen wird - wird dir da Essen und Trinken schmecken? So ist es mit allen irdischen Freuden. Mit den Himmelsfreuden ist es nicht so. Diese dauern immer und ewig. Nie quält der Gedanke, es könnte anders werden, nie kann eine Versuchung sie reizen, nie können sie mehr sündigen und ihr Glück verlieren, sie sind gerettet, selig für immer. Wie die Seligkeit Gottes ewig dauern, immer gleich und immer neu, so ist auch das Glück der Seligen ohne Wechsel, ohne Ende, und doch ohne Überdruß, immer frisch, immer neu.

4. Zu unserer ewigen Heimat, zu den Gütern des himmlischen Jerusalems möchte der Herr oftmals unser Auge emporrichten; deshalb sollen wir täglich beten: Vater unser, der du bist im Himmel, zu uns komme dein Reich! Wir dürfen indessen nicht vergessen, wozu dieser Anblick uns auffordert.
Vor allem fordert er, daß wir das ganze Verlangen unsers Herzens nach dem Himmel richten, die Güter dieser Welt dagegen nicht höher anschlagen, als sie wert sind. Wie freut man sich schon lange vorher darauf,wenn man irgend ein besonderes Glück zu erwarten hat; wie gern spricht man davon, träumt davon. Und doch ist alles Glück der Welt, alle irdische Lust und Pracht nur erbärmliches Kinderspielzeug gegen das Glück, die Seligkeit des Himmels. Das sagt uns der Glaube. Warum macht es so wenig Eindruck? Weil man es so wenig beherzigt. Man sollte diesen Glauben öfter erwecken. Wenn du Weltglück und Erdenschönheit siehst oder genießest, erinnere dich alsbald: wie schön muß es erst im Himmel sein! Erwecke das Verlangen und den Vorsatz, der der hl. Franziskus Xaverius so oft wiederholte: In den Himmel will ich, in den Himmel muß ich, koste es, was es wolle!
Ja, koste es, was es wolle. Und darum will ich gern allem entsagen, was mich ins Sünde stürzen und um mein Himmelsglück bringen könnte. St. Petrus Chrysologus sagt: Wir können nicht in dieser Welt mit dem Teufel uns lustig machen und in der andern Welt mit Christus uns freuen. - Nahet also der Versucher in irgendwelcher Gestalt, so weise ihn entschieden zurück; weiche von mir, Satan, die Gnade Gottes und der Himmel ist mir leiber, als diese schändliche Lust oder was du sonst mir bieten kannst. Gibst du ihm aber nach, so sagst du damit zu Gott: diese schnöde Lust ist mir lieber als du und dein Himmel und deine Seligkeit. Das hast du so oft gesagt durch die Tat, als du eine Todsünde begingest. Welche unglaubliche Verblendung! Wie muß dem Sünder zumute sein, wenn er beim Tode erst zur Besinnung kommt und erkennt, was er verloren, was er verkauft hat für so elenden Preis.

Gebet. O König der Herrlichkeit, der du heute siegreich über alle Himmel hinaufgestiegen bist, verlaß uns nicht als arme Waisen, sondern sende uns vom Vater den Geist der Wahrheit, den du versprochen hast, und nimm einst uns alle auf in deine Herrlichkeit!


Über die Vorbereitung auf das heilige Pfingstfest

Der Heilige Geist war den Jüngern zur Erfüllung ihres Berufes notwendig. Auch uns ist er notwendig, und zwar so sehr, daß wir ohne ihn nicht einmal etwas Gutes denken (2 Kor 3,5) oder den Namen Jesu verdienstlich aussprechen (1 Kor 12,3), also viel weniger gut werden und standhaft Gutes wirken können. Darum bestrebe dich, dem Heiligen Geiste in dir eine würdige Wohnung zu bereiten und tue daher folgendes:
1. Entziehe dich die neun Tage hindurch, von Himmelfahrt bis Pfingsten, möglichst dem Geräusche der Welt, um in der Einsamkeit eifrigem und beharrlichem Gebete obzuliegen, wie die Apostel es getan haben. Sie machten die erste neuntägige Andacht (Novene). "Nahet euch Gott, so wird er sich euch nahen" (Jak 4,8).
2. Versöhne dich mit deinem Nächsten und reinige dein Gewissen durch eine reumütige Beichte; denn der Heilige Geist ist ein Geist des Friedens, der Liebe und der Reinigkeit, und wohnt also nur in reinen, friedfertigen Seelen (Ps 75,3).
3. Gib nach Vermögen Almosen. Der heidnische Hauptmann Kornelius hat sich durch sein Gebet und Almosen der Mitteilung des Heiligen Geistes würdig gemacht (Apostelgesch. 10. Kap.)
4. Endlich habe ein großes Verlangen und seufze oft danach, etwa mit den Worten: "Komm; Heiliger Geist!" usw.


Unterricht für den sechsten Sonntag nach Ostern

Diesen Sonntag und die ganze folgende Wochen sollen wir uns nach dem Willen der Kirche zum heiligen Pfingstfeste vorbereiten, damit wir würdig werden, die Gnaden des Heiligen Geistes zu empfangen. Deswegen fleht die Kirche im Eingang der heiligen Messe mit den Worten des Psalmisten:
Erhöre, o Herr, meine Stimme, womit ich zu dir gerufen. Alleluja! Mein Herz hat zu dir gesagt: Es suchet dich mein Angesicht; dein Angesicht, o Herr, will ich suchen. Wende nicht ab dein Angesicht von mir. Alleluja! Alleluja! Der Herr ist mein Licht und mein Heil: wen sollte ich fürchten? (Ps 26). Ehre sei dem Vater usw.

Lektion aus dem ersten Briefe des heiligen Apostel Jakobus IV,7-11

Geliebteste! Seid klug und wachsam im Gebete. Vor allem aber liebet euch untereinander stets; denn die Liebe bedecket die Menge der Sünden. Seid gastfrei gegeneinander ohne Mutten. Dienet einander, jeder mit der Gabe, die er empfanget hat, als gute Verwalter der mannigfaltigen Gnaden Gottes. Wenn jemand ein Amt hat, so diene er wie aus der Kraft, die Gott gibt, damit in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesum Christum, unsern Herrn.

Erklärung

Mit dem Hinweis auf die Wiederkunft Christi begründet der Apostel die Mahnung: seid klug, wachet und betet. Nahe ist das Ende aller Dinge, weil der Tod und das Gericht uns bevorstehen. Nicht klug, sondern grenzenlos töricht handeln diejenigen, die es darauf ankommen lassen und sich nicht vorsehen. Die nötige Wachsamkeit ist nicht möglich ohne eifriges Gebet; dieses muß uns vor dem Schicksal der törichten Jungfrauen bewahren, die schliefen und ihre Lampen erlöschen ließen, während sie den Bräutigam erwarten sollten.
Wer klug ist, sorgt vor allem für die Hauptsache, und das ist hier die Liebe; diese allein sichert uns ein gnädiges Gericht. Selbst die Jungfräulichkeit sichert nicht den Himmel, wenn nicht im entscheidenden Augenblicke die Lampe der Liebe nicht brennt. Kein gutes Werk kann unsere Seele retten ohne die Liebe. Wie mancher, der sich für rechtschaffen hält und in der Beichte kaum etwas zu sagen weiß, wird da zu seinem Schrecken erfahren, daß es ihm am Notwendigsten fehlt; von manchem, er sich viel zuschulden kommen ließ, wird es heißen: ihm ist viel verziehen, weil er viel geliebt hat.
Unter den Werken der Liebe führt der Apostel namentlich jenes an, das den damaligen Christen von besonderer Bedeutung war, die Gastfreundschaft. Da es keine eigentlichen Gasthäuser gab, die Christen auch nicht gern bei Juden oder Heiden einkehrten, so war die Gastfreundschaft ein gewöhnliches, aber manchmal recht beschwerliches gutes Werk; es gehört eine große Liebe dazu, um es ohne Murren zu üben.
Die Warnung vor dem Murren deutet auch an, daß die leibleichen und geistigen Werke der Barmherzigkeit stets zusammengehen müssen. Auch soll sich niemand einbilden, schon die Liebe zu haben, wenn er hier und da ein Werk der Barmherzigkeit übt. Nein, die Liebe muß alle unsere Handlungen beseelen; wie die Gottesliebe unser ganzes Leben durchdringen und regieren muß, so auch die Nächstenliebe. Dadurch vor allem sollen wir uns als Diener Gottes erweisen, daß wir dem Nächsten dienen. Und zwar ein jeder nach seinen Umständen, mit den Gaben, die Gott ihm verliehen hat. Jeder, auch der Geringste hat etwas, womit er sich anderen nützlich machen kann. Wer etwas voraus hat, soll das anderen nutzbar machen. In dieser Lebensauffassung, die den kalten Egoismus ausschließt, liegt das Geheimnis des wahren Glückes.
Die niederen Stände begreifen das bei christlicher Gesinnung leichter als die höheren. Darum hebt der Apostel noch nachdrücklich hervor, daß es auch für die Gelehrten und Mächtigen gelte. Wenn jemand lehrt, andere zu unterweisen hat, so soll er sich nicht aufblähen und Gottes Wort verschmähen; die Machthaber sollen ihre Gewalt von Gott herleiten und auf ihn zurückführen zu seiner Ehre.

Gebet der Kirche. Heiliger Geist, der du die Völker aller Sprachen in Engigkeit des Glaubens versammelt hast, komm, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe. Amen.

Evangelium Johannes XV,26-27 und XVI,1-4

In derselben Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn der Tröster kommen wird, den ich euch vom Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der Vater ausgeht, derselbe wird von mir Zeugnis geben. Und auch ihr werdet Zeugnis geben,weil ihr vom Anfange bei mir seid. Dieses habe ich zu euch geredet, damit ihr euch nicht ärgert. Sie werden euch aus den Synagogen ausstoßen, je, es kommt die Stunde, daß jeder, der euch tötet, Gott einen Dienst zu tun glauben wird. Und das werden sie euch tun, weil sie weder den Vater noch mich kennen. Aber ich habe euch dies gesagt, damit, wenn die Stunde kommt, ihr euch daran erinnert, daß ich es euch gesagt habe.

Warum wird der Heilige Geist "Tröster" genannt?

Weil er durch innerliche Tröstungen die Drangsale der Gerechten erleichtert, ja, angenehm macht, wie bei den Aposteln (Apostelgesch. 5,40); weil er in den Büßern die Traurigkeit der Buße mit dem Troste der Verzeihung verscheucht und die Krankheiten, ja die Todesangst selbst, durch innerliche Salbung erträglich macht.

Wie hat der Heilige Geist von Christus Zeugnis gegeben?

1. Indem er am Pfingstfeste die vorher so unwissenden und zaghaften Jünger erleuchtet, beredt und beherzt gemacht hat, daß sie unerschrocken Jesus Christus als den Sohn Gottes und den Heiland der Welt verkündeten, und zwar mit solcher Gewalt, daß die Menschen zu Tausenden sich bekehrten.
2. Durch die wunderbare Verbreitung des Evangeliums und der Kirche. Zwölf vorher unwissende Menschen ohne Geld, ohne Ansehen, ohne Macht, gingen in alle Welt, einen Glauben zu verkünden, der alles Bestehende vernichtete, und sie siegten. Aber die Tyrannen verschwanden; die Ketzereien lösten sich auf; nur die katholische bestand, ewig sich gleich. Auch heutzutage gibt der Heilige Geist noch Zeugnis, indem er seiner Kirche bei den gewaltigen Stürmen des Unglaubens beisteht, ihre Diener ermutigt und sie am Ende immer mit Sieg krönt. - Freue dich also deiner Kirche und folge ihr!

Wie haben die Apostel Christo Zeugnis gegeben?

Durch ihre Lehre, ihre Wunder, ihr Leben und ihr unerschrockenes Bekenntnis bei allen Leiden. - Wenn auch nicht durch Wunder, so sollen wir doch durch ein tugendhaftes Leben und treue, unerschrockene Anhänglichkeit an die Kirche, die Braut Jesu, bekennen, daß er unser Lehrer, Herr und Gott sei, sonst wird er auch uns vor dem Vater im Himmel verleugnen (Matth. 10,32).

Warum hat Christus seinen Jüngern und allen Auserwählten ihre Leiden vorhergesagt?

Damit sie sich an den Leiden, die sie später trafen, nicht ärgern, d.i. keine Gelegenheit zum Falle daraus nehmen möchten, was leicht hätte geschehen können, wenn Christus sie nicht zuvor selbst darauf aufmerksam gemacht hätte. Er setzt deswegen zuletzt hinzu: Er habe es ihnen vorhergesagt, damit, wenn die Zeit des Leidens kommen würde, sie an seine Worte denken und sich hierdurch standhaft und aufrecht erhalten könnten; denn vorhergesehene Pfeile treffen nicht so hart, als unvorhergesehene, und wir ertragen die Leiden dieser Welt leichter, wenn wir uns durch ein vernünftiges Nachdenken auf sie vorbereitet haben. Überdies sagt Christus den Aposteln ihre Widerwärtigkeiten voraus, damit sie wüßten, daß sie ihnen nicht von ungefähr, sondern von der Hand Gottes zukämen. Auch uns darf es nicht befremdlich vorkommen, wenn wir leiden müssen; denn es ist uns in der Taufe durch die vielen Kreuze, womit man uns bezeichnet hat, schon angekündigt worden, daß wir mit Christus, unserm Führer, viele Trübsale werden auszustehen haben. Und der hl. Paulus sagt mit dem weisen Manne allen denen, die gottesfürchtig und fromm leben wollen, deutlich vorher, daß sie viele Versuchungen und Verfolgungen werden leiden müssen, auf die sie sich gefaßt halten sollen (Sir. 2,1; Tim. 3,12).

Haben die Juden dadurch gesündigt, daß sie die Apostel verfolgt und getötet haben?

Ohne allen Zweifel. Obgleich sie irrigerweise meinten, dadurch Gott einen Gefallen zu tun, so war dieser Irrtum und ihre Unwissenheit höchst sündhaft und fragwürdig; denn gar leicht hätten sie der Wahrheit auf die Spur kommen können, wenn sie nicht so recht geflissentlich jeden Unterricht verschmäht hätten. In einer ebenso sträflichen Unwissenheit stecken noch viele Christen, die, weil sie allen christlichen Unterricht vernachlässigen, kaum wissen, was zur Seligkeit zu glauben notwendig ist, und sich aus vielen Sachen, die schwere Sünden sind, nicht das geringste Gewissen machen. Auch die Unwissenheit jener ist höchst strafwürdig, die, obwohl sie nicht bestimmt und mit Gewißheit wissen, ob sie diese oder jene Güter mit Recht oder Unrecht besitzen, dennoch aus Furcht, daß sie dieselben wiedergeben müßten, sich nicht bestreben, sich Gewißheit zu verschaffen.


Betrachtung über das Bekenntnis des Glaubens

1. Es besteht keine Pflicht, daß wir unsern Glauben allen Menschen und bei jeder Gelegenheit bekennen. Christus sagt selbst, wir sollen klug sein wie die Schlangen (Matth. 10) und die Perlen nicht den Schweinen vorwerfen (Matth. 7). Darum haben die Christen zur Zeit der Verfolgung ihren Glauben geheim gehalten und ihn erst dann bekannt, wenn sie von der Obrigkeit darüber befragt wurden.
Verleugnen dürfen wir den Glauben in keinem Falle, weder durch Worte, noch durch unser Verhalten oder solche Zeichen, die andere zu der Meinung bringen müßten, wir seien nicht katholisch; ja, nicht einmal zum Scheine. Jede Glaubensverleugnung ist eine schwere Unbill gegen Gott, ein schweres Ärgernis gegen den Nächsten. Der Heiland sagt: "Wer mich vor den Menschen bekennt, den werde auch ich bekenne vor meinem himmlischen Vater; wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den will auch ich vor meinen Vater verleugne, der im Himmel ist" (Matth. 10).

2. Pflicht, den Glauben ausdrücklich zu bekennen, ist es, sobald Gottes Ehre oder des Nächsten Seelenheil es fordert.
Gottes Ehre fordert dieses offene Bekenntnis, wenn man von der rechtmäßigen Obrigkeit ausdrücklich um den Glauben befragt wird. So tat der göttliche Heiland selbst. Da er vor dem obersten Gerichtshofe stand und der Hohepriester zu ihm sprach: "Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, daß du uns sagest, ob du Christus, der Sohn Gottes bist", gab er zur Antwort: "Du hast es gesagt." Er, der auf alle falschen Anklagen keine Silbe erwiderte, legte auf das Befragen der Obrigkeit unumwunden dieses Zeugnis ab, obwohl er wußte, daß dieses Bekenntnis ihm den Tod bringen werde; Schweigen wäre hier ja Verleugnung der Wahrheit gewesen. - Ebenso taten die Apostel und Märtyrer, die mit ihrem Blute das offene Bekenntnis ihres Glaubens besiegelten. Solche Christen, die, in den Zeiten der Verfolgung von Furcht eingeschüchtert, den Glauben verleugneten, wurden stets als große Sünder betrachtet und in den ersten Zeiten nur nach strenger, oft lebenslänglicher Buße wieder in die kirchliche Gemeinschaft aufgenommen.
Die Ehre Gottes fordert dieses Bekenntnis, sooft wir dadurch Sünden verhüten können. Wenn z.B. schlechte Menschen über Religionssachen spotten, so darf man sich nicht nachgiebig oder auch nur gleichgültig dagegen zeigen; wenn Erfolg zu hoffen ist, muß man dagegen auftreten, jedenfalls aber durch sein Benehmen an den Tag legen, daß einem die katholische Religion heilig und ehrwürdig ist. In Dispute soll man sich jedoch nicht einlassen, wenigsten nicht mit böswillen Menschen, weil dadurch nur Gelegenheit gegeben wird zu größeren Lästerungen und Ärgernissen. "Unheilige und leere Schwätzerein meide; denn sie befördern viel die Gottlosigkeit" (2 Tim. 2).

3. Des Nächsten Seelenheil fordert das freiwillige Bekenntnis des Glaubens, sooft andere wegen Unterlassung dieses Bekenntnisses Ärgernis nehmen oder Gefahr laufen würden, im Glauben zu wanken; oder wenn wir Gelegenheit hätten, durch unser Bekenntnis Schwache zu stärken, Verfolgte zu trösten, Irr- und Ungläubige zu bekehren. Solche Wirkung kann es haben, wenn man an Prozessionen teilnimmt, an Abstinenztagen Fastenspeise fordert oder sich in anderen Stücken als treuen und eifrigen Christen zeigt. Diese Rücksicht war es besonders, die den ehrwürdigen Greis Eleazar aneiferte, daß er im Bekenntnisse des jüdischen Glaubens selbst in Marter und Tod standhaft blieb. Der Heide Antiochus zwang die Juden unter den härtesten Strafen, gegen ihr Gesetz Schweinefleisch zu essen. Dem Eleazar rieten einige, er solle sich nur den Schein geben, als folge er dem Befehl des Königs; sie wollten ihm heimlich anderes Fleisch besorgen, das er ohne Sünde essen könne. Doch der gottesfürchtige Greis schlug dieses Anerbieten aus und sprach voll heiligen Ernstes: "Es ist unseres Alters nicht würdig, zu heucheln, so daß viele der Jüngeren, in der Meinung, daß der neunzigjährige Eleazar zum Heidentum übergegangen sei, um einer Heuchelei und der kurzen Zeit eines vergänglichen Liebens willen auch verführt würden, und ich so einen greulichen Schandfleck auf mein Alter brächte. Und wenn ich auch jetzt der Marter der Menschen entgehe, so kann ich doch der Hand des Allmächtigen weder lebendig, noch tot entliehen. Darum will ich starkmütig das Leben verlassen; so werde ich meines Alters würdig erscheinen und den Jünglingen ein heldenmütiges Beispiel hinterlassen, wenn ich willigen Herzens und wacker für die teuersten und heiligsten Gesetze eines ehrenvollen Todes sterbe." - "So schied er aus dem Leben und hinterließ nicht nur den Jüngern, sondern auch dem ganzen Volke das Andenken seines Todes als eines Beispieles der Tugend und des Starkmutes" (2 Machabäer 6).

Wie ganz anders stände es um die Religion, wenn alle, deren Name im Taufbuche steht, auch durch ihr ganzes Betragen sich als treue Kinder der Kirche zeigten! Dann hätten die Religionsfeinde nicht den Mut, so dreist und feindselig gegen die Kirche, ihre Lehren und Einrichtungen aufzutreten. Was ihnen Mut macht, ist die Feigheit und Gleichgültigkeit so vieler, die auch Christen sein, sich aber nicht die geringste Unannehmlichkeit dafür gefallen lassen wollen. Ein freches Witzwort schüchtert sie ein. Oftmals sind sie auch so unwissend in der Religion, daß sie vor den einfältigsten Einwürfen verstummen müssen; und zwar durch eigene Schuld, weil sie selten Predigt und Christenlehre besuchen oder durch religiöse Blätter und Bücher ihre Religionskenntnisse aufzufrischen und fortzubilden suchen. Droht ihnen ihrer Religion wegen ein Schaden im Verdienst und Geschäft, so sind sie sofort bereit, sich zu ducken und zu fügen nach dem Willen derjenigen, von denen sie Vorteil hoffen. Ob sie die Kirche besuchen und ihre sonstigen Religionspflichten erfüllen können, ist ihnen Nebensache. Solche feige Seelen können den Gegnern unserer Religion freilich keine Achtung einflößen. Die Juden halten gewöhnlich entschiedener an ihrem Glauben, als solche jämmerliche Christen. Lasset euer Licht leuchten vor den Menschen, sagt der Herr. Es ist nicht damit gesagt, daß wir uns Andersdenkenden aufdrängen und ihnen lästig gallen, oder bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit mit unserem Glauben hervortreten sollen; wohl aber dürfen wir uns niemals scheuen, unsere Religion zu bekennen und zu üben, und müssen stets zeigen, daß sie uns das teuerste auf Erden ist. Das fordert Gottes Ehre und des Nächsten Erbauung. Sollten wir dafür etwas leiden müssen, wohl uns! Freuet euch und frohlocket, sagt der Herr, euer Lohn wird groß sein im Himmel!

Gebet. O Herr Jesu! sende uns den Tröster, den Heiligen Geist, damit er uns unterweisen, zur Befolgung seiner Wahrheit ermuntern und in allen Drangsalen trösten und stärken möge. Behüte uns, daß wir niemand ärgern, aber auch uns nicht von andern zum Bösen verführen oder aus Furcht vor Verfolgung, vor Spott und Verachtung vom Guten abhalten lassen. Amen.


Unterricht für das heilige Pfingstfest

Die jährliche Feier jenes Tages, an dem der Heilige Geist unter Windesbrausen und in der Gestalt feuriger Zungen über die mit Maria, der heiligen Mutter Gottes, in Jerusalem einmütig versammelten Apostel und Jünger herabkam, Pfingsten, hat diesen Namen von dem griechischen Worte Pentekoste, d.i. fünfziger, weil er der fünfzigste Tag nach Ostern ist.

Warum feiern wir Pfingsten?

1. Um immerdar Gott zu preisen und ihm zu danken, daß er durch die Sendung des Heiligen Geistes seine Verheißungen erfüllt und die Kirche in die Welt eingeführt hat, damit das Angesicht der Erde umgestaltet werde; 2. damit wir fort und fort den Heiligen Geist erhalten. Auch die Juden feierten Pfingsten als Andenken an die göttliche Gesetzgebung auf Sinai und zum Danke für die Ernte. Durch den Heiligen Geist erhalten wir das von Christus verkündigte Gesetz der Gnade und Kindschaft Gottes, und durch die Gnade des Heiligen Geistes reifen unsere Früchte für den Himmel; um wie viel mehr müssen wir dieses Fest fromm feiern, aber nicht in weltlichen Lustbarkeiten, sondern im herzlichen Verlangen, daß der Heilige Geist uns erleuchte, leite und regiere, und im innigen Danke, daß er die heilige Kirche so feierlich in die Welt eingeführt hat.

Warum ist wohl der Heilige Geist gerade am Pfingstfeste der Juden herabgekommen?

1. Weil das Pfingstfest der Juden als Vorbild für das christliche Pfingsten war; denn am jüngsten Pfingsten ist das alte Gesetz gegeben worden, am christlichen das neue Gesetz Christi.
2. Weil an jenem Tage Juden aus allen Ländern in Jerusalem versammelt waren und also die Predigt des Evangeliums gleich in alle Welt getragen wurde.

Voll Freude singt die Kirche zum Eingang der heiligen Messe:
Der Geist des Herrn erfüllet den Erdkreis, Alleluja! Und dem, der alles zusammenhält, ist jeder Laut bekannt. Alleluja! Alleluja! (Weis. 1,7). Es erhebe sich Gott, damit seine Feinde zerstreut werden, und die ihn hassen, fliehen vor seinem Angesichte (Ps 67,2). Ehre sei dem Vater usw.

Gebet der Kirche. O Gott, der du am heutigen Tage die Herzen der Gläubigen durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes belehrt hast, gib, daß wir in demselben Geiste was recht ist erkennen und seines Trostes uns allezeit erfreuen. Durch Jesum Christum, deinen Sohn, unsern Herrn. Amen.

Lektion aus der Apostelgeschichte II,1-11

Als der Tag des Pfingstfestes angekommen war, waren alle Jünger beisammen an demselben Orte. Da entstand plötzlich vom Himmel ein Brausen, gleich dem eines dahinfahrenden gewaltigen Windes, und erfüllte das ganze Haus, wo sie saßen. Und es erschienen zerteilte, feuerähnliche Zungen, die sich auf jeden von ihnen niederließen. Und alle wurden mit dem Heiligen Geiste erfüllt, und fingen an, in verschieden Sprachen zu reden, so wie der Heilige Geist es ihnen eingab auszusprechen. Es waren aber zu Jerusalem Juden wohnhaft, gottesfürchtige Männer, aus allerlei Völkern, die unter dem Himmel sind. Als nun diese Stimme erscholl, kam die Menge zusammen und entsetzte sich; denn es hörte ein jeder sie reden in seiner Sprache. Es erstaunten aber alle, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht alle diese, die da reden, Galiläer? Wie hören wir denn ein jeder seine Sprache, in der wir geboren sind. (Wir) Parther, Meder, Elamiter und Bewohner von Mesopotamien, Judäa, Cappadozien, Pontus und Asia, von Phrygien und Pamphylien, Ägypten und von den Gegenden Lybiens bei Cyrene, (wir) Abkömmlinge von Rom, (wir) Juden und Judengenossen, (wir) Kreter und Araber, wir hören sie in unsern Sprachen die großen Taten Gottes aussprechen!

Erklärung

Das Erntedankfest und den erinnerungstag der Gesetzgebung auf Sinai wählte der Herr, um die erste große Seelenernte zu halten und die Stiftung des Neuen Bundes Bundes, seiner heiligen Kirche, zu vollenden. Wie er sich auf Sinai unter gewaltigen Naturerscheinungen offenbarte, so auch hier auf Sion. Sturmesbrausen und Feuer waren die äußeren Zeichen dieser Firmung, die der Herr selbst den ersten Gläubigen spendete. Die Bedeutung und Wirkung derselben wurde so gekennzeichnet.

Sie wurden erfüllt mit dem Heiligen Geiste. Wohl besaßen sie ihn schon durch seine Gnade, und der Heiland hatte denselben ihnen mitgeteilt gleich nach seiner Auferstehung. Jetzt aber empfingen sie ihn nicht nur, sondern er erfüllte sie, teilte sich ihnen mit in der Fülle seiner Gaben, vollendete, was er bisher in ihnen gewirkt hatte.

Der Geisteshauch, der in gewaltigem Brausen vom Himmel kam, erfüllte die Behausung der jungen Christengemeinde. Diese sollte selbst das Haus Gottes darstellen, von dem alles göttliche Leben und aller Segen ausgeht.

Das andere Geisteszeichen war das Feuer. Den Aposteln wurde die Feuertaufe erteilt zur Vollendung ihrer Berufsgnade. Sie hatten das Evangelium zu verkünden, das Wort Gottes in Kraft des Geistes der Wahrheit. Die Zunge, sagt der hl. Jakobus, ist ein kleines Glied; sie richtet aber Großes an; sie ist eine Welt voll Ungerechtigkeit. Dem unheiligen Feuer, das die sündige Zunge entzündet, stellt sich das Feuer der Liebe entgegen; diese feurigen Zungen sollten der Gerechtigkeit und Heiligkeit dienen.

Daß die Apostel mit dem Heiligen Geiste erfüllt waren, zeigte sich schon im Sprachenwunder. Dieses hatte sinnbildliche Bedeutung. Der böse Geist der Sünde hatte die Sprachverwirrung und Trennung in die Menschheit gebracht; der gute Geist wollte alle wieder vereinen in einem Gottesreiche, einer Gottesfamilie, die gesammelt aus den verschiedensten Völkern, eines Sinnes und Geistes, Gott preist.

Evangelium Johannes XIV,23-29

In derselben Zeit sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wenn mich jemand liebt, so wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben: wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. Wer mich liebt, der hält meine Worte: und das Wort, das ihr gehört habet, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat. Dieses habe ich zu euch geredet, da ich noch bei euch bin. Der Tröster aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, er wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was immer ich euch gesagt habe. Den Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe ich ihn euch. Euer Herz betrübe sich nicht und fürchte nicht! Ihr habt gehört, daß ich euch gesagt habe: Ich gehe hin und komme wieder zu euch: wenn ihr mich liebet, so würdet ihr euch freuen, daß ich zum Vater gehe: denn der Vater ist größer als ich. Und nun habe ich es euch gesagt, ehedenn es geschieht, damit ihr glaubet, wann es geschehen sein wird. Ich werde nun nicht mehr viel mit euch reden; denn es kommt der Fürst dieser Welt: aber er vermag nichts gegen mich, sondern (es geschieht), damit die Welt erkenne, daß ich den Vater liebe, und tue, wie mir es der Vater befohlen hat.

Woran kann man erkennen, daß man Gott liebt?

Wenn man seine Gebote hält. Nicht an Gefühlen, auch nicht in Worten besteht die Liebe, sondern in der treuen Hingabe des ganzen Menschen an den Willen Gottes.

Was hat der sich zu versprechen, der Gott durch Haltung seiner Gebote liebt?

Gott wird ihn ebenfalls lieben, und er wird zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.

Wie kann Gott zu uns kommen und Wohnung bei uns nehmen, da er ohnehin allenthalben gegenwärtig ist?

Das ist so zu verstehen, daß Gott die heiligmachende Gnade in eine Seele ausgießt, erhält und vermehrt, und folglich auf eine ganz besondere, übernatürliche Weise bei ihr und in ihr ist, sie väterlich liebt und trägt, beschützt, zu jedem guten Werke anregt, es in ihr vollendet uns so die Seele zur wahren Heiligkeit sich ausbilden läßt.

Was wirkt der Heilige Geist bei den Menschen?

Das ist an den heiligen Aposteln sichtbar geworden. Mit einem Male sind sie andere Menschen geworden: erleuchtet und in alle Wahrheit eingeführt, gereinigt von ihren Fehlern, befreit von allem Kleinmut, von jeder Furcht und Zaghaftigkeit, glühend von Liebe, so daß sie mit Freuden die Mühen des apostolischen Amtes auf sich nahmen und mit ihrem Blute für Jesus Christus Zeugnis gaben. Auch dich erleuchtet der Heilige Geist, auf daß du alle Lehren, die sich auf den Glauben und dein ewiges Heil beziehen, demütig hinnehmest; er gibt dir die Kraft das Böse zu meiden, die Versuchung zu überwinden und das Gute auf die vollkommenste Weise zu tun; er gibt dir die Sehnsucht nach den ewigen Gütern und die Verachtung der vergänglichen.

Welches sind die Gaben des Heiligen Geistes?

Der Prophet Isaias (11,2) nennt sieben:
1. die Gabe der Weisheit, die darin besteht, daß man überzeugend erkennt, welches die wahre, welches die falsche Glückseligkeit, welches die sichersten Mittel zu jener und wider diese sind. Sie ist jene Gabe, wodurch wir an Gott und göttlichen Dingen, d.h. an der Betrachtung und Ausübung solcher Dinge, die uns zu Gott und zur ewigen Seligkeit führen können, Liebe und Geschmack finden und sie allen übrigen vorziehen. Dergleichen sind z.B. das Gebet, das Wort Gottes, die guten Werke, die Hochschätzung der Güter des anderen Lebens und das Verlangen nach dem Himmel. Diejenigen, die diese Gabe besitzen, genießen die zeitlichen Gaben Gottes, ohne das Herz daran zu hängen, und entsgen allem Zeitlichen mit dem Herzen, indem sie bereit sind, es wirklich zu verlieren (1 Kor. 7,30).
2. Die Gabe des Verstandes ist jenes Licht, das den durch die Erbsünde verdunkelten Verstand des Menschen fähig und fertig macht, den an sich dunkeln Wahrheiten und Geheimnissen der christlichen Religion Beifall zu geben. Sie ist jene Gabe, wodurch wir erleuchtet werden, die Wahrheiten, deren Kenntnis zur Seligkeit nötig ist, einzusehen, wofern wir den gehörigen Fleiß anwenden, sie zu lernen und zu befolgen. Um diese Gaben sollen namentlich die Kinder fleißig beten, besonders vor der christlichen Lehre.
3. Die Gabe des Rates ist jene Gabe, wodurch der Mensch in zweifelhaften Dingen gleich erkennt, was er zu tun oder zu unterlassen habe, was zur Ehre Gottes und zum Seelenheile besser sei, und was man in dergleichen Fällen andern raten soll. Den Rat des göttliche Geistes haben vorzüglich notwendig alle jene, die a) vorstehen; b) jene, die in der Wahl eines Standes begriffen sind; c) Eheleute, die sich manchmal in ihrem betrübten Ehestande nicht zu raten noch zu helfen wissen.
4. Die Gabe der Stärke ist jene Gabe, durch die der Heiligen Geist die Seele des Christen stärkt, daß sie sich weder durch Spott, noch durch menschliches Ansehen, noch durch Furcht vor angedrohten Übeln von der Ausübung der Tugend abwendig machen läßt, daß sie schwierige, wegen Gott unternommene Werke glücklich vollendet, die entgegenstehenden Gefahren herzhaft überwindet, und, wenn es um den Verlust von zeitlichen Gütern, der Ehre oder gar des Lebens zu tun ist, alles heldenmäßig Christo zuliebe leidet und ihm zu Gefallen hingibt und verliert.
5, Die Gabe der Wissenschaft ist ein übernatürliches Licht, vermöge dessen wir Gott, unsere Pflichten, unsere Bestimmung erkennen und lernen, wie wir mit dem Nächsten in bezug auf sein ewigens Seelenheil umgehen müssen. Diese Gabe wird auch die Wissenschaft der Heiligen genannt, weil sie den Heiligen eigen ist und uns zur Heiligkeit verhilft. Sie lehrt uns, wie wir alles Irdische ansehen und zu unserer Vervollkommnung benutzen können und müssen; daß alle zeitlichen Güter und Ehren, nach denen die Menschen so begierig trachten, nur hinfällige Güter sind, daß alle Güter zusammengenommen nicht vermögend sind, unser Herz zu sättigen, und daß wir aus der Unermeßlichkeit unserer Begierden unsere Bestimmung zu einem unvergleichlich edleren Ziele, nämlich zur ewigen Seligkeit, deutlich wahrnehmen können. Diese Gabe treibt uns also an, nicht nach dem Irdischen, sondern nach dem Himmlischen zu streben und das zu suchen, was droben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt (Kol. 3,1).
6. Die Gabe der Frömmigkeit oder der Gottseligkeit ist die Fertigkeit, Gott zur Regel seines ganzen Verhaltens zu machen und alle seine Handlungen zu Gottes Ehre einzurichten. Gott aber wird, nach dem hl. Augustinus, nicht anders verehrt als durch die Liebe. Wer Gott liebt, der muß an dem Wohlgefallen haben, woran Gott ein Wohlgefallen hat; er muß gegen die Menschen gesinnt sein, wie Gott gesinnt ist. Wer also wahrhaft gottselig sit, der ehrt die Kirche, durch die Gott redet, der ehrt die Heiligen und liebt alles, was zum Dienste Gottes gehört. Er ist begierig, das Wort Gottes von seinem Diener anzuhören, wohnt gern dem öffentlichen Gottesdienste bei, liest fleißig geistliche Bücher, betet mit Inbrunst, und die Zeremonien der Kirche, vorzüglich bei großen Feierlichkeiten, sind für ihn ein erbauender Anblick.
7. Die Gabe der Furcht Gottes, und zwar der kindlichen Furcht, ist jene, die macht, daß wir uns vor der Sünde fürchten, um Gott, unserm besten Vater, nicht zu mißfallen und von ihm nicht zu verstoßen werden. Diejenigen, die oft bloß aus sklavischer Furcht handeln, haben noch innerlich ein Verlangen, zu tun, was ihnen Gott verbietet, wenn sie es ungestraft tun könnten, und machen sich durch dieses Verlangen, das Gott in ihrem Herzen sieht, strafbar. Indessen hat sie doch ihren Nutzen; denn sie hindert das äußerliche Werk der Sünde, macht, daß sich die Seele an die Beraubung des strafbaren Gegenstandes gewöhnt und vermindert die Anhänglichkeit an die Sünde, wodurch die Seele in den Stand gesetzt wird, den Bewegungen der Liebe Gottes zu folgen.

Welches sind die Früchte des Heiligen Geistes?

Diejenigen zwölf, die der hl. Paulus (Galater 5,22-23) nennt, nämlich:
1. die Liebe,
2. die Freude, nämlich in Gott,
3. der Friede,
4. die Geduld,
5. die Milde,
6. die Güte,
7. die Langmut,
8. die Sanftmut,
9. die Treue,
10. die Mäßigkeit,
11. die Enthaltsamkeit,
12. die Keuschheit.
Willst du nun wissen, ob du den Heiligen Geist habest, so untersuche, ob du diese Früchte an dir wahrnimmst. "Gott gibt seinen Geist denen, die ihn darum bitten."


Betrachtung über das Wirken des Heiligen Geistes

1. Nach der Lehre von der heiligsten Dreifaltigkeit ist die erste göttliche Person der Urgrund der Gottheit und hat aus sich selbst ein Wesen erzeugt, das ihr in allem gleich ist, die zweite Person, das Wort oder den Sohn; beide zusammen aber haben eine dritte Person hervorgebracht durch die Liebe, die sie vereint, das ist der Geist. - Verständlicher ist uns diese Tätigkeit, die jede dieser drei Personen in der Welt ausübt. Die Andeutungen der Heiligen Schrift führen uns dazu, dem Vater vornehmlich die Werke der Allmacht beizulegen, dem Sohne die Werke der Weisheit, dem Heiligen Geiste die Werke der Liebe. Der Vater legt demnach den Grund und Plan, von allem, was da wird; der Sohn führt es aus, der Geist gibt Gestalt und Leben. Und eben darum, weil dem Geiste die Gestaltung und Belebung zufällt, nennen wir ihn ebenfalls den Schöpfer, Creator Spiritus (Schöpfergeist). Wir werden seine Tätigkeit besser verstehen, wenn wir in der Schrift nachlesen, was er getan hat bei der ersten und zweiten Schöpfung.

2. Was erzählt die Schrift von der ersten Schöpfung? Sie beginnt mit den Worten: Im Anfange schuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war noch wüst und leer, und Gottes Geist schwebte über den Wassern. Alsdann sprach Gott: Es werde Licht; er schied das Was Wasser unten und das Wasser oben, sammelte es auf der Erde an einem Orte, bepflanzte die Erde mit Bäumen und Sträuchern, setzte am Firmamente die Gestirne, bevölkerte Erde, Luft und Wasser und schuf zuletzt den Menschen.
Gleich im ersten Satze der Schöpfungsgeschichte erscheint also der Heilige Geist, und was tut er? Er schwebt über den Wassern. Was ist sein Werk? Der Vater hat den Plan der Schöpfung ausgeführt durch den Sohn, aber er hat nicht gleich alles gestaltet; es sind vorerst nur die Elemente vorhanden, woraus alle Dinge bestehen sollen; der Geist ordnet und bildet dann aus der formlosen Masse die schöne, herrliche Welt. Und wie tut er es? Im Sechstagewerk, aber in dreifacher Stufenfolge: in der Erleuchtung, Gestaltung und Belebung. Die Krone von allem war der Mensch. Mit eigener Liebe erzählt die Schrift von der Schöpfung des Menschen. Da sehen wir besonders den Geist tätig, den "Finger der Rechten Gottes", wie er im Lobgesange heißt. Nachdem Gott den Leib geschaffen hatte, hauchte er ihm lebendigen Odem ins Angesicht, und es wurde eine lebendige Seele. Diese macht er zu einem herrlichen Paradies der Gnade. Zum Bindeglied war der Mensch bestimmt zwischen der Geisterwelt und Körperwelt, darum war in ihm beides verbunden. Er war gesetzt über die ganze sichtbare Schöpfung, damit die Liebe, die seinen Geist erfüllte, sie ihm opfere. - Wir wissen, wie Gottes Plan zerstört wurde durch den Sündenfall. Gott aber beschloß eine neue Ordnung zu machen durch Wiederherstellung der gefallenen Menschheit. Die Erlösung ist eine zweite Schöpfung.

3. Auch bei dieser zweiten Schöpfung sehen wir dieselbe Verteilung der einzelnen Werke wie bei der ersten. Der Vater beschließt auch diese Schöpfung und legt den Grund; der Sohn führt seinen Plan aus; der Geist aber schafft Gestalt und Leben.
An den großen Schöpfungstag der neuen Welt erinnert jeden Tag dreimal der Ton der Betglocke. Die Verkündigung war der Augenblick, wo das lange Vorbereitete vollendet wurde. Und wie ist da in der Schrift Rede vom Geist? Wie er einst über den formlosen Gewässern schwebte, so sehen wir ihn jetzt über Maria schweben. "Der Heilige Geist wird dich überschatten; darum wird das Heilige, was aus dir geboren werden soll, Sohn Gottes genannt werden." Die Menschheit Jesu ist das Meisterwerk des Heiligen Geistes. Freilich ist ja bekannt, daß in Jesus die Fülle der Gottheit wohnte und ihm nichts von außen zu kommen brauchte, keine Erleuchtung und keine Kraft, er hatte alles in sich. Und dennoch weist immer und immer wieder die Schrift darauf hin, daß der Geist es war, der seine Menschheit beseelte zur Ausführung ihres Werkes der Neuschaffung des Menschengeschlechtes. Der Geist, der über Maria schwebte bei der Empfängnis, derselbe schwebte über dem Wasser des Jordans, als der Herr es heiligte durch die Taufe. "Ich sah," so bezeugte Johannes, "daß der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und auf ihm blieb; und ich kannte ihn nicht; aber der mich sandte zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: Über welchem du sehen wirst den Geist herabfahren und bleiben auf ihm, der ist´s, der taufet mit dem Heiligen Geiste" (Joh 1,32). - Jesus kommt in seiner Lehrtätigkeit in seine Vaterstadt. Man erwartet von ihm, daß er sich ausweise, in wessen Kraft und Vollmacht er lehre. Da schlägt er die Propheten auf, und die erste Stelle, auf der sein Auge ruhte, lautete also: "Der Geist des Herrn ist auf mir und hat mich gesalbt; er hat mich gesandt, den Armen das Evangelium zu verkünden, zu heilen, die zerknirschten Herzens sind, zu melden den Gefangenen Erlösung, Gesicht den Blinden" (Luk. 4).

4. Und welches ist nun weiter das Amt des Geistes in der Kirche? Dasselbe wie bei Christus. Denn die Kirche ist der lebendige Christus auf der Welt. Christus hat das Menschengeschlecht wiederhergestellt, neu gezeugt, jeder Christ ist ein Glied des großen Leibes Christi. Dieser sichtbare Leib Christi, die Kirche, breitet sich durch einen neuen Schöpfungssegen immer weiter aus, um die ganze Welt in Besitz zu nehmen. Ihre Seele aber ist der Heilige Geist. Was für die sichtbare Welt die erste Schöpfung war, als der Geist über den Wassern schwebte; was für Christus seine Empfängnis war, als der Geist Maria überschattete, das ist für die Kirche das Pfingstfest, wo der Geist wiederum herabkam auf jene Elemente, die vor langem vorbereitet waren, aber das Leben noch nicht hatten, auf die ersten Glieder der Kirche. Er hauchte dem Kirchenleibe die Seele ein. Er kam im Windesbrausen, er brachte Licht und Leben für die neue Welt. Und weil zur Fortpflanzung dieses Lebens das Wort gehört, kam er nicht nur in Feuer, sondern auch in Gestalt feuriger Zungen.
"Über die ganze Erde ist ihre Stimme erschollen, und bis and des Erdenrundes Grenzen geht ihr "Wort" (Ps. 18; Röm. 10). Wir sehen heutzutage nicht mehr die Feuerzungen des Heiligen Geistes, wir hören nicht mehr sein Brausen, aber wir sehen sein Werk. Das spricht deutlicher von ihm als Feuerzeichen und Sturm. Sein Werk ist das göttliche, großartige Gebäude der katholischen Einheit. Die anderen Religionen zerfielen alsbald in zahllose Sekten, sie machten nicht einmal Anspruch auf Glaubenseinheit, jeder folgte seiner eigenen Ansicht. Schon über natürliche Dinge, die man sehen und greifen kann, gehen die Meinungen der Menschen weit auseinander. Wie ist es erklärlich, daß 300 Millionen von allen verschiedenen Menschenarten, in allen Weltteilen zerstreut, ihren Sinn beugen unter eine einzige Lehre? Daß 1000 Bischöfe übereinstimmen in derselben Auslegung des Evangeliums? Daß keiner von den 266 Päpsten über Glaubenssachen anders entschied wie sein Vorgänger? Wie ist das zu erklären? Der Apostel gibt Antwort mit den Worten: "In einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft, Juden oder Heiden, Knechte oder Freie; und wir alle sind in einem Geiste getränkt" (Kor 12).
Der Geist also ist es, dessen Werk wir da sehen. Er hat das Wunderwerk der Kirche gestaltet, und er erhält sie nicht nur, gleichwie der Geist den Leib vor dem Verderben bewahrt, sondern auch durch Angliederung stets neuer Glieder, indem er durch die Taufe immer neue Glieder der Kirche einverleibt.

5. Um zu verstehen, wie der Geist auch einzelnen Gliedern sein Leben eingießt, müssen wir vor allem auf den Altar den Neuen Bundes schauen, das Allerheiligste der Kirche. Unser Glaube zeigt uns da den Geist, wie er über dem Altare schwebt und bei jeder Wandlung aufs neue den Gottmenschen gegenwärtig setzt. Denn was da gewirkt wird durch die Wandlungsworte, hat seine Kraft aus der Priesterweihe, worin der Heilige Geist erteilt wird durch die Handauflegung des Bischofs. Christus aber auf dem Altare ist die Quelle lebendigen Wassers, die fortströmt ins ewige Leben. Nach der Ordnung Christi könnte ein Christ alle Sakramente entbehren, nur die Kommunion nicht. Ohne diese ist es unmöglich, das geistige Leben der heiligmachenden Gnade zu bewahren; ebenso unmöglich, wie ohne Speise und Trank das Leibesleben erhalten werden kann. Die übrigen Gnadenmittel vereingen sich um den Altar, wie Gestirne um die Sonne. - Ist das göttliche Leben in uns gefährdet oder zerstört durch die Seelenwunde oder den Seelentod, so erfrischt und erneuert der Heilige Geist es durch sündenvergebung. Stürmen gewaltige Versucheungen dagegen an von seiten der Welt und des Fürsten dieser Welt, so liefert der Geist die Waffen zum Kampfe in der Firmung. Hat es die letzte Probe und den letzten Kampf zu bestehen in der Todesnot, so ergänzt er alles Abgebrauchte und Schadhafte durch die Ölung. Für die Erhaltung des Kirchenleibes aber sorgt er durch die Standessakramente der Priesterweihe und Ehe.
Hiermit ist indesen die Tätigkeit des Geistes noch nicht abgeschlossen. Der Heiland sagt von ihm: Der Geist weht, wo er will. Du hörst sein Brausen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt (Joh. 3). Kommt er in den Sakramenten (nach dem Bilde der Schrift) wie Frühregen und Spätregen, so befruchtet er nicht minder das Erdreich unserer Seele wie ein erquickender Tau. Die regellosen Gnaden (die er spendet außer den Sakramenten) setzen sich an jedes Blatt und jeden Grashalm und tränken die geringste Blume. An die geringfügigsten Ereignisse unseres äußeren und inneren Lebens knüpft der Geist seine befruchtende Gnade, besonders ist es die Zeit der Dürre, der Not des Leidens, wo er sie spendet.
Gott will, daß wir unser Herz fruchtbar machen für den Gnadensegen durch Gebet. Und auch hierbei ist es wieder der Geist, der die Hauptsache tun muß. Ach, sagt der Apostel, wir wissen nicht einmal, was wir bitten sollen, und nicht, wie es sich gebührt; der Geist aber bittet für uns in unaussprechlichen Seufzern.

6. Das ist kurz angedeutet die Tätigkeit des Heiligen Geistes bei der Schöpfung der Kirche, der geistigen Welt, die wir bewohnen, sowie bei ihrer Erhaltung.
Nun frage dich: Was hat der Heilige Geist an mir getan? Und die Antwort wird lauten: Auch ich bin ein Geschöpf des Heiligen Geistes, auch mich hat er aus der Finsternis gezogen zu seinem wunderbaren Licht, aus dem geistigen Tode zum Leben für Gott, und dann ausgerüstet und beständig unterstützt mit der Kraft seiner Gnade.
Im Vorzug von so zahllos vielen hat mich im vollen Sonnenschein des rechten Glaubens geboren werden lassen. Freilich war meine Seele noch im Tode der ersten Sünde befangen, aber er gestaltete ein neues Leben in ihr. Über dem Wasser der Taufe schwebte der Geist und gab ihm Kraft, aus meiner Seele eine neue Schöpfung zu machen. Ein neues Paradies hat er in meiner Seele gepflanzt, die Keime zu allem Leben und aller Fruchtbarkeit senkte er damals schon tief in das Erdreich der Seele. So wie sie sich entwickelten, sandte er Regen und Sonnenschein, und es wuchs im Paradiese der Unschuld eine hundertfältige Mannigfaltigkeit und Pracht aller Tugenden, ein Entzücken für das Auge Gottes und seiner Engel. Es hätte immer so bleiben sollen. Aber der Feind kam in dieses Paradies und knickte eine Blüte nach der anderen. O, wenn die Seele einmal verwüstet und verdorben ist, dann gibt es für sie keine Hoffnung mehr auf dieser Welt. Da muß der allmächtige Schöpfer wieder Hand anlegen, um sein zerstörtes Werk wiederherzustellen. Das hat er getan oder tun wollen mit einer Güte und Langmut, die wir nie genug bewundern können. Hundertmal hat er uns Reue eingeflößt, und hundermal hat er auf die Reue die Verzeihung folgen lassen. Wir können die Bemühungen nicht zählen, die er sich täglich um uns gibt, unsere Trägheit anzuspornen, unsere Gleichgültigkeit zu erwärmen, unsere Schwäche zu unterstützen, unsern bösen Willen umzuwandeln. Er führt uns an den Tisch des Herrn, nachdem er unser Herz bereitet hat, damit die Speise nicht werde zum Gift. Er erleuchtet, reinigt, kräftigt in allen übrigen Heilsmitteln, und er will es tun bis zum letzten Augenblicke.
Welches ist der Dank, den er erwartet? Die Art des Dankes muß sich richten nach der Art seiner Gaben. Hat er uns erleuchtet, so müssen wir seinem Lichte folgen; hat er uns belebt, so müssen wir sein Leben bewahren; hat er uns gestärkt, so müssen wir mit seiner Kraft wirken.
Nolite extinguere spiritum, wollet den Geist nicht auslöschen, ruft der Apostel (Thess. 5). Durch den Glauben der Kirche, durch die Stimme des Gewissens, durch tausend zerstreute Lichtstrahlen leuchtet der Geist in eure Seele. Vielleicht sind eure Augen krank, und das Licht macht ihnen Pein, ich möchtet euch lieber zur Finsternis wenden. Aber löschet den Geist nicht aus, widersetzet euch seiner Wahrheit nicht!
Nolite contristare spiritum sanctum, wollet doch nicht betrüben den Heiligen Geist, ruft der Apostel (Eph. 4). Wie können wir den Heiligen Geist betrüben? Wenn wir seine Pflanzungen in unserer oder anderer Seelen verderben. Am gründlichsten werden sie zerstört durch die Fleischeslust. Schon vor der Sündflut wollte der Geist nicht mehr bei den Menschen bleiben, weil alles Fleisch seinen Weg verderbt hatte; und für alle Zeiten erklärt die Schrift, daß der Geist nicht wohnen will in einem sündhaften Leibe.
Si spiritu vivimus, spiritu et ambulemus, wenn wir im Geiste leben, müssen wir auch im Geiste wandeln (Gal. 5,25). Er ist ein Geist des Feuers und des Eifers. Entschiedene Treue haben wir ihm versprochen bei der Taufe; an seinem Feste sollen wir dies Taufgelübde erneuern. Wir wollen dem Teufel absagen und all seiner Pracht und all seinen Werken. Wir haben es oft wieder gewollt und manchmal versucht; aber wir machten ebensooft die Erfahrung unserer Schwäche. So wollen wir unsere Vorsätze erneuer, den Gebetseifer wecken im Verlangen nach dem Heiligen Geiste, der unserer Schwachheit aufhilft.


Unterricht für den Pfingstmontag

Wonnetrunken über die gnadenvolle Herabkunft des Heiligen Geistes, singt die Kirche zum Eingang der heiligen Messe:
Er speisete sie mit dem Marke des Weizens, Alleluja! und sättigte sie mit Honig aus dem Felsen, Alleluja! Alleluja! Frohlocket Gott, unserm Helfer; frohlocket dem Gott Jakobs! (Ps. 80). Ehre sei dem Vater usw.

Gebet der Kirche. O Gott, der du den Aposteln den Heiligen Geist erteilt hast, gib, daß dein Volk die Wirkung seiner frommen Bitten erfahre, damit jene, denen du den Glauben gegeben hast, von deiner Güte auch den Frieden erlangen. Durch Jesum Christum, deinen Sohn, unsern Herrn. Amen.

Lektion aus der Apostelgschichte X,42-48

In denselben Tagen tat Petrus seinen Mund auf und sprach: Männer, Brüder! Der Herr hat uns befohlen, dem Volke zu predigen und zu bezeugen, daß er es sei, der von Gott verordnet worden ist zum Richter der Lebendingen und Toten. Diesem geben alle Propheten Zeugnis, daß alle, die an ihn glauben, durch seinen Namen Vergebung der Sünden erlangen. Als Petrus noch diese Worte sprach, kam plötzlich der Heilige Geist über alle, die das Wort hörten. Und die Gläubigen aus den Juden, die mit Petrus gekommen waren, staunten, daß auch über die Heiden die Gnade des Heiligen Geistes ausgegossen wurde, denn sie hörten dieselben Sprachen reden und Gott verherrlichen. Dann nahm Petrus das Wort: Kann wohl jemand das Wasser versagen, daß diese nicht getauft werden, die den Heiligen Geist empfangen haben, gleichwie auch wir? Und er befahl, daß sie getauft würden im Namen des Herrn Jesus Christus.

Erklärung

Diese Lektion erzählt, wie der Heilige Geist über die gläubigen Heiden, die bei dem Hauptmann Kornelius versammelt waren und die Predigt des hl. Petrus aufmerksam anhörten, herabgekommen sei. Daß dies noch vor der Taufe geschah, hat seinen Grund wohl teils in dem Außerordentlichen der Begebenheit, indem Kornelius der Erstling aus der Heidenwelt war, der durch Gottes Gnade zum Glauben an Christus und zur Sinnesänderung kam und die Sündenvergebung erhielt; teil geschah es, damit die Juden-Christen lernten, daß auch die Heiden zum Reiche Gotte berufen seien und an der Taufe des Kornelius keinen Anstoß nähmen. Folge auch du dem Zuge der Gnade Gottes, wie Kornelius; höre darum den Predigten aufmerksam und lernbegierig zu, vergiß aber niemals, vor der Predigt den Heiligen Geist andächtig um seine Erleuchtung anzurufen mit dem "Komm, Heiliger Geist usw."

Evangelium Johannes III,16-24

In derselben Zeit sagte Jesus zu Nikodemus: So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeboren Sohn hingab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, daß er die Welt verdamme, sondern, daß die Welt durch ihn selig werde. Wer an ihn glaubt, der wird nicht verdammt, wer aber nicht an ihn glaubt, der ist schon verdammt, weil er an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes nicht glaubt. Was aber (die Welt) verdammt, ist dieses, daß das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen die Finsternis mehr liebten als das Licht; denn ihre Werke waren böse. Denn jeder, der Böses tut, hasset das Licht und geht nicht ans Licht, damit seine werke nicht gestraft werden; wer aber tut, was recht ist, geht ans Licht, damit seine Werke offenbar werden, weil sie in Gott getan sind.

Woraus können wir die Liebe Gottes gegen uns Menschen ermessen?

Daraus, daß er seinen eingeborenen Sohn uns zum Lehrmeister und Erlöser geschenkt und ihn für uns in den schmählichsten und schmerzlichsten Tod dahingegeben hat, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.

Warum werden ungeachtet dieser Liebe Gottes so viele verdammt?

Weil sie nicht an Christus glauben und nicht nach seiner Lehre handeln, sondern die Finsternis, d.i. ihr bösen Werke und ihre Unwissenheit mehr lieben als das Licht, d.h. als den Heiland und seine Lehre. Diese Menschen verdammen also sich selbst: das Gericht geht nicht von Gott, sondern von ihnen aus. Wenn ein Mensch sich als unverbesserlich ausweist, so überläßt ihn Gott seinen verderbten Neigungen; wie sehr also müssen wir vorsichtig sein, daß wir durch Widerstand gegen die Gnade, durch Rückfall in die Sünde den Heiligen Geist in uns nicht betrüben und austreiben!

Warum fliehen die Bösen das Licht oder Christum und seine Lehre?

Damit sie nicht davon der Sündhaftigkeit überwiesen und in ihrer behaglichen Ruhe gestört werden. Die Guten hingegen suchen das Licht, damit sie lernen, was ihren Werken noch fehle, und sonach an ihrer Vervollkommnung arbeiten können. Die Bösen hassen das Licht, weil der Teufel, dem sie dienen, es haßt. Sie geben ihre Lehren für Fortschritt und Bildung aus, um auch andere zu verführen, denn das ist dem bösen Feinde eigen, daß er ein Verführer und Menschenmörder ist.

Welches sind die Beweggründe, Gott zu lieben?

Um die Menschen zur Liebe gegen Gott zu bewegen, schrieb der hl. Johannes: "Laßt uns Gott lieben, der uns zuvor geliebt hat." In der Tat, welche Liebe hat er uns nicht von jeher bewiesen und erweist er uns noch jeden Augenblick! Er hat uns von Ewigkeit geliebt; geliebt, da wir noch nicht waren; er hat uns, obschon er wußte, daß wir Sünder und seine Feinde sein würden, dennoch aus unendlicher Liebe nach seinem Ebenbilde und Gleichnisse erschaffen, indem er dem irdischen Leibe eine unsterbliche, durch Vernunft und Freiheit begabte, durch Heiligkeit und Gerechtigkeit Gott ähnliche Seele einhauchte (Eph. 4,24). Die Menschen fielen und sanken immer tiefer in Sünde und Elend. Da erbarmte er sich, sandte seinen Eingeborenen, der mit seinem Blute die Schuld getilgt hat, und nun, o unergründliche Tiefe göttlicher Liebe! sich selbst zur immerwährenden Seelenspreise dargibt. Was konnte Gott noch mehr geben? Noch eins - den Heiligen Geist, und er hat ihn gesandt und gießt ihn mit allen seinen Gaben und Gnadenschützen durch die heilige Taufe fort und fort in alle Herzen aus. "Wenn wir nun", spricht der hl. Bernhard, "den schon lieben, der etwas Gutes tut, uns in Nöten hilft, für uns sich einer Gefahr aussetzt usw., wie viel mehr sollen wir denjenigen lieben, der uns alles geschenkt hat, was wir haben; der uns die Engel zur Wache, Sonne, Mond und Sterne zur Beleuchtung, die Erde zum Wohnplatze, die Elemente, Pflanzen und Tiere zur Befriedigung unserer notwendigen Bedürfnisse, zum Nutzen und Vergnügen gegeben hat; der uns beständig erhält und vor unzähligen Gefahren behütet; der sich nicht bloß der Lebensgefahr, sondern dem bittersten und schmählichsten Tode für uns preisgegeben hat und all unsere Sünden auch gnädig nachläßt, all unsere Schwachheiten heilet, unser Leben vom Untergange rettet und mit Gnade und Erbarmung krönet!" (Ps. 102).
O laßt uns denn den Gott der Liebe, der zuvor uns geliebt hat, von ganzem Herzen wiederlieben! Er scheint gleichsam nur für uns zu leben und zu wirken, und wir sollten nicht ihm, sonder der Welt und ihren Eitelkeiten leben? - Ach, unendliche Liebe, wir bereuen von Herzen, dich bisher so wenig geliebt, so wenig aus wahrer Liebe zu dir getan zu haben! - O nimm dieses steinerne Herz von uns und gib uns ein neues, das von der Liebe zu dir ewiglich glühe!


Betrachtung über die Firmung

1. Die Wichtigkeit des zweiten Sakramentes erhellt schon aus der Art seiner Spendung.
Dem Bischof ist die Spendung der Firmung vorbehalten, weil es das Sakrament des geistigen Kampfes ist. Firmung heißt Stärkung oder Befestigung. Durch den Priester in die Kirche aufgenommen bei der Taufe, wird der Christ, wenn er heranwächst, vom Bischof in die Reihe der Streiter Christi gestellt. Der junge Christ soll selbständig werden, auf eigenen Füßen stehen und durchs Leben gehen. Dazu muß er ausgerüstet werden. Das Leben ist voll Gefahren, die drei Feinde unsers Heiles bestürmen ihn und suchen ihn zum Falle zu bringen, abwendig zu machen vom Heiland, dem er in der Taufe Treue gelobte. Die Firmung sammelt die Christen unter die Kreuzesfahne Christi und rüstet sie mit übernatürlichen Waffen aus, um unter ihr treu zu kämpfen. Diese himmlische Stärke und Ausrüstung gehört zum Amt des Heiligen Geistes, der die Werke des Vaters und Sohnes vollendet. Wie am ersten Pfingsten über die Apostel und Maria der Heilige Geist in Feuerflammen herabkam und sie umwandelte, so kommt in dem feierlichen Augenblicke, da der Bischof die Hand auf das Haupt des Firmlings legt, der Heilige Geist auf ihn herab, zwar unsichtbar, aber ebenso wahr und wirksam.

2. Zweierlei fällt zunächst am Bischof auf: Die Mitra und der Stab. Beide kennzeichnen ihn als Hirten und Anführer. "Setze, o Herr (so betet er), die Mitra und den Helm des Heiles auf mein Haupt, daß ich wider die Arglist des Erzefeindes und aller Widersacher siegreich kämpfen möge." Wie ein Helm bedeckt die Mitra sein Haupt. Er hat als Anführer der streitenden Kirche selbst zu kämpfen; die meisten Angriffe richte sich gegen ihn; und er hat die Streiterschar anzuführen. Der Stab sagt, daß er als Hirt das Regiment unter den Gläubigen seines Sprengels hat, als Feldherr die Leitung. - Er trägt auch besondere Schuhe, auf die ein Kreuz eingestickt ist. Bei Anlegung derselben betet er: "Lege, o Herr, Schuhe an meine Füße, damit ich gehe, das Evangelium des Friedens zu verkünden" (Ephes. 6). "Wie schön sind die Füße derer, die frohe Botschaft des Heiles bringen!" (Is. 52). "Die euch nicht aufnehmen und hören, von diesen gehet hinaus und schüttelt den Staub von euren Füßen zum Zeichen wider sie" (Mark. 6). - Bei Anlegung des kostbaren Brustkreuzes betet er: "Wolle mich waffnen gegen die Nachstellungen der Feinde mit dem Zeichen des Kreuzes, und geben, daß ich immer im Andenken bewahre das Leiden Christi und der heiligen Märtyrer." - Die Hände bekleidet er mit Handschuhen. Sie bedeuten den Segen; die Gebete bei der Anlegung derselben erinnern an den Segen Isaaks über Jakob. An der Rechten trägt er den Bischofsring als Zeichen der unauflöslichen Vereinigung mit seiner Herde, beständiger Liebe und Treue.

3. Soll die Firmung beginnen, so wäscht der Bischof die Hände, entblößt sein Haupt vor dem Allerhöchsten, den er anrufen will. Die Firmlinge werden sich auf die Knie, der Bischof betet: "Der Heilige Geist komme herab auf euch und die Kraft des Allerhöchsten behüte euch vor Sünde." - Dann breitet er, der geistige Vater, über seine Kinder beide Hände aus, und mit ausgebreiteten Händen betet er: " Allmächtiger, ewiger Gott, du hast diese deine Diener aus dem Wasser und dem Heiligen Geiste neu geboren; du hast ihnen Nachlaß aller Sünden erteilt; o sende jetzt über sie herab vom Himmel deinen siebenfachen Heiligen Geist, den Tröster. Amen. Den Geist der Weisheit und des Verstandes. Amen. Den Geist des Rates und der Stärke. Amen. Den Geist der Wissenschaft und der Frömmigkeit. Amen. Mache voll dieselben mit dem Geiste deiner Furcht und besiegle sie mit dem Siegel des Kreuzes Christi zum ewigen Leben in Gnaden, durch Christum, unsern Herrn."
Das ist die Einleitung der heiligen Handlung. Die sieben Gaben des Heiligen Geistes sollen die Waffen sein gegen die sieben Hauptsünden, die Unglücksgaben des bösen Geistes. Weisheit ist besser als Königskronen. Hochmut verblendet, Weisheit erleuchtet und zeigt, was uns zum Heile dient. Wissenschaft und Verstand von der Religion bringt auch uns den Geist der Wahrheit. "Ihr könnet jetzt noch nicht alles fassen; wenn aber der Geist der Wahrheit kommt, der wird euch in aller Wahrheit unterrichten und an alles erinnern, was ich euch gesagt habe." Die Gabe des Rates für alle zweifelhaften Fälle, wo guter Rat oft so teuer ist, z.B. in der Wahl des Lebensberufes, in Vermeidung und Überwindung der Sündengefahren. Die Gabe der Stärke bedarf man im Lebenskampf vor allem entgegen der Weichlichkeit. Eine herzliche Liebe zu Gott und Freude an allem Göttlichen und Himmlischen macht das Gute leicht. Gottesfurcht endlich schärft das Gewissen und erhält gewissenhaft ohne Rücksicht auf die Welt; dagegen macht die Menschenfurcht feige und gewissenlos.

4. Nach dieser Einleitung wird dem Bischof die Mitra wieder aufs Haupt gesetzt. Wie einst Joseph seine Söhne zum Vater führte, damit er ihnen die Hände auflege, so geleitet ein Pate jeden einzelnen Firmling zum geistlichen Vater. Der Firmling beugt das Knie, der Pate legt die Hand auf seine Schulter, ein Priester in weißer Stola reicht den heiligen Chrisam dar - der Gnadenaugenblick ist da. Der Nachfolger der Apostel legt dem Firmling die rechte Hand aufs Haupt, drückt mit dem Chrisam das Kreuzeswappen auf die Stirne und spricht: "Ich bezeichne dich mit dem Zeichen des Kreuzes und stärke dich mit dem Chrisam des Heiles im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes." - Dies ist der feierliche Augenblick, wo unsichtbar der göttliche Geist sich herniederläßt auf das Haupt und in das Herz des Firmlings, und ihn kennzeichnet als Soldaten Christi. Einen neuen Stand tritt der Firmling an; ein geistiges, unauslöschliches Merkmal wird seiner Seele aufgeprägt. Dieses Merkmal zeichnet ihn aus und wird dereinst seiner himmlischen Seligkeit einen eigentümlichen Zuwachs geben; oder in der Hölle ein eigenes Schandmal bilden.
Die Salbung geschieht mit Chrisam, das eine Zusammensetzung ist aus Olivenöl und Balsam. Das Öl bedeutet Segen, Fruchtbarkeit und Stärkung; der Balsam bedeutet den Wohlgeruch der Tugend und Bewahrung vor der Sündenfäulnis. In Kreuzesform auf die Stirne geschieht diese Salbung, den Firmling zu erinnern, daß er sich des Kreuzes, der Religion des Gekreuzigten niemals schämen darf, sondern seinen Glauben offen und ohne Scheu stets bekennen muß, mag er auch Spott und Verfolgung davon haben. Darum berührt der Bischof auch die Wange des Firmlings und spricht: Der Friede sei mit dir. Trage es geduldig, will er sagen, wenn törichte Leute um Jesu willen dich verspotten verfolgen. Dieser Schlag auf die Wange ist zugleich der geistige Ritterschlag. Wenn in alten Zeiten ein Knappe Ritter wurde, so wurde ihm ein Schwert umgegürtet und mit dem Schwerte dreimal ein Schlag auf die Schulter gegeben als Mahnung: Vergiß nie die Stunde, in der du Ritter geworden bist, und die Pflichten, die du übernahmst. - Ja unvergeßlich, will auch der Bischof sagen, sei dir diese Stunde, in der du ein Ritter Christi geworden bist.
Jesus sprach zu seinen Jüngern: Wenn der Tröster kommen wird, den ich euch vom Vater senden werde, den Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, so wird er von mir Zeugnis geben. Aber auch ihr werdet von mir Zeugnis geben. Dies habe ich ich gesagt, damit ihr nicht Anstoß nehmet. Sie werden euch aus den Synagogen verbannen, je, es wird die Stunde kommen, daß jeder, der euch tötet, glauben wird, Gott dadurch einen Dienst zu erweisen. Und das werden sie euch antun, weil sie weder den Vater noch mich kennen. Ich habe euch dieses vorhergesagt, damit ihr, wenn jene Stunde kommt, euch daran erinnert, daß ich es euch gesagt habe.
Der Firmling tritt zurück und ein Priester in violetter Stola wischt ihm die Stirne ab mit den Worten: "Vor aller Unreinigkeit des Leibes und der Seele möge der Herr dich rein erhalten." Wie besorgt ist doch die Kirche, das Geweihte nicht der Verunehrung preiszugeben. Leib und Seele haben jetzt eine neue Weihe bekommen; möchten sie niemals entweiht und verunehrt werden, besonders durch die Sünde der Unzucht. "Wisset ihr nicht, daß ihr Tempel Gottes seid und der Heilige Geist in euch wohnt? Wer den Tempel Gottes entweihet, den wird der Herr verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr" (1 Kor 6).
Zum Schlusse erteilt der Bischof allen insgesamt noch den heiligen Segen. Er spricht: "Siehe, so wird gesegnet jeder, der den Herrn fürchtet. Es segne euch der Herr von Sion aus, auf daß ihr schauet die Güter Jerusalems alle Tage eures Lebens und habet das ewige Leben." Wie einfach, und doch wie inhaltsvoll ist dieser Segen! Als Löhnung wird dem Streiter Christi verheißen das ewige Leben, ein Glück, das kein Menschenherz zu fassen vermag; für dieses Leben die Güter Jerusalems, vorab der innere Friede, den die Welt nicht geben kann, und ohne den alle Güter und Genüsse der Welt nur Plagen sind.
"Es finden sich wenige in der Kirche Gottes, die jene Frucht der göttlichen Gnade aus der Firmung ziehen, die sie aus ihr ziehen sollen," sagt der römische Katechismus. Leider nur zu wahr. Möchte die Vorbereitung immer eine sorgfältige sein. Möchten alle, die diese kostbare Gnade empfangen haben, sie öfters wieder auffrischen, insbesondere durch öfteren, würdigen Empfang des Bußsakramentes.

Gebet eines Gefirmten (öfter im Jahre zu wiederholen)

Ich danke dir, o Heiliger Geist! daß du mich in dem heiligen Sakramente der Firmung mit deiner Gnade beschenkt und wider alle mir bevorstehenden Verfolgungen gestärkt hast, und bitte ich demütigst, du wollest mich durch deine innerlichen Einsprechungen antreiben, daß ich mit der empfangenen Gnade in allen Gefahren mitwirke, und niemals aus menschlicher Furcht etwas wider die Gebote Gottes und der Kirche begehe. Gib mir die Gnade, eher zu sterben, als dich, o Heiliger Geist, zu betrüben, deinen Einsprechungen zu widerstehen oder dich gar durch eine Todsünde von mir zu vertreiben!

HARTMUT GEISLER
www.hartmut-geisler.de